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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Gewissen vermischte Aufregung ein. Ich lasse START ziemlich schnell hinter mir und gehe direkt auf das Feld Die Rache ist mein, sagt der Detective zu. Ich werde zur Jägerin im Löwenfell; ich schärfe meinen Speer. Mit dem Speer in der Hand trabe ich los. Ich habe Hunger. Ich will fressen.

11
    Es ereignete sich genauso, wie ich es befürchtet hatte – im Verlauf unserer Nachforschungen, die viel mehr Zeit in Anspruch nahmen, als ich für vernünftig hielt, verschwanden weitere Kinder. Noch vor Pfingsten ging ein Knabe verloren. Die Witwe von Yvon Kerguen, der in der Gemeinde von Saint-Croix in Nantes ein Steinmetz von großem Geschick gewesen war, vertraute ihren Sohn dem heimtückischen Poitou an, dessen Ruf inzwischen allgemein hätte bekannt sein sollen, aus irgendeinem Grund aber unbeachtet blieb.
    Sie essen dort kleine Kinder.
    Aber warum um alles in der Welt übergaben ihm die Leute weiterhin ihre Söhne?
    Man hat uns Wohltaten versprochen. Immer und immer wieder wurde dieselbe Geschichte erzählt. Ich kann nicht verstehen, warum irgendjemand ihm glaubte – gab es vielleicht die irrsinnige Hoffnung, dass ein Junge nicht demselben Schicksal zum Opfer fallen würde wie die anderen, dass ein Kind verschont würde dank einer besonderen, unfassbaren Eigenschaft, die alle Eltern hoffen, ihren Kinder anerzogen zu haben, es aber nur selten tun? Es müsste schon Unsterblichkeit sein, denn etwas Geringeres schien sie nicht schützen zu können.
    Das Kerguen-Kind war fünfzehn und angeblich recht schön für einen Knaben kurz vor der Mannwerdung. Er wurde als klein und sehr jung wirkend beschrieben. Beinahe so hübsch wie ein Mädchen sei er, hieß es, und sehr freundlich.
    Mein Michel war auch schön gewesen, aber alles andere als klein – er hatte lange, gerade Beine und die Anmut, die solche wohl gestalteten Glieder verleihen können. Es war immer ein Vergnügen, ihn zu betrachten, dieses Wesen, das durch mich auf die Welt zu bringen Gott für angemessen gehalten hatte. Er reifte zum Mann mit viel mehr Würde, als die meisten Knaben es tun; er hatte nichts von der schlaksigen Unbeholfenheit, die sein Geschlecht so grausam zeichnet, wenn die Stimmen tiefer und die Schultern breiter werden. Oft legte er die Arme um mich und drückte mich fest mit bedingungsloser Liebe – glücklich wäre die Frau gewesen, die er zum Weibe genommen hätte, denn ihr hätte es nie an Zuneigung gemangelt. Bis zum heutigen Tage weiß ich noch, wie es sich anfühlte, seine Arme um meinen Hals zu haben; ich brauchte keinen illustren italienischen Zauberer, um mich an die Festigkeit seines Griffs und die Wärme seiner Wange an meiner zu erinnern, an die reine Freude, ihn bei mir zu haben, ihn einfach zu haben.
    Aber natürlich konnte ich ihn nicht behalten – keine Mutter kann je einen Sohn behalten, auch wenn ich meinen viel früher aufgeben musste als die meisten, und unter viel mehr Schmerzen.
    Anfang Mai wurde ein weiterer Junge verschleppt, wieder in der Nähe von Machecoul; er war mit vielen Kindern seines Dorfes zum Schloss gegangen, um Almosen zu erflehen, denn die Eltern hatten gedacht, die Menge würde ihnen Sicherheit bieten. Zuerst erhielten immer die Mädchen Almosen, und dann gingen sie und überließen die Knaben sich selbst. An dem fraglichen Tag ging ein Sohn des Armen Thomas Aise und seiner Frau, die in Port-Saint-Père lebten, mit der Gruppe zum Schloss, aber aus irgendeinem Grund wurde er immer wieder übergangen, wenn die Spenden verteilt wurden. Erst als alle anderen erhalten hatten, gab man auch ihm Almosen.
    Doch diesmal gab es eine Zeugin bei der Verschleppung. Ein junges Mädchen namens Dominique hatte auf Aises Sohn gewartet, denn sie war verliebt in den Jungen und hoffte, mit ihm nach Hause gehen zu können. Ihre Tante hatte beim Magistrat mit der Geschichte vorgesprochen, die ihre verwirrte kleine Nichte ihr erzählt hatte, nachdem sie, als der Junge nicht erschien, allein in der Dunkelheit nach Hause zurückgekehrt war. Sie war zu jung, um die Gefahren zu begreifen, die ihr drohten, und ich muss gestehen, sie wirkte ein wenig einfältig – zwar nicht unbedingt geistesschwach, aber langsam.
    Ich gestehe freimütig, Gott möge mir verzeihen, dass ich mir diese ihre Schwäche zu Nutze machte. Sie wurde eines Nachmittags zu uns gebracht – auf die diskrete Anweisung des Magistrats hin, nachdem Seine Eminenz verlangt hatte, sie möge vor uns erscheinen. Wir hatten bereits beschlossen, dass besser ich als der

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