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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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»Schreibt es nieder. Ich ernenne hiermit den Bischof von Saint-Brieuc und Monsieur le Président Pierre l’Hôpital an meiner und Bruder Blouyns Stelle zum Richter und zum Vikar des Inquisitors.«
    Die fraglichen Herren waren anwesend, da man sie als Zeugen der Folter berufen hatte. Jetzt sollten Sie stattdessen das Geständnis hören. Zum Zeichen Ihrer Bereitschaft standen beide auf.
    »Das Gericht entbietet diesen ehrenwerten Herren seinen Dank für ihre Bemühungen«, proklamierte Jean de Malestroit und nickte ihnen zu. Dann wandte er sich wieder an die Schreiber und sagte: »Eine öffentliche Bekanntmachung dieses Beschlusses soll verfasst und mehrere Abschriften davon sollen dann ordnungsgemäß angeschlagen werden.«
    Milord Gilles sank, sichtlich zitternd, auf seinen Stuhl zurück.
    » Merci, merci bien « , sagte er mit schwacher und dünner Stimme. »Ich bin Euch zutiefst dankbar.«
    Als hätte er ihn gar nicht gehört, wandte Jean de Malestroit sich an den Angeklagten und sagte: »Gilles de Rais, Ritter, Baron der Bretagne, Ihr werdet nun in Eure Gemächer im oberen Teil dieses Schlosses gebracht, damit Eure Geständnisse gehört werden können in Bezug auf besagte Dinge und Anklagepunkte, auf die Ihr noch nicht zur Gänze geantwortet habt. Diese Geständnisse sollen beginnen vor der zweiten Stunde; wenn besagte Geständnisse zu diesem Zeitpunkt noch nicht begonnen haben, wird die Folter wie beschlossen angewendet.«

34
    Wir brauchten sechs reifenquietschende Minuten, um das Studio zu erreichen. Ellen Leeds’ Bemerkung über »Verzögerung« klang mir in den Ohren, denn jede Sekunde, die verging, bedeutete noch mehr Blut, das aus einer von Jeffs Venen oder Arterien spritzte. Die Horde Streifenwagen, die uns vom Haus hierher gefolgt war, strömte auf dem Parkplatz zusammen, als wir aus dem Fahrzeug stiegen. Autotüren wurden aufgestoßen, und in ihrem Schutz ging ein ganzer Trupp Polizisten in Stellung.
    Das Gelände war bereits mit gelbem Band abgesperrt, damit die Presse uns nicht in die Quere kam oder sich selbst in Gefahr brachte. Ein Hubschrauber des Fernsehens über unseren Köpfen machte eine Verständigung so gut wie unmöglich; was mochte dieser Lärm in dem schon jetzt völlig durchgedrehten und labilen Wilbur Durand anrichten?
    Die Frustration wurde immer schlimmer. »Wenn der nicht bald verschwindet, schieße ich ihn ab«, schrie ich.
    Escobar war sofort bei mir. »Schau, auf wem der landen würde«, rief er zurück.
    Einem Haufen Polizisten.
    Überall flogen Staub und Unrat herum. Ich schaute mich wie in Zeitlupe um. Ein uniformierter Beamter lag etwa zehn Meter innerhalb der Absperrung am Boden.
    »O Gott, schau mal da …«
    Er lag auf dem Bauch in einer immer größer werdenden Pfütze seines eigenen Blutes. Seine Waffe lag einen knappen Meter von seinen zuckenden Fingern entfernt, die vergeblich danach griffen. Ein Sanitäter kroch unter dem Absperrband hindurch und versuchte, sich zu dem verletzten Beamten vorzuarbeiten, aber er hatte kaum drei Meter geschafft, als eine Kugel nur wenige Zentimeter von ihm entfernt vom Asphalt abprallte. Jedes Mal wenn ein Sanitäter oder Polizist versuchte, zu dem Verletzten zu gelangen, passierte dasselbe. Aber sie wurden nie getroffen, nur gewarnt.
    »Anscheinend schießt er mit Absicht daneben«, sagte Spence hinter der offenen Tür unseres Einsatzwagens hervor.
    Wieder duckte sich ein Sanitäter und versuchte, zu dem Verletzten zu gelangen. Diesmal wurde der Schuss direkt auf die Satellitenschüssel eines der Nachrichten-Transporter abgefeuert. Metallsplitter flogen herum und trafen Leute in der näheren Umgebung. Jeder suchte sich eine bessere Deckung.
    »Na ja, jetzt wissen wir wenigstens, dass er kein schlechter Schütze ist«, murmelte ich.
    Es war ein Traum, ein Albtraum, eine Illusion – alles wirkte völlig irreal. Doch dann zwängte sich die Logik durch den Wahnsinn, und mir kam eine verblüffende Erkenntnis.
    Ich stand langsam auf, steckte deutlich sichtbar meine Waffe ins Halfter und ging auf das gelbe Band zu.
    Spence streckte die Hand nach mir aus und versuchte, mich zu packen, aber ich war bereits außerhalb seiner Reichweite. Ich hörte Escobar meinen Namen rufen und mir zuschreien, ich solle wieder in Deckung gehen. Seelenruhig drehte ich mich um und sagte: »Er wird mich nicht erschießen. Er fordert mich heraus.«
    Die beiden protestierten. Ich verstand die Worte spinnt und verrückt. Noch immer ruhig, antwortete ich auf ihre

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