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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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über jeden schlechten Witz seiner Kameraden zu lachen und schließlich, über einen Stamm gebeugt, einzuschlafen und mit Kopfschmerzen und Bartstoppeln wieder aufzuwachen? Sein Vater hatte es getan, auch als wir schon verheiratet waren und ich mit Jean schwanger ging. Ich schalt ihn, wenn er in einem solchen Zustand heimkam, aber Etienne sprach immer mit großer Begeisterung von diesen Nächten, denn er liebte die Sorglosigkeit und Kameradschaft. Jeans Gefährten, das vermute ich, waren eher wie Frère Demien – ein sorgfältiger Gärtner mit einem trockenen Humor, aber ohne jegliche Vorstellung, was Abenteuer angeht. Jeans einziger wahrer Bruder war schon lange nicht mehr bei uns, und sein Milchbruder hatte sich in etwas verwandelt, das wir beide letztlich nicht ganz ergründen konnten.
    Gemeinsam stiegen wir die wenigen Stufen in die untere Halle von La Tour Neuve hinauf und gesellten uns zu jenen, die darauf warteten, ins Gericht eingelassen zu werden. Hin und wieder beugte ich mich zu einem Bekannten, ob nun Schwester oder Bruder, und flüsterte: Mein Sohn, woraufhin ich viele Ohhs der Anerkennung von diesen guten Seelen erhielt. Jean schien es nichts auszumachen, so vorgeführt zu werden.
    Aber dann blieb er unvermittelt stehen und verharrte stocksteif am Ende des Ganges, denn Milord Gilles kam soeben um die Ecke. Er war umringt von Wachen in dichter Formation, die sich Mühe gaben, es so aussehen zu lassen, als wären sie eine Ehrengarde und nicht das bewegliche Gefängnis, das sie in Wahrheit darstellten. Als der Angeklagte voranschritt, warf er all jenen Blicke zu, die seinen Weg säumten; wir waren viele in der Zahl und höchst unterschiedlich im Rang, aber ein jeder blieb gleich stumm und starr. Von Gesicht zu Gesicht wanderten seine Augen, doch verharrten sie nirgendwo länger als einen kurzen Augenblick. Er schaute zuerst mir direkt in die Augen, dann meinem Sohn, aber seine Blicke verrieten weder Gefühl noch Wiedererkennen.
    All die so schwer Geschädigten waren da und der neugierige Adel. Diplomaten und Würdenträger saßen Schulter an Schulter mit jenen, die ihre Schuhe besohlt und ihre Butter gerührt hatten, denn sie waren alle gleich gefesselt von den schmutzigen Enthüllungen, die jeder Tag brachte, möge Gott unseren schwachen Seelen gnädig sein. Vor uns stand der Beschuldigte Gilles de Rais, der, seit ich ihn verlassen hatte, Rücksprache mit dem Teufel gehalten haben musste, denn seine unordentliche Zerzaustheit war verwandelt worden in einen Zustand neuerlicher Pracht und Macht, und er schien jetzt bereit zu sein, sich seinen Anklägern mit geradezu unheimlich anmutender Entschlossenheit zu stellen.
    Jean de Malestroit und Vize-Inquisitor Blouyn flüsterten inmitten all dieser Verwirrung eindringlich miteinander. Es schien nur wenige Augenblicke zu dauern, bis Seine Eminenz mit seinem Hammer die Aufmerksamkeit der Versammlung einforderte. Er stand auf und schaute über Milord Gilles hinweg zu der Menge, um zu verkünden: »Morgen werden wir zur Stunde der Terz zusammentreten, um zu hören, welche Einwände, Rechtfertigungen, mildernde Umstände oder was auch immer sonst der Beschuldigte zu seinen Gunsten vorzubringen hat. Das Gericht stellt fest, dass Baron Gilles de Rais, besagter Beschuldigter, weiterhin nicht bereit ist, dies zu tun.«
    Die Schreiber begannen zu kritzeln. Verwirrtes Gemurmel erfüllte die Luft – sollte das schon alles für diesen Tag sein? Es schien unmöglich.
    Und dann wandte Jean de Malestroit sich direkt an Milord Gilles. »Nach eingehenden Überlegungen, sowohl juristischer wie spiritueller Art, haben wir beschlossen, Milord, dass wir, auch wenn wir den morgigen Tag zu jenem bestimmt haben, an dem Ihr dem Gericht sagen könnt, was Ihr zu sagen habt, diesen Prozess nun unverzüglich mit einer Folterung fortsetzen werden.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Wieder und wieder sauste der Hammer auf den Tisch nieder. Als die Unruhe schließlich gebändigt war, stand Milord alleine inmitten seiner Beobachter. Seine Lippen bewegten sich stumm, als versuche er zu begreifen, was eben gesagt worden war. Man hätte meinen können, er stammelte: Folter, ich soll gefoltert werden.
    Er hätte nicht überrascht sein dürfen.
    Meine Finger umklammerten Jeans Arm. »Er ist nicht mehr bei klarem Verstand«, sagte ich ernst. »Er erhebt keine Einwände.«
    Auch die Menge hatte diese ungewöhnliche Reaktion bemerkt und wurde wieder unruhig. Aufs Neue war Seine Eminenz gezwungen, die

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