Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
Vom Netzwerk:
Pflichtverteidiger, dessen Gerechtigkeitsgefühl es ihm unmöglich gemacht hatte, noch länger irgendwelchen Abschaum für unverzeihliche Verbrechen zu verteidigen. Jim war ein durchaus ebenbürtiger Gegner für Sheila Carmichael, die es allerdings auch dann schwer haben würde, wenn der Anklagevertreter eine Niete wäre.
    Wie vorauszusehen war, stürzte die Dame sich mit Feuereifer in die Sache. Als Johannsen den Antrag auf Entnahme einer Blutprobe stellte, damit ein DNA-Vergleich vorgenommen werden konnte, reichte sie sofort einen Schriftsatz mit einem Gegenargument ein, das sich fast ausschließlich auf Bürgerrechtsaspekte stützte. Johannsens Antrag wurde schließlich stattgegeben, aber sein Sieg wurde im Presseecho in den Schatten gestellt von Carmichaels Antrag auf eine Kautionsanhörung. Der Richter lauschte stumm, aber mit einem Ausdruck unverhüllten Abscheus auf dem Gesicht ihrem Argument, dass ihr Bruder »starke Verbindungen zur Hollywood-Gemeinde« habe. Johannsen, der wusste, dass eine Kaution völlig ausgeschlossen war, wies darauf hin, dass Durand keine Schwierigkeiten habe, auch Millionenbeträge zu hinterlegen. Die Polizisten, die anwesend waren, erzählten mir, dass seine Schwester, als der Richter ihren Antrag verwarf, einen Wutausbruch bekam, woraufhin der Richter den Saal verließ, so dass sie ihre Klagen und Beschwerden einer leeren Bank vortragen musste.
    Der DNA-Test lag schon nach wenigen Tagen vor. Er entsprach der Probe, die man Jeff entnommen hatte. Ich fuhr mit Evan so oft wie möglich zu ihm, aber es war sehr schwer, ihn anzusehen. Die körperlichen Probleme, die er durchzustehen hatte, waren furchtbar. Die seelischen allerdings konnten womöglich noch schlimmer werden. Evan war ihm ein treu sorgender Freund, eine beständige Quelle der Unterstützung. Aber die Belastung forderte ihren Tribut.
    »Das hätte ich sein sollen, oder?«
    Ich konnte es nicht völlig abstreiten, aber sicher sein konnte ich auch nicht. »Wir wissen es einfach nicht«, sagte ich ihm. »Durand sagt nichts.« Evans Schuldbewusstsein wegen dieser Sache würde sich wahrscheinlich noch eine ganze Weile nicht zeigen, aber Doc Erkinnen hatte mir eingeschärft, auf Symptome zu achten – Verschlossenheit, Gereiztheit, der häufige Wunsch, allein zu sein. Beschäftigung mit makabren Dingen. Also keine Horrorfilme mehr für meinen Sohn; seine eigene Wirklichkeit hatte sie alle übertroffen.
    Jeff würde nie mehr Obst essen; sein verkürzter Verdauungstrakt versagte ihm dieses Vergnügen. Für eine Weile würde er eine Infusionsvorrichtung mit sich herumtragen müssen, denn er brauchte die stetige Zufuhr von Antibiotika, deren Zusammensetzung sich regelmäßig änderte, um die Infektionen zu bekämpfen, die zwangsläufig auftreten mussten, da sein Darm der Luft ausgesetzt gewesen war. Man hatte ihm einen knappen Meter herausschneiden müssen, der praktisch vertrocknet war, aber die Eltern hatten den Ärzten gestattet, wenigstens zu versuchen, einen Teil, der noch in einem besseren Zustand war, wiederherzustellen.
    Irgendjemandes Kugel hatte seine rechte Niere durchschlagen, und sie war in Fetzen entfernt worden. Er wäre beinahe verblutet;
    Hunderte von Polizisten hatten für ihn Blut gespendet. Trotz mehrerer Transfusionen wäre er dennoch beinahe gestorben. Auch wenn er sich wieder so weit erholte, dass er sich normal bewegen konnte, würde er dennoch nie Football oder irgendeinen anderen Sport betreiben können, bei dem auch nur die geringste Gefahr bestand, dass seine verbliebene Niere beschädigt werden könnte.
    Irgendwie, und vorwiegend dank Spence und Escobar, ging die Polizeiarbeit, die zum Abschluss des Falls nötig war, zügig voran. Nun waren Gerichtsbeschlüsse leicht zu bekommen. Sie erhielten einen weiteren Durchsuchungsbefehl für das Haus, doch diesmal wussten sie genauer, wonach sie suchten. In einer von Wilbur Durands Wäscheschubladen fanden sie einen einzelnen Knopf.
    Von Earl Jacksons Hemd. Sofort wurde die Anklage gegen Durand um Mord in Tateinheit mit Vergewaltigung und Entführung eines Kindes erweitert. Runter mit seinem Kopf.

35
    Was folgt, ist das Geständnis von Gilles de Rais, Ritter, Baron der Bretagne, der Angeklagte, freiwillig abgelegt ohne jeden Zwang, und mit aller Freiheit des Geistes am Nachmittag des Freitag, den 21. Oktober 1440.
    Zum Vorwurf der Entführung und des Todes vieler Kinder, der triebhaften, unzüchtigen und unnatürlicher Laster, der grausamen und abscheulichen Art der

Weitere Kostenlose Bücher