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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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von da aus bis …«
Ich unterbrach ihn. »Eine Weile zusammen waren? Also war
es vorbei?«
Helge Hagavik sah fast ein wenig peinlich berührt aus. »Ja.
Jedenfalls von meiner Seite.«
»Aber am letzten Donnerstag wurdet ihr zusammen gesehen.«
Er blinzelte mit beiden Augen. »Letzten …«
»Ja, in der Woche, als sie verschwand eben! Du warst einer
der letzten, mit dem sie zusammen gesehen wurde. Und du
warst es, der sie gefunden hat. Du weißt, die Polizei ist nicht
blöd. Du sitzt nicht ohne Grund hier.«
»Veum«, hob Vidar Waagenes an.
»Aber ich hab sie nicht umgebracht!«
»Nein, das glaube ich auch nicht.« Ich ließ sie den Satz einen
Augenblick verdauen, bevor ich hinzufügte: »Um so wichtiger
ist es, daß du die Wahrheit sagst! Verstehst du das nicht? Und
wenn sie noch so peinlich oder schmerzhaft sein sollte.«
»Ich … Ich hätte sie nie umbringen können …«
»Nein? Wie lange wart ihr zusammen?«
Er wiegte den Kopf etwas hin und her. »Ein paar Monate.«
»Wann?«
»Letzten Herbst.«
»Und ihr wart richtig zusammen? Du verstehst, was ich meine? Hast du mit ihr geschlafen?«
Er senkte den Blick. »Sie hat gesagt, sie sei sechzehn! Sie sah
älter aus, als sie war!«
»Also: ja. Und wann war Schluß?«
»Es – es war nicht richtig Schluß.« Plötzlich sah er mir direkt
in die Augen. Mit einem etwas zu selbstbewußten Lächeln sagte
er: »Ich glaube nicht an die große Liebe. Ich hatte auch noch
andere.«
»Andere Freundinnen? Im selben Alter?«
Er nickte, um dann rasch hinzuzufügen: »Und ältere! Die
triffst du im Fitneß-Center, heißhungrige Vierzigjährige, die
Aerobic machen, um in Form zu bleiben. Die fallen schon um,
wenn du sie nur ansiehst.«
Ich lächelte im stillen. Der Weg zum Herzen des Mannes geht
über den Magen, heißt es. Aber der Weg zum Herzen mancher
Männer führt über den Appell an ihre Eitelkeit. Ich hatte Helge
Hagaviks schwachen Punkt gefunden. Jetzt mußte ich nur noch
darauf drücken.
»Also du hattest viele?«
»Mehr, als Sie zählen können!«
Ich versuchte, sowohl beeindruckt als auch neidisch auszusehen. Eigentlich war das gar nicht so schwer. »Was hattest du für
einen Eindruck von Torild?«
Er setzte eine weltgewandte Mine auf. »Sie war geil wie ein
Kaninchen. Das sind sie ja in dem Alter, wenn du sie erst mal in
Fahrt bringst. Aber sie hatte nicht viel Erfahrung.«
Gegen meinen Willen spürte ich, wie es in mir wieder zu
brodeln anfing. »Aber du warst nicht der erste, mit dem sie
geschlafen hat?«
Mit leichtem Widerwillen mußte er es zugeben. »Nein, sie war
keine Jungfrau mehr.«
»Hat sie gesagt, mit wem sie vorher zusammengewesen war?«
»Sie hat was von einem Jungen aus der Klasse gemurmelt. Ich
denke, es war kein besonderer Knüller.«
»Sicher nicht. Im Vergleich mit dir.«
Sein Blick wurde wieder mißtrauisch. Was meinte ich eigentlich damit?
»Aber zurück zu dem Tag, als sie verschwand. Donnerstag,
der 11. Februar. Da hast du sie also im Jimmy getroffen –«
»Ja. Aber wir haben nur gequatscht. Sie war da mit dieser
Freundin von ihr, Åsa –«
»Hast du mir der auch geschlafen?«
»Hä? Mit Åsa? Nein, die war irgendwie zu … Außerdem hat
sie mich nicht interessiert. Ich nehm schließlich auch nicht alles,
was sich anbietet!«
Ich lehnte mich einen Deut nach vorn. »Du weißt natürlich,
was da im Jimmy so läuft?«
»Läuft?«
»Ja, wo du da doch gejobt hast und so. Das weiß jeder, auch
die Polizei. Die Anrufe aus der Bar im Pastell. Die Aufträge für
die Mädchen. Da hat ja auch Torild mitgemacht.«
Er schielte zu Vidar Waagenes. »Na und?«
»Ich möchte gern, daß du eins weißt, Helge. Wenn du nicht
schon … Was sagst du, wer das Jimmy führt?«
»Kalle –«
»Aber er ist nicht der richtige Besitzer.«
»Nein, das …« Jetzt fühlte er sich auf unsicherem Boden.
»Jeder, der will, kann in Brønnøysund anrufen und rauskriegen, wem es gehört, du kannst es also ruhig sagen.«
Sein Blick flackerte, aber er sagte nichts.
»Birger Bjelland, stimmt’s?«
Vidar Waagenes sah seinen Klienten an. »Das wußtest du,
Helge, oder nicht?«
»Doch, ich hab ihnen ja ab und zu geholfen. Hab ja ’n Führerschein.«
»Auto?«
»Einen Ford Sierra. Gebraucht gekauft.«
»Von der Polizei für technische Untersuchungen beschlagnahmt«, sagte Waagenes.
»Willst du damit sagen, du warst Chauffeur für Birger
Bjelland?«
»Für ihn auch. Ich hab sie gefahren, wenn sie zum Pokern
wollten oder so.«
»Birger Bjelland, und wen

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