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Die Schreckenskammer

Titel: Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Nachdruck. »Aber er tut es ja nicht als er selbst. Und das passt auch«, fügte er hinzu, »weil diese Kerle es ja alle sehr mit der Fantasie haben.«
    »Darüber steht auch was in dem Buch. Eine ganze Menge.«
    »Berechtigterweise. Jeder Serienentführer oder -mörder, der eingehend untersucht wurde, gibt an, er habe mit Fantasien angefangen und sie erst dann in die Tat umgesetzt, als diese Fantasien ihm keinen Kick mehr brachten. Wenn er die Tat schließlich ausführt, wird das meistens durch irgendein Ereignis ausgelöst.«
    »Zum Beispiel …«
    »Ein Verlust, ein Unfall, ein Umzug, Krankheit … alles, was für denjenigen traumatisch sein kann. Zurückweisung und Verlassenwerden stehen ganz oben auf dieser Liste. Und diese Kerle sind meistens intelligent – vielleicht nicht gerade übermäßig gebildet, aber clever.«
    Allmählich drehte sich alles in meinem Kopf. Kleinere Dosen wären bei dieser Art von Information besser, sagte ich mir. Und ich muss gestehen, ich freute mich auf einen weiteren Besuch bei ihm. Eine kleine Ausrede würde es einfacher machen. Abrupt stand ich auf. »Ich muss los, Errol. Aber danke, sowohl für das Essen wie für die Informationen. Es war unglaublich hilfreich.«
    »Ach, nichts zu danken. Mir macht der Fall Spaß. Es ist ein echtes Vergnügen, mit Ihnen zu arbeiten.«
    Nun entstand noch ein letztes verlegenes Schweigen zwischen uns. »Eins wollte ich allerdings noch sagen«, fügte er schließlich hinzu.
    Anstelle der erhofften Einladung zum Abendessen gab er mir eine Warnung mit auf den Weg. »Der Kerl, den Sie suchen, wurde wegen dieser Sache noch nie verhaftet. Zumindest nicht hier in der Gegend.«
    Ich schätze, nicht einmal Seelenklempner wissen, wie ein guter Schlusssatz aussieht.
     
    »Wie kann er das sagen?«, fragte mich Fred. »Wie kann er wissen, ob dieser Kerl schon mal verhaftet wurde oder nicht.«
    »Das kann er nicht, aber ausgehend von dem, was ich ihm gesagt habe, was die Beweislage hergibt, stellt er diese Vermutung an.«
    »Sie haben doch gar keine Beweise.«
    »Ich habe Muster.«
    »Vor Gericht bedeuten die rein gar nichts, das wissen Sie.«
    »Ich nutze meine Zeit viel besser, wenn ich herauszufinden versuche, wer es ist, als wer es nicht ist. Erkinnen hat mir ein paar Richtlinien gegeben.«
    »Klasse. Kann’s gar nicht erwarten, sie zu hören.«
    »Na ja, zum einen ist der Kerl wahrscheinlich intelligent. Nicht gerade ein Bücherfresser, aber clever. Vielleicht nicht der Schüler, an den ein Lehrer sich sofort erinnern würde, aber mit einer Intelligenz, die ihm überleben hilft.«
    »Man würde doch meinen, wenn diese Kerle so intelligent sind«, sagte Fred, »dann sollten sie sich doch denken können, dass wir sie am Ende kriegen.«
    »Schon, aber einige von denen wollen ja gerade diese Art von Aufmerksamkeit. Bundy ist ein gutes Beispiel dafür. In seinem normalen Leben erreichte er diese spektakuläre Berühmtheit nicht. Er war nahe dran, aber die letzten Meter schaffte er nicht.«
    »Nun ja, anscheinend war sein Ego irgendwann größer als sein Hirn. Das muss man sich mal vorstellen, in einem Staat wie Florida sein eigener Verteidiger sein zu wollen. Die dort unten lieben doch ihre Grillfeste. Und außerdem soll Bundy fast vierzig Frauen umgebracht haben. In dieser Größenordnung bewegen wir uns nicht.«
    »Ursprünglich ging man davon aus, dass Bundy sechzehn oder siebzehn umbrachte. Die unregelmäßigen Abstände bei meinem Täter könnten mit nicht gemeldeten Fällen zu erklären sein.«
    »Bei allein Respekt, Lany, Ihr Kerl hat es ja nicht auf Gossenkinder abgesehen. Die Jungs, die er sich schnappt, sind Jungs, deren Verschwinden auch gemeldet wird.«
    »Wie viele Vierzehnjährige reißen jedes Jahr aus?«
    »Zu viele, um sie zu zählen, aber …«
    »Ich glaube, man kann davon ausgehen, dass einige derjenigen, die nicht gemeldet werden, blonde Haare und ein liebes Gesicht haben. Vielleicht sind sie für ihn nur eine Übung für diejenigen, die gemeldet werden.«
    Darauf hatte Fred nichts zu sagen. Ich machte weiter.
    »Erkinnen meint, dass dieser Kerl es sehr mit der Fantasie hat. Und das ist der Grund, warum er die Vertrauten nachahmt – er fantasiert über Vertrautheit. Er schafft sich die Illusion, ein anderer zu sein.«
    Vuska saß einfach nur da, und ich meinte fast, es aus seinem Kopf dampfen zu sehen. Schließlich sagte er: »Und? Wie wollen Sie jetzt alle Fantasten zusammentreiben?«
    »Er braucht gewisse Fähigkeiten, um so etwas

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