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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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er setzte das Thema fort, ohne sich um den Blick Péters zu kümmern, der sich verbietend auf ihn heftete. »Ich bin heute auf dem Korso mehreren begegnet, die zugeschaut hatten. Es sei eine gewaltige Partie gewesen. Ich kenne alle Einzelheiten: Du hast etwas verloren, László Gyerőffy aber ist richtig eingesargt worden. Es heißt, er habe gegen vierzigtausend verloren …«
    Mama Ágnes blickte Klára an, sagte aber nichts.
    »Sie kommen heute zum Rennen, nicht wahr?«, fragte Péter eines der Lubiánszky-Mädchen, das am Tisch auf der anderen Seite saß. Er wollte die Konversation in andere Bahnen lenken, denn er hatte bemerkt, dass die Schwester etwas erblasst war und ihre Lippen sich zusammenpressten.
    »Oh, natürlich, freilich«, zwitscherten die zwei Lubiánszky-Töchter gleichzeitig. »Wie wir hören, wird es furchtbar interessant werden, wir verstehen zwar nicht viel davon, aber trotzdem …« Und üppig setzten sie auseinander, dass sie hingehen würden, warum, wie, wann und auf welche Weise, denn man hatte ihnen beigebracht, auf Fragen nicht auf die Art provinzieller Gänse bloß mit Ja oder Nein, sondern ausführlich zu antworten, weil man sie so für klug halten werde. Und das traf sich auch gut, denn beim Mahl fiel nun über das nächtliche Kartenspiel kein Wort mehr.
    Nachdem man sich vom Tisch erhoben hatte, verzog sich Louis Kollonich gemäß seiner Gewohnheit in den Rauchsalon. Klára stand noch einige Minuten neben den Lubiánszky-Mädchen im Salon und tat so, als hörte sie ihrem Geplapper zu. Doch dann schlich sie sich hinaus zu ihrem Vater. Im Rauchsalon setzte sie sich auf die Lehne des Diwans, dem Vater gegenüber, und sie sagte ein wenig linkisch: »Ich möchte Sie um etwas Großes bitten, Papa!«
    »Na, was ist es, mein liebes Kind, dieses Große?«, fragte Kollonich, der bei seiner ersten Zigarre immer freundlich und gutmütig war.
    Klára errötete leicht, bevor sie anhob: »Neulich … als wir hier darüber sprachen … hernach … habe ich László das Versprechen abgenommen, dass er nie mehr Karten spielen wird …«
    »Wer einmal Spieler geworden ist, bleibt für immer ein Spieler«, warf der Vater ein.
    »Aber er hat es mir versprochen, hat mir darauf die Hand gegeben. Und nun sagt Niki … aber er und László, sie mögen einander nicht … doch, doch, so ist es … und ich glaube es nicht, kann es nicht glauben … Die Leute sind gemein … sie reden nur so … es muss ein Irrtum sein … oder … eine Lüge … und ich würde es niemandem glauben, außer … außer Ihnen, Papa, denn ich weiß, dass Sie … nur wenn Sie es sagen, nur dann …«
    »Aber ich besuche das Bakk-Zimmer oben nicht, ich spiele nur Tarock und auch das nur bis ein Uhr nach Mitternacht, solange niedrige Geldeinsätze gelten.«
    »Das ist es eben. Ich will Sie bitten, wenn Sie einmal … wenn sich László dort aufhält … und Sie das Spiel schon beendet haben, dass Sie dann … nachschauen, ob es wahr ist. Bitte, bitte, schauen Sie nach, Sie dürfen es ja tun, und so werde ich es wenigstens erfahren … Ich bitte Sie! … denn ich glaube es nicht, nein, das kann nicht sein!«
    Kláras Gesicht wurde totenblass, ein verzweifeltes Flehen lag in ihren Augen.
    »No, no, no! Gut, einverstanden, reg dich nicht so auf … Ich will nachschauen, und wir werden sehen.«
    Kollonich streckte seinen kurzen Arm aus und tätschelte beruhigend das Knie seiner Tochter. Diese bückte sich jäh, ergriff die Hand des Vaters und führte sie an die Lippen, dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn über der Mopsnase auch auf die Stirn.
    »Danke … danke … und möglichst bald, nicht wahr?«
    Papa Louis stimmte ihr zu: »Ja, natürlich, möglichst bald.«
    Klára wandte sich bei der Tür noch um: »Gelt … das bleibt … bleibt ganz unter uns?«
    Kollonich begriff sofort, dass er das Geheimnis gegenüber seiner Frau wahren sollte.
    »Na ja! Na ja! Selbstverständlich!« Und zwinkernd lächelte er zur Tochter zurück.

    Am Abend fand im Park-Klub ein Ball statt, einer der letzten Bälle der zu Ende gehenden Saison. Die Kollonich-Kutsche mit Fürstin Ágnes und Klára ratterte erst nach elf Uhr zum Tor des Palais hinaus. Diesmal lag es an Klára, dass sie sich verspätet hatten, sie war mit ihrer Toilette erst jetzt fertig geworden. Die Stiefmutter beschwerte sich deswegen nicht, wie sie es sonst tat, wenn jemand sie auch nur eine Minute warten ließ, sie tadelte das Mädchen mit keinem Wort, denn sie wusste, dass Klára etwas

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