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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Verhalten während dieses Prozesses zu unterlassen, damit dieser unbeeinträchtigt von solchen Gefühlen, so sie zwischen Euch vorhanden sind, durchgeführt werden kann?«
    Alle schworen es.
    »Milord Gilles, nehmt Ihr die Aussagen dieser vereidigten Zeugen und aller anderen, die der Ankläger noch aufrufen und ebenfalls vereidigen mag, an?«
    »Das tue ich«, sagte er. Seine Stimme klang kraftlos, leblos.
    »Und habt Ihr vor, das Gericht herauszufordern, indem ihr den Charakter von einem dieser Zeugen anzweifelt?«
    »Nein, das habe ich nicht vor.«
    »Habt Ihr vor, Sie selbst zu befragen, wie es Euer Recht ist?«
    »Ich verlasse mich darauf, dass ihr Gewissen sie durch ihre Aussage führt.«
    »Dann soll es so sein wie verfügt«, sagte Jean de Malestroit. »Wir werden am kommenden Montag, dem 17. Oktober, wieder zusammentreten, um ihre Aussagen zu hören.«
    Er griff nach dem Hammer und hob ihn, um damit den Verhandlungstag abzuschließen, als Gilles de Rais plötzlich vortrat. Der Hammer war noch erhoben, und als der Angeklagte zu sprechen anhub, legte Seine Eminenz den Hammer wieder zur Seite.
    »Meine Herren Richter«, sagte Gilles und fiel auf die Knie. »Ich bitte Euch demütig, mich wieder zu den Sakramenten zuzulassen. Widerruft meine Exkommunikation, ich flehe Euch an. Ich kann es nicht ertragen, von der Gnade des göttlichen Trostes ausgeschlossen zu sein.« Sein Gesicht war tränennass, und seine Schultern hoben und senkten sich mit seinem Schluchzen. »Habt Erbarmen mit mir, einem Kind Gottes, und versetzt mich mit einem schriftlichen Erlass wieder in den Stand der Gnade.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, dann schaute Jean de Malestroit Bruder Blouyn an. »Seid Ihr damit einverstanden?«, fragte er.
    Bruder Blouyn musterte einige Augenblicke lang eingehend seine Hände und dachte vielleicht an Herzog Jeans Missvergnügen, wenn er dieser Bitte entspräche. Aber am Ende hatte auch er Mitleid und nickte.
    »Dann soll es geschehen«, sagte Seine Eminenz. Er sprach leise mit einem Schreiber, der emsig mitschrieb, was er diktierte. Als die Niederschrift abgeschlossen war, las Seine Eminenz das Geschriebene und unterzeichnete es mit seinem Namen.
    Er gab es dem Schreiber zurück. »Lasst viele Abschriften anfertigen und sie öffentlich aushängen«, sagte er. »Und lasst die Ausrufer es bekannt machen.«
    Ich schwöre bei Gott, Milord Gilles hätte seine Füße geküsst, wäre nicht der Tisch zwischen ihnen gewesen. Der Hammer senkte sich.
     
    François Prelati sprach ruhig zuerst von den Ereignissen, die ihn in die Dienste von Gilles de Rais gebracht hatten, dann von seiner Verführung durch Blanchet und seiner Beschäftigung mit den dunklen Künsten zusammen mit seinem Herren. Dann trat Blanchet selbst auf und bestätigte die Berichte über schwarze Magie und Hexerei und die ketzerischen Beschwörungen des Teufels. Henriet Griart sagte aus, dass er teilgenommen habe an der Beschaffung und Ermordung vieler Kinder, und dass er es freiwillig getan habe.
    Doch es war Poitou, dessen Aussage am entsetzlichsten war. Er beschrieb noch einmal das überhastete Verlassen des Schlosses in Champtocé und das Fortschaffen und Beseitigen von sechsundvierzig Leichen. Doch dann fügte er noch ein neues Kapitel hinzu: Das war meine Einführung in Milords Sünden. Gott behüte mich, später habe ich selbst Milord viele Kinder für seine Ausschweifungen zugeführt, vielleicht bis zu vierzig. In der ganzen Zeit wusste ich, was er mit ihnen vorhatte. Er fand großes Vergnügen an diesem Laster, er stöhnte vor Entzücken und zitterte vor Lust, während die Kinder heulten.
    Manchmal, wenn das Heulen so laut wurde, dass es ihn ärgerte oder er eine Entdeckung fürchtete, hängte er das Kind am Halse auf, bis es fast tot war, nahm es dann wieder ab und schärfte ihm ein, nur ja still zu sein. Oder er verführte sie zu dem Glauben, er werde ihnen nichts tun und wolle nur sein Vergnügen mit ihnen. Aber danach tötete er sie immer oder ließ es von mir oder einem anderen seiner Diener tun. Meistens fanden wir sie unter den Armen, die in der Umgebung von Milords verschiedenen Burgen um Almosen bettelten, doch manchmal waren sie auch von höherem Stand. Und wenn er keine für seine Ausschweifungen geeigneten Kinder finden konnte, trieb er seine widernatürliche Unzucht mit den Kindern seines eigenen Kapellenchors, vor allem mit den beiden Söhnen von Magister Briand aus Nantes. Aber diese Knaben tötete er nicht – er schätzte sie

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