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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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zurück in den Schlaf, aber
diesmal näher an der Oberfläche, als brauchte ich ihn eigentlich
nicht mehr.
Laila Mongstad rief gegen elf an. Ihre Stimme klang aufgeregt.
»Varg? Kannst du runterkommen? Ich muß dir etwas zeigen.«
»Runter in die Redaktion?«
»Ja. Es war doch nicht Hallstein Grindheim.«
Ich fühlte mich immer noch ziemlich groggy, und mein Oberarm begann wieder zu schmerzen. »Nicht? Wer war es dann?«
»Kommst du?«
»Ja, selbstverständlich. Aber gib mir eine knappe halbe Stunde.«
»Ich warte. In der Zwischenzeit kann ich … Tschüs, bis
gleich.«
»Tschüs.«
Ich sprang schnell unter die Dusche, wechselte das Hemd,
ging in den Blekevei hinauf und setzte mich ins Auto. Ich parkte
am Hang neben dem Zeitungsgebäude und ging um die Ecke
zum Haupteingang. An der Tür kam mir Sidsel Skagestøl
entgegen.
Ich trat zur Seite, und sie sah auf. »Oh!« sagte sie erschrocken.
»Sie hier?« Sie blieb in der Tür stehen.
»Wie geht es Ihnen?«
Sie sah in eine andere Richtung. »Na ja – Holger ist nicht da,
wenn Sie zu ihm …«
»Nein, das hatte ich nicht vor. Und Sie?«
Sie schien das Bedürfnis zu haben, zu erklären, weshalb sie da
war. »Es gibt so vieles, was wir regeln müssen, und ich hatte
nicht damit gerechnet – mir war etwas eingefallen, aber er war
schon gegangen. Und ich fahre nicht zu ihm nach Hause.«
»Warum nicht?«
»Wenn er nun jemanden bei sich hat?«
»Eine Frau?«
»Ja.« Sie sah auf die Straße. »Tja, ich …« Sie nickte zur
Grieghalle. »Mein Auto steht da hinten. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Einen Augenblick lang blieb ich stehen und sah ihr nach. Dann
ging ich zur Rezeption.
Der Portier sah mich skeptisch an. »Haben Sie einen Termin?«
»Ja. Mit Laila Mongstad.«
»Okay. Ich kann sie anrufen …«
»Sie erwartet mich.«
»Ja, aber trotzdem. Hier.« Er reichte mir einen Besucherausweis, und ich befestigte ihn pflichtschuldig an meinem
Jackenaufschlag.
Er saß da, mit dem Telefonhörer in der Hand. »Sie antwortet
nicht.«
»Aber sie ist noch nicht gegangen?«
»Nein, nein. Einen Augenblick, ich ruf mal die Redaktion an.«
Er wählte eine neue Nummer, während er mich wachsam im
Auge behielt. »Ja, hallo, hier ist die Rezeption, ist Laila da?
Nein, hier unten ist jemand, der sagt, er sei mit ihr verabredet.«
Er wandte sich an mich. »Wie war der Name?«
»Veum.«
»Veum. Okay. Gut.« Er legte auf und nickte mir zu. »Furubø
kommt runter und holt Sie ab.«
»Furubø?«
»Er sagte, er kennt Sie. Wir lassen abends niemanden allein
raufgehen. Dabei haben wir uns schon früher die Finger verbrannt.«
Die Fahrstuhltür ging auf und Trond Furubø kam heraus.
»Veum … Ich begleite Sie nach oben.«
Wir stiegen beide in den Fahrstuhl, und er drückte auf den
Knopf mit der 4. »Tut mir leid mit den Formalitäten, aber wir
müssen nun mal den geltenden Regeln folgen.« Er sah auf die
Tür.
»Es geht nicht um Torild, nehme ich an?«
»Nein, nein«, sagte ich leichthin. »Heute geht es um etwas
ganz anderes.«
Die Tür ging auf und wir stiegen aus.
»Jetzt finde ich den Weg schon selbst.«
»Ich wollte sowieso mit ihr sprechen, wegen einer Sache, an
der sie heute morgen gesessen hat.«
Er ging mit mir den leeren Korridor entlang.
Eine Bürotür ging auf, und ein Mann trat heraus mit einem
Computerausdruck in der Hand.
Trond Furubø verlangsamte seinen Schritt. »Holger! Zum
Teufel, warst du doch da! Sidsel war gerade hier und hat nach
dir gefragt, aber wir konnten dich nicht finden …«
Holger Skagestøl sah unangenehm berührt zur Seite. »Ich war
nicht in der Stimmung, um … Und deshalb …« Er nickte zu
dem leeren Büro, aus dem er gerade gekommen war. Dann sah
er zu mir. »Was tun Sie hier?«
»Ich bin mit Laila Mongstad verabredet.«
»Aha? Wegen …?«
»Nein«, sagte ich und wiederholte die nicht ganz korrekte
Versicherung, daß es um eine ganze andere Sache ginge.
»Tja, ich – hab noch was zu tun.« Er ging an uns vorbei und
steuerte die Treppe zur Redaktionszentrale an. »Kommst du
auch, Trond?«
»Ich will nur kurz Veum begleiten.«
Wir gingen weiter.
Die Schwingtür schlug hinter uns zu. In der großen Bürolandschaft waren die meisten Schreibtischlampen erloschen. Nur
noch ein paar Computerbildschirme leuchteten.
Hinten an Laila Mongstads Platz leuchtete beides.
»Laila?« rief Trond Furubø. »Bist du da?«
Niemand antwortete.
Ich erhöhte mein Tempo. »Laila?«
Er sah sie zuerst – und blieb wie angewurzelt stehen. »Laila?«
sagte

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