Die Schreckenskammer
sei nicht gut, dass der Junge dergestalt helfe, da in der Umgebung von Nantes kleine Kinder gefangen und getötet würden. Die Mutter beklagte sich später bei der Frau des Kochs, dass kurz nach ihrer ersten Anfrage zwei Männer zu ihr gekommen seien und sehr barsch mit ihr gesprochen hätten, dahingehend, dass sie sich besser überhaupt nicht beklage, da es weder ihr noch ihrem Sohn etwas bringe.
Der Sohn von Jean Jenvret war ein Schuljunge von nur neun Jahren, der sich oft in der Umgebung des Hôtel de la Suze in Nantes aufhielt. Seine Familie lebte in der Gemeinde Saint-Croix in Nantes, hatte aber enge Beziehungen zu Bourgneuf. Zwei Jahre zuvor, so erzählte mir seine Schwester, etwa acht Tage vor dem Fest des Heiligen Johannes des Täufers, sei der kleine Jenvret ohne ein Wort verschwunden.
Und in der Gemeinde Notre Dame in Nantes verschwand der Sohn von Jeanne Degrepie etwa um Johanni herum, also nur wenige Tage nach dem Vorfall in Saint-Croix. Seine Mutter berichtete von einer Frau namens Perrine Martin, die angeblich dabei gesehen wurde, wie sie den Jungen wegführte, und später mit ihm auf der Straße nach Machecoul noch einmal gesehen wurde. Keiner hat eine Meinung darüber, warum diese Perrine den Jungen nach Machecoul gebracht haben könnte.
Ein Schuljunge aus der Gemeinde Saint-Donatien in der Nähe von Nantes, ein wunderschönes Kind aus einer Familie namens Fougère, verschwand vor nicht ganz zwei Jahren im August. Es wurde nie eine Spur von ihm gefunden, auch konnte sich kein Mensch erinnern, ihn gesehen zu haben.
Im darauf folgenden Monat September wurde in Roche-Bernard der zehnjährige Sohn von Perrone Loessart einem Mann mit dem merkwürdigen Namen Poitou anvertraut, welcher der Mutter versprach, ihr eifrig lernender Sohn würde weitere Schulbildung erhalten. Später wurde dieser Knabe in Poitous Begleitung auf der Straße nach Machecoul gesehen, wie auch der Sohn von Jean Jenvret mit der Frau Perrine.
Ein Herr aus Port-Launay berichtet von einer Familie namens Bernard, deren Sohn sich eines Tages in Begleitung eines anderen Jungen von ähnlichem Alter nach Machecoul aufmachte, beide, um Almosen zu erflehen, da man ihnen gesagt hatte, dass dort große Freigiebigkeit zu finden sei. Die Hoffnung auf milde Gaben musste sehr stark gewesen sein, um zwei Zwölfjährige zu einer solchen Reise zu verlocken – man muss bei Nantes die Loire überqueren und dann noch viele Kilometer weiterwandern. Der andere Junge, mit dem er unterwegs war, wartete am vereinbarten Punkt drei Stunden auf ihn und war dann gezwungen, allein nach Port-Launay zurückzukehren. Das behauptet die Mutter des vermissten Jungen, die angibt, sich sowohl beim Priester wie auch beim Magistrat bitterlich über das Verschwinden ihres Sohns beklagt zu haben.
In Saint-Cyr-en-Rais, einem Dorf in der Nähe von Bourgneuf, ging der Sohn von Micheau und Guillemette Bouer am Weißen Sonntag letzten Jahres zum Betteln nach Machecoul. Als das Kind nicht zurückkehrte, fragte der Vater in mehreren Orten nach dem Verbleib des jungen, da er gehört hatte, dass andere Kinder ebenfalls verschwunden waren, und fürchtete, dass seinen Sohn dasselbe Schicksal ereilt haben könnte. Aber tags darauf sprach ein großer Mann in einem schwarzen Umhang bei der bekümmerten Mutter vor, während der Vater zu weiteren Nachforschungen unterwegs war. Sie kannte den Mann nicht, doch als er sie fragte, wo ihre Kinder seien, erwiderte sie, sie seien nach Machecoul zum Betteln gegangen, woraufhin der Mann verschwand und nie mehr gesehen wurde.
Ysabeau Hamelin, die seit einem Jahr in Fresnay lebte, nachdem sie im Jahr zuvor aus Pouance gekommen war, schickte ihre beiden Söhne, fünfzehn und sieben Jahre alt, mit Geld nach Machecoul, um Brot zu kaufen. Als sie nicht zurückkehrten, dachte sie zuerst, sie könnten beraubt und für tot liegen gelassen worden sein. Doch als sie und andere ihrer Familie den Weg absuchten, konnten sie keinen Hinweis auf einen Überfall entdecken. Tags darauf kamen zwei Männer zu ihr, um sie nach ihren Kindern zu befragen. Sie hatte Angst und erwähnte ihr Verschwinden nicht. Als die beiden gingen, hörte sie, wie der eine Mann zum anderen sagte, dass zwei der Kinder aus diesem Haus stammten, und so regte sich in ihr der starke Verdacht, die beiden wüssten, was mit ihren Söhnen geschehen sei.
Kurz vor vergangenem Weihnachten schickte Jeanette Drouet, Gattin von Eustache, ihre Söhne von elf und neun Jahren nach Machecoul, um Almosen
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