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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sobald er länger als eine bestimmte Zeit online bleibt. Nur sein Vater und ich wissen, wie man damit umgeht.«
    »Eine sehr originelle Art der Kontrolle«, sagte ich. »Davon habe ich noch nie etwas gehört. Aber was für eine gute Idee.«
    »Nachdem wir das Ding installiert hatten, wusste er genau, wie viel Zeit er fürs Internet hatte, und plante seine Hausarbeiten und seine anderen Aktivitäten so, dass wir uns deswegen nicht streiten mussten.«
    »Das würde ich gern auch bei meinem Sohn mal versuchen. Ich finde, er verbringt viel zu viel Zeit am Computer.«
    Sie schien das sehr zu freuen. »Ich sage meinem Mann, er soll sie anrufen – er ist derjenige, der sich mit den Details auskennt. Ich war allerdings diejenige, die die Sache durchsetzen musste.«
    Ich lächelte und sagte: »Ist es nicht immer so?«
    »Am Anfang war es ziemlich schwierig«, gestand sie mir, »aber sobald sich alle an das Verfahren und die Beschränkungen gewöhnt hatten, hatten wir keine allzu großen Probleme mehr. Wir hatten außerdem einen Site-Blocker installiert, den wir so programmierten, dass er in keine Chatrooms kam. Es gab auch einen, der von der Schule gesponsert wurde, aber für den brauchte man ein Passwort, um hineinzukommen, und er wurde nur stichprobenartig überwacht.«
    Mrs. Wilder wischte automatisch ein bisschen Staub vom Tisch, aber die Art, wie sie das machte, bestätigte mir, was ich vermutet hatte: dass das Zimmer für sie heilig geworden war. Es war so traurig – diese penible, gepflegte, gebildete Frau am Ende ihrer mittleren fahre versuchte, mich wissen zu lassen, dass sie eine gute und aufmerksame Mutter gewesen war, eine verzweifelte Bemühung, in der sie sich für den Rest ihres Lebens verstricken würde. Unbewusst würde sie vor jedem, der wusste, dass ihr Sohn verschwunden war, ihre Rolle verteidigen. Wenn sie sich nur selbst überzeugen könnte, würde ihr der Rest von uns nicht mehr so wichtig sein.
    »Wie ich Detective Donnollys Notizen entnehmen konnte, hielt er die Wahrscheinlichkeit einer Internet-Entführung für ziemlich gering. Soweit ich weiß, haben Sie zugestimmt, dass in dieser Richtung nur am Rande ermittelt wurde.«
    »Das haben wir.«
    »Hat sich Ihre Meinung in dieser Hinsicht geändert?«
    »Nein.«
    Ich deutete auf Larrys Bett. »Darf ich mich setzen?«
    »Bitte. Machen Sie nur.«
    Ich setzte mich auf den Rand der Matratze und betrachtete den Holzboden. In der Mitte des Zimmers lag ein Teppich mit deutlichen Staubsaugerspuren und nur einer Linie von Fußspuren: den meinen – wahrscheinlich löschte sie ihre eigenen Spuren mit dem Staubsauger, wenn sie das Zimmer verließ. Dann ließ ich meinen Blick nach oben wandern und musterte die Wände. Sie waren in einem etwas helleren Grünton als der Teppich gehalten, eine Farbe, die man früher Krankenhausgrün nannte, weil es angeblich erholungsfördernd und beruhigend wirken sollte. Eine Anschlagtafel mit Dutzenden kleiner Zettel hing an einer Wand sowie ein Kalender vom letzten Jahr, auf dem noch immer der Monat von Larrys Verschwinden aufgeschlagen war. Es gab einen Trainingsplan für Fußball, eine Karte mit Zahnarztterminen und eine Reihe von Geburtstagskarten mit typischen Großmuttermotiven. Und einen Mathe-Test mit einer großen Eins in einem Kreis. Nichts, was von der erwarteten Norm abweichen würde.
    Aber wenn die Wände selbst erholsam wirken sollten – die Sachen, die er an sie gehängt hatte, waren es nicht. Es gab zwei riesige Poster der Krieg der Sterne-Filme, eins mit einem zerschundenen und blutigen Bruce Willis aus einer seiner Stirb Langsam- Episoden, und mehrere kleinere Poster mit Dinosauriern. Ein paar Anzeigen für WrestleMania waren aus Zeitschriften herausgerissen und ziemlich wahllos angeklebt worden, eindeutig nicht von einem Elternteil.
    Noch keine Farrahs oder Britneys.
    Doch das Poster, das mir wirklich ins Auge stach, war das für eine animatronische Ausstellung prähistorischer Tiere im Museum bei den La-Brea-Teergruben, die nach sehr langer Laufzeit im vergangenen Jahr geschlossen worden war. Das große, dunkle Rechteck hing an einem Ehrenplatz hinter dem Fußende des Betts, wo er es sehr gut sehen konnte. Evan war mit Jeff in diese Ausstellung gegangen – ich weiß nicht mehr, wer sie begleitete, Kevin oder Jeffs Vater –, und er schwärmte wochenlang davon. Alle möglichen Spezialeffekte, erzählte er mir, mit diesen unglaublichen Tieren von vor zehntausend Jahren. Am besten hatte Evan gefallen, dass es

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