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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sagen: Meine Tränen waren gar nicht so furchtbar falsch.
    Jean de Malestroit wand sich bereits, als er sagte: »Ach, nun gut denn, wenn es Euch so viel bedeutet, werde ich mich erkundigen, wohin diese Dinge gelangt sind. Aber erhofft Euch nicht zu viel.«
     
    Ich wusste, dass mein Bischof wahrscheinlich Recht hatte – es gab kaum Hoffnung, dass das Hemd, so grausig es auch sein mochte, von irgendjemandem aufbewahrt worden war, und vor allem von diesen Schurken nicht, deren Schuld es bestätigen würde! Wohin sollte man es denn auch legen, ohne dass es die ganze Umgebung besudelte?
    François Prelati würde wissen, was daraus geworden war, aber er war ein Schweinehund, der versuchen würde, dieses Wissen gegen irgendeinen Vorteil vor Gericht einzutauschen. Ich hatte nichts, womit ich ihn verführen konnte. Meine einzige Möglichkeit war ein Besuch bei Perrine Rondeau. Ich wusste, dass sie mit vielen anderen wegen dieses Prozesses nach Nantes gereist war, und sie alle wohnten vorübergehend am Rande der Stadt. Am Flussufer waren große Zeltlager dieser Pilger entstanden. Ich musste nur von einem Lagerfeuer zum nächsten gehen und nach ihr fragen – sie hatte sich mit dem Gewicht ihres Charakters einen Namen unter den Leuten gemacht.
    Als ich sie am nächsten Morgen vor Prozessbeginn fand, zeugte Perrine Rondeaus fröhliche Stimmung von einer völligen Erholung von der Belastung durch ihre Zeugenaussage am Tag zuvor. Allerdings hatte sie gesagt, was sie zu sagen hatte, und damit war die Sache für sie erledigt. Im Gegensatz zu vielen anderen, bei denen der Schmerz der Aussage länger verweilen würde, hatte sie kein Kind verloren.
    Eine stattliche steinerne Feuerstelle war schon vor vielen Jahren an einer Stelle am Flussufer errichtet worden, wo die Fischer sich oft den Fisch brieten, den sie aus den schlammigen Gewässern zogen. Eine kräftige Stange aus sehr grünem Holz lag über den Steinen, und daran hatte Madame Rondeau einen Kessel am Henkel aufgehängt. Dort stand sie und rührte summend Haferbrei über dem Feuer, und ihre rundlichen Hüften wiegten sich mit dem Kreisen ihres Arms. Zu ihren Füßen lag auf einem Tuch ein großer, flacher und sauber gewaschener Flussstein, auf den sie die Grütze nach dem Kochen gießen würde. Wenn sie ausgekühlt war, würde sie in klebrige Stücke zerbrochen, die man aus der Hand aß. Die Speise war fade und geschmacklos, würde aber die Mägen vieler hungriger Menschen füllen, die in der Nähe warteten und von denen niemand die Schüsseln und Utensilien besaß, um anständig zu essen. Wie sehr hatte ich mich doch an diese Segnungen gewöhnt – eine Schüssel, ein Brett, einen Löffel, reichlich Nahrung, die man warm und mit Würde essen konnte. Für mich inzwischen reine Gewohnheit, für einen Armen aber große Schätze. Gottes willkürliche Verteilung von Glück und Wohlstand war immer so verwirrend.
    Aber Er hatte Perrine Rondeau mit einer wunderbaren Herzlichkeit gesegnet, die sie jetzt zum Wohle derer einsetzte, denen dergleichen Mittel fehlten. Der Dampf, der aus dem Kessel aufstieg, kräuselte ihre mit einem Tuch zurückgebundenen Haare an den Schläfen. Über ihrem Gewand trug sie eine große Schürze, deren Ärmel ein Stück aufgekrempelt waren.
    Sie musterte meine Ordenstracht und nickte dann ehrerbietig.
    »Guten Morgen, Mutter«, sagte sie.
    »Guten Morgen. Seid Ihr Madame Rondeau?«
    »Die bin ich.«
    »Gott segne Euch, Madame. Ich habe Euch nach Eurer Aussage gestern in mein Nachtgebet eingeschlossen. Ich hoffe, Ihr seid von der plötzlichen Krankheit, die Euch überfiel, genesen.«
    »O ja. Und vielen Dank für Eure Gebete. Sie kommen und gehen, diese Schüttellähmungen. Nach einer Weile komme ich immer wieder zu mir.«
    »Ihr seid eine tapfere Frau, und auch sehr hartnäckig in Euren Nachforschungen.«
    »Ach«, sagte sie, »andere würden sagen, ich bin einfach zu neugierig.«
    »Ich will über Euer Verhalten nicht urteilen, Madame, aber Eure Neugier war, wie sich zeigte, sehr hilfreich.«
    »Das ist nicht immer der Fall.« Sie grinste schelmisch. »Aber wenn dem Ankläger half, was ich sagte, bin ich froh darüber. Und mir hat es nicht geschadet, dass ich gesprochen habe«, sagte sie. »Ich bedaure diejenigen, die Kinder verloren haben. Vor allem die Frau, die am Tag davor sprach, als die Sitzung unterbrochen wurde.«
    Sie zog den Holzlöffel aus dem Kessel, klopfte die anhängenden Breiklumpen am Rand ab und legte den Löffel dann auf den Kessel. Als

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