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Die Schrift an der Wand

Die Schrift an der Wand

Titel: Die Schrift an der Wand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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scheinen
Mädchen zu sein und vorzugsweise Teenager. Die erwachsenen
Mädels findet man wohl immer woanders.«
»In der Bar im Week End, zum Beispiel?«
»Mal abgesehen davon, daß mittlerweile auch das Hotel seinen
Namen gewechselt hat, schon … Ja.«
»Ach ja? Vor kurzem erst?«
»Jemand hat die Familie ausgezahlt.«
»Jemand?«
»Und es ist auch diesmal nicht Bjørnstjerne Bjørnson.«
»Verstehe. Und wie nennt sich das Hotel jetzt? Die Konservenfabrik?«
»Hast du länger nichts gegessen?«
»Ja.«
» Pastell. «
»Also gestrichen haben sie es auch?«
Sie nickte.
»Zum Kotzen.«
»Deshalb hab ich gefragt –«
»Mmh. Tja –« Ich machte eine fragende Handbewegung. »Mit
anderen Worten willst du damit andeuten, daß das Jimmy als
eine Art Vermittlungszentrale fungiert?«
»Ja, leider.«
»Und wie geht das vor sich?«
»Es kommt ein Anruf für den, der gerade hinter der Theke
Dienst hat. Er notiert sich etwas auf einen Block, und nach einer
Weile wird die Nachricht diskret einem der Mädchen zugesteckt, das für den Auftrag in Frage käme.«
»Und dann werden einige von ihnen im Wagen abgeholt,
während andere an einem genauer vereinbarten Ort antreten?«
»So ungefähr.«
Ich studierte wieder die Fotos, versuchte in den Gesichtern der
beiden jungen Mädchen zu lesen. Nach dem Körperbau zu
urteilen, mußte es sich um zwei verschiedene Mädchen handeln,
aber die Fotos waren zu unscharf, als daß man sie hätte identifizieren können.
Ich legte eines der Fotos aus der Serie, die am Hoteleingang
endete, zur Seite und schob es ihr hinüber. »Könnte das Torild
Skagestøl sein?«
Sie sah mich nachdenklich an. Dann nahm sie das Bild und
betrachtete es mit weit ausgestrecktem Arm. »Ich glaube nicht,
daß ich sie jemals gesehen habe. Aber vielleicht kann jemand
anders …« Ihr Blick wanderte wieder zu mir. »Meinst du, daß es
eine direkte Verbindung zwischen ihrem Tod und dem hier
gibt?«
»Es wäre nicht das erste Mal, daß eine …« Etwas in mir
sträubte sich, das Wort auszusprechen. »Daß so was mit einer
Prostituierten passiert, oder?«
»Nein, da hast du natürlich recht.« Sie sah plötzlich besorgt
aus.
»Sollte ich die Redaktionsleitung davon unterrichten?«
»Aus Rücksicht auf den Ruf des Mädchens – und ihrer Eltern
– wäre es mir lieber, es könnte erst einmal unter uns bleiben.«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte sie mit plötzlich
formeller Miene.
Ich wies mit dem Zeigefinger auf das Bild von der Hotelfassade.
»Läuten da nicht in deinem Kopf noch ein paar andere Glocken?«
Sie lauschte. »Dooooch?«
»Freitag letzter Woche, im selben Hotel.«
Sie schnippte mit den Fingern. »H. C. Brandt!« Es blitzte in
ihren Augen. »Meinst du …«
»Es gab doch Gerüchte, denen zufolge er Damenbesuch auf
dem Zimmer hatte, oder nicht?«
»Das hatte er, Varg, keine Frage!«
»Eben.«
»Ein Richter und ein Mann von der Kristelig Folkeparti. Das
wird langsam zu einem …«
»Und sie haben nicht gerade an einem Lesezirkel teilgenommen, stimmt’s?«
»Aber – Das hier ist dann wohl streng genommen ein Fall für
die Polizei, oder?«
»Selbstverständlich, ich habe auch nicht … Ich meine, nach
Torild Skagestøl habe ich gesucht, bevor sie gefunden wurde.
Ich habe der Polizei das bißchen, was ich wußte, erzählt, aber du
sitzt, was das Jimmy angeht, auf weitaus mehr Sprengstoff –«
Sie sah mich zweifelnd an. »Aber ich weiß nicht, ob ich damit
jetzt schon raus will. Außerdem bin ich sicher, daß die Polizei
den Betrieb da längst im Archiv hat.«
»Im Archiv – und nichts unternommen?«
»Sind von den Mädchen welche minderjährig?«
»Na ja, nein, keine von denen, mit denen ich gesprochen
habe.«
»Eben. Also muß erst nachgewiesen werden, daß jemand an
ihnen verdient.«
Ich dachte nach. »Wer ist im Moment am besten über den
Prostitutionsbetrieb in der Stadt informiert? Ich meine, außer der
Polizei?«
»Da würde ich mit jemandem aus einer der besonders aktiven
frauenpolitischen Gruppen sprechen, Ottar oder Kvinnefronten.«
»Kannst du mir jemand empfehlen?«
»Eine von denen, mit denen man reden kann, und die außerdem den fachlichen Hintergrund hat, um zu wissen, wovon sie
redet, ist Evy Berge.«
»Und was macht sie?«
»Krankenschwester in der Ambulanz in Haukeland.«
»Hast du eine Telefonnummer?«
Sie drehte sich zum Computer um und klickte die Maus an.
Als die Telefonliste auf dem Schirm erschien, sagte sie: »Ein
paar von den Mädels mußten sich

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