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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Witze!«
»Und schließlich Laila Mongstad, die möglicherweise mit den
Nachforschungen, die sie und ihre Zeitung schon seit Monaten
über Ihre Machenschaften anstellen, kurz vor einem Durchbruch
stand …«
»Die Journalistentante? Was ist mit der?«
»Tja, was ist mit ihr, Bjelland? War das notwendig?«
»Ich bin nicht zum Rätselraten hergekommen, Veum!«
»Nein, das sagten Sie schon. Aber jetzt hab ich es gesehen, Ihr
Hotel. Sie haben mir von Ihren Plänen erzählt, und ich habe
Ihnen auch so einiges erzählt.« Ein kalter Windhauch streifte
meinen Nacken. »Also – und was jetzt?«
Er bewegte sich, aber der grelle Strahl der Lampe blieb an
meinem Gesicht hängen. Seine Stimme schwankte. »Wie gesagt,
Veum, ich kann nicht die Verantwortung dafür übernehmen,
was passiert, wenn Sie abends draußen rumlaufen.«
»Aber der Brief, Bjelland, der Brief!«
»Ich hab schon viele Unwetter überlebt. Mein Anwalt wird
wohl auch dieses bändigen.«
Der Lichtstrahl kam jetzt von der Seite. Ich stand mitten im
Raum, gefangen von Licht.
Ich hätte natürlich versuchen können, mich zur Seite zu werfen. Aber ich war geblendet. Sie würden keine großen Probleme
haben, mich wieder einzufangen.
Sie bewegten sich jetzt in Richtung Eingangstür. Ich drehte
mich langsam zu dem Geräusch um.
Ich fühlte mich unsicher. Was hatten sie vor?
Die Tür wurde geöffnet, und ein frischer Luftzug kam herein.
Obwohl die grellen Lichtstrahlen noch immer auf mein Gesicht
gerichtet waren, sah ich sie jetzt als drei Silhouetten in der
Türöffnung.
»Fühlen Sie sich einsam, Veum?« rief Birger Bjelland.
Jetzt war es an mir, zu schweigen.
»Machen Sie sich keine Sorgen. Einer von uns ist noch da
drinnen. Einer, der darauf brennt. Sie wiederzusehen. So sehr,
daß er sogar eine Annonce aufgegeben hat, sagt er!«
Ein rohes, schallendes Lachen begleitete sie hinaus. Die Tür
wurde zugeschlagen, und ich hörte, wie draußen der schwere
Riegel vorgeschoben wurde.
Das Licht war jetzt aus meinen Augen verschwunden. Blind
trat ich ein paar Schritte zur Seite. Irgendwo in der Nähe hörte
ich plötzlich ein Geräusch.
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    Ich beugte mich hinunter, zog meine Schuhe aus und bewegte
mich eilig auf Socken von dort weg. Dann blieb ich stehen und
hielt die Luft an, während ich sanft meine Augen massierte, um
die großen, weißen Sonnenflecken wegzuwischen.
    Ich blieb stehen und lauschte.
Woher kam das Geräusch, und was hatte ich eigentlich gehört?
    Hatte er eine ähnliche Lampe wie die anderen, die er nur noch
nicht einschaltete? Oder verließ er sich darauf, daß er lange
genug die Oberhand haben würde, um das Urteil zu vollstrecken, daß ich fertig sein würde, bevor ich wieder richtig sehen
konnte?
Sollte ich versuchen, ihn mit Worten davon abzubringen?
    Aber würde ihm in dem Fall nicht meine Stimme verraten, wo
ich mich befand?
Ich versuchte mich an den Raum zu erinnern, so wie ich ihn
bei dem kurzen Schwenker von Birger Bjellands Lampe
wahrgenommen hatte. Bjelland hatte ungefähr da gestanden, und
die Treppe nach oben war zehn, fünfzehn Meter hinter ihm
gewesen.
Aber hatte die Treppe ein Geländer? Oder war es nur ein
großes, offenes Treppenhaus?
Womit hatte er vor, mich umzubringen? Mit einer Schußwaffe? Dem Werkzeug, dem er seinen Spitznamen verdankte? Oder
nur mit den Fäusten?
Wieder hörte ich ein schwaches Geräusch, eine Bewegung in
der Dunkelheit.
Unwillkürlich bewegte ich mich von dem Geräusch weg. Ich
versuchte, mich davonzuschleichen, aber das schwache Knirschen des Kieses verriet, wo ich war.
Ich sperrte die Augen auf und atmete so ruhig ich konnte. Als
ich das Gefühl hatte, langsam ein paar Konturen um mich herum
zu erkennen, wurde die Dunkelheit plötzlich dichter. Ich hörte
das Geräusch schwerer Schritte plötzlich ganz in der Nähe.
Unwillkürlich duckte ich mich nieder und warf mich zur Seite.
Er fluchte lautstark, als er vorbeitaumelte. Ich sauste auf
Zehenspitzen in die Richtung, in der ich die Treppe vermutete.
Der eine Fuß streifte etwas Hartes und Spitzes – einen Nagel? –
und riß das mit sich, aus dem es herausragte.
Schnell bückte ich mich, griff nach etwas, das sich anfühlte
wie ein Stück Brett, und tastete mich mit den Fingern über
körnige Zementreste zu dem Nagel vor. Dann huschte ich
weiter.
»Veum!« brüllte er hinter mir her. »Du hast nicht die geringste
Chance, Veum!« Sie hatte recht gehabt. In seiner Aussprache
lag ein leichter Ton von außerhalb.
Ich gab ihm

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