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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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ich.«
»Aber sagen Sie, Veum, was sollte das Gerede über den
    Freitag?«
»Freitag war der Tag, an dem Richter Brandt starb, in einem
Hotel im Zentrum, nachdem er mit einer jungen Frau zusammen
war. Es war eine falsche Fährte.«
Er blieb mitten auf der Treppe stehen. »Vielleicht doch nicht.«
»Nein? Warum nicht?«
Er stieß mir leicht mit dem braunen Umschlag vom gerichtsmedizinischen Institut an die Brust. »Wenn Richter Brandt
    Umgang mit Prostituierten pflegte … Wenn ich mich nicht sehr
irre, dann hat er letztes Jahr an einer Vortragsreise nach ZentralAfrika teilgenommen. Eine Maßnahme zur Verbreitung unserer
westlichen Rechtssysteme.«
    »Sie meinen, daß er … Daß wir es hier mit einer Ansteckungsquelle zu tun haben?«
»Wenn ich mich nicht sehr täusche, dann zeigt die nordische
Statistik, daß es einen auffallend hohen Prozentsatz an HIVPositiven unter Hetersosexuellen gibt, die während einer
Afrikareise, besonders in den zentralen Regionen, mit Prostituierten zusammen waren.«
»Und er hätte dann also etwas mit nach Hause gebracht.«
»Aber ob das was mit diesem Fall zu tun hat, das wage ich
nicht zu beurteilen.«
»Alles oder nichts, wahrscheinlich.«
In der Abteilung für Kapitalverbrechen erwartete uns Dankert
Muus mit der Miene eines drohenden Tyrannen. »Was zum
Teufel habt ihr beiden euch da ausgedacht? Sind Sie in schlechte
Gesellschaft geraten, Waagenes? Ich meine, in noch schlechtere
Gesellschaft?«
»Veum hat mir geholfen, meinen Klienten zum Reden zu
bringen. Er ist bereit, ein Geständnis abzulegen, Muus.«
Ein Ausdruck widerwilliger Anerkennung breitete sich auf
dem normalerweise so bissigen Gesicht des Hauptkommissars
aus. »Ich muß schon sagen!«
»Aber nicht für den Mord selbst«, fügte Vidar Waagenes
schnell hinzu. »Nur was die Mitwirkung danach angeht.«
Die Begeisterung fiel wie ein Kartoffelsack zu Boden. Muus
sah den Anwalt mißtrauisch an. »Bedeutet das, er weiß, wer den
Mord begangen hat?«
»Ein Kunde, behauptet er.«
»Aha? Aber dann weiß doch sicher jemand, wer dieser Kunde
ist?«
»Das ist allerdings durchaus möglich«, fiel ich ein. »Wie Sie
wissen, habe ich schon einige Nachforschungen im Umkreis von
Birger Bjelland & Co. angestellt.«
»Ja? Und?«
»Wenn wir Helge Hagavik dazu kriegen, das, was er uns
gerade erzählt hat, zu wiederholen, dann hätte man in jedem Fall
genug Grund, um Birger Bjelland zu einem – wie soll ich sagen
– Gespräch? – vorzuladen. Und möglicherweise kann ich noch
etwas beisteuern.«
»Wie zum Beispiel?«
Ich erzählte ihnen das meiste, was ich über ihn herausgefunden
hatte. Über die Persen-Brüder und die Vermittlungszentrale im Jimmy. Über Robert in der Bar im Pastell und die Aktivitäten in
den Gästezimmern desselben Hotels. Über Astrid Nikolaisen
und die ›sichere Liste‹. Und schließlich über Dr. Evensen, den
ich ihnen empfahl, so schnell wie möglich anzusprechen, in oder
ohne Anwesenheit des Anwalts. Das einzige, worüber ich nichts
sagte, waren die Geschichten aus Birger Bjellands Vergangenheit in Stavanger. Sie waren beide verjährt, wenn sie sich
überhaupt aufklären ließen, und eigneten sich besser als Joker
im Ärmel, denn als Indiz in einer öffentlichen Anklage.
»Sie sind fleißig gewesen, Veum. Das muß ich sagen. Und
was ist mit … Ich habe gehört, Sie hätten einen Unfall gehabt?«
Er deutete auf mein Gesicht. »Glauben Sie, das hängt auch mit
dem hier zusammen?«
»Wenn, dann äußerst peripher. Ich hab es Ihnen ja erzählt, als
ich das letzte Mal hier war. Und Ihnen den Brief gezeigt. Heute
habe ich die Bestätigung bekommen, bei Ole Hopsland, Messers
Sohn. Ich kann natürlich nicht beweisen, daß es Messer war, der
im Auto saß, aber nach seinen Fingerabdrücken solltet ihr als
erstes darin suchen. Wenn ihr sie findet, werde ich euch mit
Freuden den Drohbrief überreichen und auf der Stelle Anzeige
erstatten.«
»Der Wagen wurde jedenfalls gestohlen. Das wissen wir
hundertprozentig sicher.«
»Und wann?«
»Nach fünf gestern abend, von einem Abstellplatz in Åsane.«
»Und Zeugen, die ihn im Fløyenbakken beobachtet haben?«
»Noch nicht. Aber das muß nichts bedeuten. Um die Tageszeit
kannst du da einen Panzerwagen aufstellen, ohne daß es jemand
bemerkt.«
»Tja … Ich habe alles gesagt. Und ich werde wohl selbst noch
ein paar diskrete Nachforschungen in dieser Sache anstellen.
Zurück zu Birger Bjelland. Es ist ja noch ein neues Moment
aufgetaucht,

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