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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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durchzuziehen. Er erzeugt Illusionen. Und genau da müssen wir anfangen.«
     
    Was für ein Zoo unser Mannschaftssaal plötzlich war – er wimmelte von verrückten Weißen, die entweder ihr Geld damit verdienten, jemand zu sein, der sie nicht waren, oder versuchten, ihr Geld damit zu verdienen. Es versteht sich vermutlich von selbst, dass es von einem zum anderen deutliche Qualitätsunterschiede gab. Einige waren einfach nur erbärmlich schlecht – andere so gut, dass sie einen wirklich zum Lachen bringen konnten.
    Wir knöpften uns jeden bekannten Imitator und Zauberer von Los Angeles vor, zumindest jene, die nicht auf Tournee waren. Von einigen hatte ich gehört oder sie sogar gesehen, einen in der Tonight Show. Er war fast schon berühmt, und wahrscheinlich zu prominent, um mein Perverser zu sein. Jemand, der so im Licht der Öffentlichkeit stand, wurde zu genau beobachtet, um unbemerkt so raffinierte Verbrechen verüben zu können.
    Dachte ich zumindest damals.
    Es dauerte drei Tage, bis alle einbestellt und verhört waren. Die Streifenbeamten, die diese Kerle tatsächlich aufspüren mussten, redeten über nicht anderes. Nachdem alles vorbei war, war ich die Lachnummer der ganzen Abteilung. Als ich am dritten Tag zur Arbeit kam, fand ich auf meinem Stuhl ein Schild mit der Aufschrift Comedy-Zentrale. Ich konnte nicht abstreiten, dass alles sehr amüsant war. Was allerdings niemanden amüsierte, mich eingeschlossen, war die unbestreitbare Tatsache, dass die ganze Sache rein gar nichts gebracht hatte.
    Nur um sicherzugehen, tat ich deshalb, was Vuska verlangt hatte, und schleppte ein paar der bekannteren örtlichen Perversen aufs Revier. Ich wurde allerdings das Gefühl nicht los, dass es nichts als unnötiger Aktivismus war. Die meisten der Typen in unserer Gegend waren sowieso nur Belästiger, keine Entführer oder Mörder. Wobei sexuelle Belästigung kein unbedeutendes Vergehen ist. Aber Mord ist etwas ganz, ganz anderes. Die Männer, die ich verhörte, waren unappetitlich und verquer, aber nicht böse. Die meisten schämten sich, und es war ihnen peinlich, deswegen noch einmal zum Verhör bestellt zu werden. Einer flehte mich an, ich möge dafür sorgen, dass man ihn endlich in Ruhe lässt, und meinte, er habe diese Prozedur bereits sieben- oder achtmal über sich ergehen lassen müssen. Er tat mir fast Leid, ein paar Sekunden lang. Dann meldete meine Vernunft sich wieder.
    Ich suchte nach einem Soziopathen, einem, der unfähig war zu echter Scham, und die örtlichen Perversen, die ich verhörte, schämten sich zu Tode, was die meisten von ihnen aus meinem Verdächtigenkreis ausschloss. Mein Täter war vermutlich kein Zauberer, aber er verwandelte sich in jemanden, dem die Opfer vertrauten, und zwar so gut, dass das jeweilige Opfer in sein Auto stieg, ohne eine Szene zu machen. Die Glaubwürdigkeit seiner Illusionserzeugung musste phänomenal sein, beinahe makellos. Er musste irgendeine Verbindung zu den Opfern haben, denn er konnte so etwas nicht durchziehen, ohne ausführliche eigene Beobachtungen angestellt zu haben. Und die Recherchen, die dieser Täter anstellte, mussten enorm sein und seine Vorbereitungen fehlerlos. Woher nahm er die Zeit, das alles so gründlich zu machen? Ich konnte mir nicht vorstellen, wie jemand einen Job und ein Privatleben haben konnte und es dann noch schaffte, so viel Zeit für diese Aktivitäten zu erübrigen.
    Außer, seine Arbeit und diese Aktivitäten hatten miteinander zu tun. Außer, Arbeit und Privatleben waren bei ihm eins.
    Es gibt eine kleine Gruppe junger, hipper Undercover-Polizisten, deren Aufgabe es ist, engen Kontakt mit den Straßenkindern zu halten. Sie kommen direkt von der Polizeiakademie und mischen sich an einigen der berüchtigteren Straßenecken der Stadt der Engel unter die kleinen verlorenen Seelen. Ihre Uniform heißt Coolness. Sie führen Informanten und sammeln Informationen über die verschiedenen Drogenszenen, in der vagen und leider sehr unrealistischen Hoffnung, ein Straßenkind davon abzuhalten, sich die schlechten Drogen, die unweigerlich in die Stadt kommen, in die Venen zu jagen. Sie sind nur schwer auszumachen, aber Vuska rief einen ihrer Vorgesetzten an und konnte es so einrichten, dass einer mich anrief.
    Der junge Beamte, mit dem ich sprach, sagte mir unverblümt, was ich von ihm verlange, sei eine ziemlich große Sache, und es könne einige Zeit dauern, bis er sich wieder bei mir melde. Deshalb überraschte es mich umso mehr, als er

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