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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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gesprochen – aber viel
wichtiger als all das sind die Mädchen, die bereit sind, zu reden.
Ein paar von ihnen haben die Nase voll. Nicht zuletzt wegen
dem, was Sie mit Torild Skagestøl gemacht haben. Das hat sie
ganz schön erschüttert.«
»Ich … Wir haben verdammt noch mal nichts mit Torild
Skagestøl gemacht!«
»Ach nein? Sind Sie sicher?«
Er dämpfte unwillkürlich die Stimme. »Warum zum Teufel
glauben Sie, hab ich alles drangesetzt, um ihren Tod zu vertuschen?«
»Na vielen Dank, und als Chauffeur sucht ihr euch einen
Anfänger, der schon längst umkippt, bevor ihr überhaupt auf die
Idee kommt, in seine Richtung zu gucken!«
»Der Schwanz wird nicht alt.«
»Nein? Dafür werden Sie sorgen?«
Noch einmal wählte er die Stille als Kommentar.
»Und wer soll es dann gewesen sein? Ein Kunde? Ihr wußtet
ja wohl, mit wem sie an dem Tag zusammen war?«
Noch immer keine Antwort.
»Oder war es vielleicht so, daß einer Ihrer engeren Vertrauten,
so wie diese beiden Supermänner hier hinter mir, als Kunde
auftrat, den Mord beging – und es dann anderen überließ,
aufzuräumen? Wem vertrauen Sie mehr? Fred ohne Nachnamen? Oder anderen? Einem angeheuerten Torpedo aus Oslo
vielleicht? Ein kleiner Freundschaftsdienst, unter Kollegen?«
»Und warum in aller Welt hätte ich sie umbringen sollen?
Wenn es so war, wie Sie behaupten, dann war sie ja eine
Einnahmequelle für mich!«
»Weil sie HIV-positiv war, von der ›sicheren Liste‹ gestrichen,
eine potentielle Ansteckungsquelle und deshalb für die ganze
Organisation ein höchst unangenehmer Klotz am Bein.«
»Altweibergewäsch, Veum. Wenn das alles ist, was Sie in
Ihrem angeblichen Brief zu bieten haben, dann …«
»O nein, da ist mehr, Bjelland. Wollen Sie es hören?«
Keine Antwort.
»Das Problem mit Ihnen, aus Sicht der Polizei und in gewisser
Weise auch der Presse, ist doch, daß sie nie etwas Konkretes
gegen Sie in der Hand hatten. Sie kaufen und verkaufen, gehen
Konkurs und fangen wieder von vorne an, mit Hotels, Kneipen,
Spielhallen und ähnlichen Etablissements. Alle wissen, daß Sie
an der Spitze des grauen Geldmarktes hier in der Stadt sitzen,
mit Zinssätzen, von denen man in jedem Fall den König in
Kenntnis setzen sollte. Aber niemand hat es je geschafft, Ihnen
mal richtig an den Karren zu fahren. Bis jetzt.«
Die Stille wurde jetzt bedrohlicher. Seine Sohlen regten sich,
und das Geräusch des Betonkieses erinnerte mich an zerschlagene Zähne auf einem mitternächtlichen Trottoir.
»Ich soll Sie von Ihrer Mutter grüßen, Bjelland. Und von Ihrer
Schwester. Und vielleicht auch von ein paar anderen, mit denen
ich da unten geredet habe.«
»Waren Sie in Stavanger?« fragte er, als sei das ein ebenso
großes Unternehmen wie die Besteigung des Mount Everest.
»Es ist nicht weit«, vertraute ich ihm an. »Eine halbe Stunde in
der Luft, und schon bist du da.«
»Und was zum Teufel haben Sie aus meiner Mutter rausgelockt?«
»Sie wußten natürlich, daß sie Augenzeugin war.«
»Augenzeugin? Un’ von was?« Aus der Fassung gebracht,
verfiel er für einen Augenblick in seinen Dialekt.
»Oder hat sie es Ihnen nie erzählt?«
Er nahm sich zusammen, jedenfalls verbal. »Wovon, habe ich
gefragt!«
»Davon, was Sie mit Roger Hansen gemacht haben, damals
am Mosvatten, das haben Sie doch nicht etwa vergessen?«
Die Stille legte sich wie eine Lunte zwischen uns. Schon ein
kleiner Funke konnte sie zünden.
Als er wieder das Wort ergriff, war seine Stimme so leise, daß
man sie kaum hörte. »Das war ein Unglück – ein Unfall – und
wenn es das nicht war, dann ist der Fall jetzt verjährt –«
»Vielleicht. Aber als ein erschwerendes Moment … Und was
ist mit Ragnar Hillevåg und dem verstopften Gewehrlauf in
Evjemoen? Der Fall ist selbstverständlich auch verjährt.«
Er behielt denselben leisen Tonfall bei, aber mit einem knurrenden Unterton. »Sie haben gründliche Arbeit geleistet, muß
ich sagen.«
»Ich könnte einen ganzen Roman über Sie schreiben, Bjelland.
Aber ich hab mich mit einem Bericht von vier, fünf Seiten
begnügt. Zusätzlich zu diesen anderen Geschichten …«
»Was für andere Geschichten? Ich hatte nichts mit Torild
Skagestøl zu tun, hab ich doch gesagt!«
»Und was ist mit H. C. Brandt?«
»Dem Richter? Er –«
»Ja? Er starb, als er mit einem Ihrer Mädchen zusammen war,
stimmt’s? Oder habt ihr auch ihm nachgeholfen, weil der die
Ursache für ihre HIV-Infizierung war?«
»Brandt? Jetzt machen Sie

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