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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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haben scheint. Als alle anderen über ihre Fälle berichtet hatten, gab ich einen kurzen Überblick über den Jackson-Mord. Ich war im Augenblick noch nicht so weit, Durand zu erwähnen – er war mir in meinen Gedanken immer noch zu wenig greifbar –, aber ich redete über den Museumsbesuch und ließ alle wissen, dass ich sämtliche sich daraus ergebenden Spuren sehr energisch verfolgen würde. Fred Vuska schaute sehr unbehaglich drein, als die anderen unerwarteterweise anfingen, jede Menge Fragen zu stellen.
    Kaum hatte Fred den Raum verlassen, kamen Escobar und Frazee gemeinsam auf mich zu.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Spence.
    Auf meine besorgte Miene hin bemerkte Escobar: »Fred muss es ja nicht wissen.«
    Ich schaute von einem zum anderen. »Habt Ihr Zeit?«
    Sie nickten gleichzeitig, und zwar sehr eifrig.
    »Ihr seid großartig«, sagte ich. »Ich bin gerade noch dabei herauszufinden, worauf ich mich als Nächstes konzentrieren muss, aber ich kann euch spätestens morgen Vormittag Bescheid sagen.«
    Zuerst musste ich einen Besuch erledigen.
     
    Durands Haus lag im Brentwooder Teil von Los Angeles, Ziel dieser berüchtigten Schneckentempo-Jagd, Schauplatz des weltberühmten O.J.-Simpson-Falls, aber weiter oben am Hügel als das Anwesen an der Rockingham. Hier oben in der Stratosphäre waren die Häuser und die Gärten größer, die Zäune dicker und höher, und die Aura des Betreten verboten war bedrückend. Durands Haus – eigentlich mehr ein Anwesen – stand, weit von der Straße zurückgesetzt, auf einem von einem dicht mit Bäumen bestandenen Eckgrundstück.
    Beim ersten Vorbeifahren sah ich es überhaupt nicht. An der Einfahrt gab es ein verschlossenes Sicherheitstor mit einer rechtwinkligen Gegensprechanlage genau in der Mitte. Einen Block weiter wendete ich und stellte das Auto etwa dreißig Meter östlich des Tores ab. Langsam ging ich den vorderen Zaun und die eine Seite ab. Ein hungrig wirkender, schwarzbrauner Rottweiler tauchte nach ungefähr einer Minute auf und lief parallel zu mir etwa drei Meter innerhalb des Zauns. Er bellte kein einziges Mal und knurrte auch nicht, ließ mich aber mit gut getimtem Lefzenlecken wissen, dass ich appetitlich aussah. Als ich die Hand auf den Zaun legte, bleckte er die Zähne. Das reichte mir.
    Die Garage war das meiner Position nächstgelegene Gebäude. Ein Nebengebäude, das eine Art Gäste- oder Bedienstetenunterkunft zu sein schien, war an die Rückseite des Hauses angebaut. Vielleicht war es auch ein Atelier, falls dieser Kerl wirklich ein derart kreatives Genie war. Es war ohne direkte Verbindung zum Haupthaus und stand ein gutes Stück davon zurückgesetzt. Zwischen diesem Anbau und der nächsten Grundstücksgrenze lagen noch zwanzig oder fünfundzwanzig Meter Garten – es muss schön sein, wenn man so reich ist, dass man sich mitten in L. A. einen solchen Grundbesitz leisten kann. Ich hätte dort was Essbares angepflanzt. Tomaten und Auberginen. Oder viele Kräuter.
    Am Ende des Zauns machte ich kehrt und ging den Weg zurück, und der Rottweiler ließ mich auch jetzt nicht aus den Augen. Als ich wieder am Tor angelangt war, krächzte eine Stimme aus einem Lautsprecher, den ich nicht sofort entdeckte. Schließlich erkannte ich, dass er in einem Kreuzblumenornament eines der Torpfosten versteckt war. War das ein Detail, das sich Durand, Meister der Täuschung, selbst ausgedacht hatte?
    Niemand weiß besser als ein Detective, dass Detailbesessenheit alles ist.
    Den Lautsprecher hatte man aber offensichtlich aus dem Schutt des Burger-Drive-Ins in Malibu gefischt, der im letzten großen Regen einen Hügel hinuntergerutscht war.
    K’nn’ch’nen h’lfen?
    »Nein, danke.«
    Stille. Dann Kann ’ch Ihnen h’lfen? Es war nachdrücklicher, aber nicht viel deutlicher.
    »Nein. Wirklich nicht. Aber nochmals vielen Dank.« Wenn die Tonqualität am anderen Ende ähnlich schlecht war, hatte er mein Kichern wahrscheinlich nicht gehört.
    Das war vermutlich nicht die Art von Antwort, die Durands Wächter normalerweise von Zaungästen zu hören bekamen. Touristen würden vor Verlegenheit türmen. Perverse würden sich schleunigst aus dem Staub machen, um nicht wegen Herumlungerns verhört zu werden, was eins der hübschesten Verbrechen ist, die uns ein genaueres Nachforschen gestatten, und das führt oft zu einer Verhaftung wegen eines viel schwereren Verbrechens. Aber ich ging einfach nur den Bürgersteig entlang; wie jeder normale Bürger hatte ich jedes

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