Die Schreckenskammer
Gerichts anerkennt.«
Wieder wandte Seine Eminenz sich an Milord. »Ihr habt die Frage gehört. Was sagt Ihr dazu?«
Gilles de Rais sah aus, als hätte man ihm den Schierlingsbecher angeboten. Er wandte sich den beiden Richtern zu und sagte: »Ich gebe zu, dass diese Richter befugt sind, über mich zu richten, und ich bestätige ihre Zuständigkeit.«
Dann schluchzte er und fuhr unter Tränen fort: »Ich gestehe vor Gott und diesem Gericht, dass ich diese Verbrechen, die mir zur Last gelegt werden, tatsächlich begangen habe und dass dies alles innerhalb der Gerichtsbarkeit dieser Richter geschehen ist.«
Wegen der Schreie der Zuschauer konnte ich ihn kaum noch verstehen. Ich stand auf, legte mir eine Hand ans Ohr und hörte so seine Entschuldigung. »Demütig und ergeben bitte ich diese Richter und alle anderen Kleriker, gegen die ich beleidigende Worte gerichtet habe, mir zu vergeben.«
Jean de Malestroit und Bruder Blouyn waren sprachlos vor Erstaunen. Sie sahen einander kurz an und kamen zu einem wortlosen Einverständnis. Seine Eminenz hob die Hand, um Ruhe einzufordern, und sagte dann: »Um der Liebe Gottes willen, Gilles de Rais, Euch ist vergeben.«
Chapeillon fand seine Stimme wieder. »Wenn es dem Gericht beliebt, bitte ich um die Erlaubnis, die in den einzelnen Punkten genannten Verbrechen, die Milord eingestanden hat, zu beweisen.«
»Die Anklagepunkte sind durch die Art ihrer Darlegung als Beweismittel zulässig und stellen einen hinreichenden Beweis dar«, erklärte Bruder Blouyn entschieden.
»Dann möchte ich Milord bitten, auf die einzelnen Punkte einzugehen, um diese Beweise zu bestätigen.«
Alle Augen wanderten zu Milord, der sich unter diesen Blicken aufrichtete. Er öffnete den Mund, wie um zu sprechen, doch Jean de Malestroit hob die Hand, und er hielt inne.
»Ihr müsst zuerst einen Eid der Wahrhaftigkeit leisten, dass das, was Ihr sagt, die Wahrheit vor Gott ist und nichts als die Wahrheit.«
Einen Augenblick lang sah Gilles de Rais auf seine Füße hinunter. »Ich schwöre es vor Gott.«
Wir saßen in gespanntem Schweigen da, während Milord seine Bestätigung und Annahme der Punkte eins bis vier der Anklageschrift erklärte und ebenso der Punkte acht bis elf, die alle die Zuständigkeit des Gerichts und seiner Mitglieder betrafen. »Und Punkt vierzehn bestätige ich ebenfalls. In Bezug auf Artikel dreizehn bestätige ich das Vorhandensein einer Kathedrale in Nantes und dass Jean de Malestroit Bischof dieser Kirche ist. Darüber hinaus, Milords, bestätige ich, dass die Schlösser von Machecoul und Saint-Etienne-de-Mer-Morte innerhalb der Grenzen dieser Diözese liegen.«
Nun folgte eine kurze Pause, in der wir alle den Atem anhielten.
Jean de Malestroits Stimme zerriss die Stille wie das Läuten einer Glocke. »Fahrt fort«, sagte er.
Gilles de Rais räusperte sich und setzte dann aufs Neue an. Aber die Worte, die er sprach, waren nicht die, welche ich erwartet hatte.
»Ich habe die christliche Taufe empfangen. Und als Christ schwöre ich, dass ich niemals böse Geister angerufen oder andere dazu angehalten habe. Auch habe ich diesen Geistern nie etwas als Opfer dargeboten.«
Chapeillon und Blouyn wechselten einen Blick. Die Luft knisterte förmlich vor Spannung, die Jean de Malestroit noch erhöhte, indem er sagte: »Denkt daran, Milord, dass Ihr einen heiligen Eid geleistet habt.«
»Ich habe meinen Eid nicht vergessen, Milord. « Und dann setzte er zu einer Art Erklärung an. »Ich gebe zu, ein Buch über Alchimie von einem Ritter aus Anjou erhalten zu haben, der jetzt wegen Ketzerei im Kerker sitzt, und ich gebe zu, dass ich eine öffentliche Lesung aus diesem Buch vor mehreren Personen in einem Zimmer in Angers veranlasst habe. Ich habe mit besagtem Ritter über die Ausübung der Alchimie gesprochen, aber ich gab dem Ritter das Buch zurück, nachdem es nur kurze Zeit in meinem Besitz war. Ich betrieb auch tatsächlich die Alchimie, zusammen mit François Prelati und dem Goldschmied Jean Petit, die Euch beide bekannt sind. Ich bediente mich der Hilfe dieser Alchimisten, um Quecksilber in Gold zu verwandeln. Doch unsere Bemühungen zeitigten keinen Erfolg.«
Jean de Malestroit starrte ihn böse an und sagte: »Man hat erfahren, dass in Tiffauges Öfen ausschließlich zum Zwecke der Alchimie gebaut wurden.«
Diese Aussage schien De Rais zu überraschen, als wäre das Vorhandensein dieser Öfen ein Geheimnis. Doch er entgegnete ohne Zögern: »Ja, ich habe diese Öfen
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