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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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werden. Und mit all den hinderlichen Gewändern war das ziemlich schwierig. Aber es gab auch viel, das mich ablenkte, in den kleinen Bewegungen, die einem ins Auge fallen, wenn der Blick nicht nur auf einen Gegenstand gerichtet ist. Am fesselndsten war eine Katze, die sich allem Anschein nach nicht vertreiben ließ; sie – oder er, aus der Entfernung konnte ich das nicht erkennen – strich immer wieder um die Beine der Pferde, was sie aufwiehern ließ und so die Reiter verärgerte. Immer und immer wieder verscheuchte der Marquis de Ceva diese Plage mit seiner Schwertspitze, doch die Katze kam immer wieder zurück, wie Katzen es eben tun, vor allem, wenn sie hungrig sind.
    Dieses Spiel ging eine Weile, und dann trat plötzlich Milord Gilles selbst aus der Kirchentür.
    »Eminenz«, flüsterte ich.
    »Ich sehe ihn«, entgegnete er.
    Wir alle richteten uns in unseren Sätteln auf und schauten zu, wie Milord in seiner schwarzen Rüstung wütend über die Holzplanken klirrte und sein gezogenes Schwert gegen niemanden im Besonderen und alle auf einmal schwang. Er hatte seinen Helm in der anderen Hand und warf ihn einem seiner Männer zu, der ihn gerade noch auffangen konnte. Als ich Milords grimmen Blick sah, fragte ich mich, welchen Preis dieser Mann hätte bezahlen müssen, hätte der Helm bei einem Aufprall auf den Boden eine Delle bekommen.
    Vielleicht zeigte sich Jean le Ferron widerspenstiger als erwartet. Einige Augenblicke marschierte Milord, sichtbar zürnend, unter seinen Männern auf und ab, ein Auftritt, den ich aus seiner Kindheit nur allzu gut kannte. Dann geriet die Katze ihm zwischen die Beine und ließ ihn in seiner hemmenden Rüstung beinahe straucheln; er erhob die Stimme und ließ eine Reihe von Flüchen los, wie Damen sie nur selten hören, wenngleich er ja nicht wissen konnte, dass eine Dame in der Nähe war.
    Das hätte ich ihm verzeihen können. Von Männern, vor allem von solchen von Stand, erwartet man bei entsprechender Gelegenheit ein solches Verhalten. Aber dann tat er vor meinen ungläubigen Augen etwas Unverzeihliches – er packte sein Schwert mit beiden Händen und schlug mit einem glatten Hieb das lästige Katzentier entzwei.
    Ich bin keine große Freundin von Katzen, aber ihr unnötiges Abschlachten darf man nicht gutheißen. Die beiden Teile lagen zuckend zwischen den Hufen der Pferde, und Gilles de Rais’ Männer lachten über das Elend des Tiers. Seine Überreste würden zu Brei zerstampft sein, bevor der Tag vorüber war, dessen war ich mir sicher. Augenblicklich musste ich an Madame Maries kleines Hündchen denken, das so grausam aufgehängt worden war.
    Ich drehte mich zur Seite und würgte; die Überreste meines Frühstücks, bereits vom Ritt zu Mus zermahlen, sandten ihre Bitterkeit auf meine Zunge. Gefährlich schief im Sattel hängend, klammerte ich mich am Knauf fest und spuckte aus, so gut es eben ging. Jean de Malestroit fasste mich mit reglosem Gesicht am Arm, um mich im Gleichgewicht zu halten. Er sagte nichts, doch aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass er Frère Demien zunickte, der schnell einen Krug herauszog und ihn ihm reichte.
    »Trinkt«, drängte Seine Eminenz mich sanft.
    Ich erwartete Wasser, doch es war Wein – von guter Qualität. Seine Güte war allerdings vertan, da ich es nicht über mich brachte, ihn zu schlucken. Ich spülte mir mit der fruchtigen Flüssigkeit den Mund und spuckte sie dann aus. Sie konnte nicht süß genug sein, um diesen bitteren Geschmack zu vertreiben.
     
    Danach nahm Frère Demien einen aus unserer Eskorte und machte sich – auf Umwegen, um nicht entdeckt zu werden – auf ins Dorf von Saint-Etienne, das westlich von uns lag. Jean de Malestroit hatte ihm den Auftrag gegeben, Le Ferrons Gemeindemitglieder zu befragen, was tatsächlich in der Kirche passiert war. Wir blieben mit unserer verkleinerten Eskorte zurück und beobachteten weiterhin das Kommen und Gehen vor dem Schloss. Als mein Magen sich wieder beruhigt hatte, holte ich Brot und Käse heraus. Beides hatte ich in meiner Satteltasche verstaut gehabt und teilte es nun mit unseren Männern, wobei ich genügend für jene zurückbehielt, die fortgeritten waren. Nur für den Fall, dass sie im Dorf keine Gastfreundschaft erfuhren.
    Die Sonne hatte drei Viertel des Himmels bereits durchmessen, als unsere Kundschafter zurückkehrten. Sie schlüpften durch den Wald hinter uns und kamen leise zwischen den Bäumen hervor.
    Frère Demien hatte einen grimmen Gesichtsausdruck, als er

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