Die Schrift in Flammen
erbaut, vielleicht zur Zeit von Béla III., denn die ältesten Bögen der Gewölbe und die benachbarte Kirche stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Der Erbauer der Burg hatte deren Standort gut gewählt. Die von einer Mergelschicht unterbrochene Lehmzunge oben ist ganz eben; die Flanke im Osten fällt ziemlich steil hinab, gegen Norden läuft der Abhang sanft aus, Gleiches gilt für eine Mulde im Westen, wohin sich einst das Dorf verzog, geduckt im Schutz der äußeren Festung. Das Überschwemmungsgebiet unten den Fluss entlang war damals gewiss noch sumpfig gewesen, erst der in Jahrhunderten abgelagerte Humus verwandelte es langsam in fruchtbares Ackerland. Das äußerste Ende des Rückens, wo der Hügel auf allen drei Seiten steil abfällt, wird ganz vom Schloss eingenommen. So ließ es sich gegen die Angriffswaffen des Mittelalters gut verteidigen, man konnte die Belagerer von oben aus allen Richtungen mit Pfeilen eindecken; sich den Mauern zu nahen, war einzig vom Süden her möglich, doch hier muss es einen tiefen Burggraben und eine vorgeschobene Palisade sowie einen Zwinger gegeben haben, dessen Grundmauern und Erdbefestigungen sich an dem seither zum Park umgewandelten Abhang auch jetzt noch abzeichnen. Heute stehen natürlich nur noch das Hauptgebäude und all die Zusätze, mit denen es die späteren Jahrhunderte ergänzten. Auf uns wirkt es daher wie ein Organismus, der sich ständig verändert und entwickelt hat, an Größe und Umfang zunahm.
Vier stattliche Basteien an den vier Ecken gehörten zum langgestreckten Hauptbau, man hatte sie gewiss noch zum Schutz gegen die ersten Kanonen angeklebt. Die äußeren Wehrmauern sind nun verschwunden, Rasen und Blumenbeete nehmen ihren Platz ein; auch der Torturm steht nicht mehr, und es ist gar nicht so lange her, um die Mitte des 18. Jahrhunderts, dass der damalige Besitzer, der Vater des Statthalters Abády, darüber verärgert, dass er mit seiner breiten Kalesche in den Hof nicht einfahren konnte, die Anordnung traf, das enge Burgtor auszuweiten. Man nahm die Arbeit in Angriff und brach die Mauer auf, um ein neues Gewölbe zu erstellen, dabei aber sackte der Turm ab und bekam Risse, sodass man ihn abtragen musste. Dieser damalige Abády sparte den Platz des Turms aus und ließ dort, wo einst die Palisade die Wehrmauer erreicht hatte, einen hufeisenförmigen Vorhof anlegen; rechts gab es einen aus Stein gebauten Stall für zweiunddreißig Pferde, links eine gedeckte Reithalle; verbunden wurden die beiden Seiten durch einen regelmäßigen Halbkreis, den ein Heuschober, die Werkzeugkammern und Wagenremisen bildeten, ferner eine Bäckerei, wo Brotlaibe wohl für hundert Leute gebacken wurden, dann eine Waschküche mit einem Kessel, der die Schmutzwäsche einer kleineren Stadt gefasst hätte, und schließlich Wohnstätten für den Pförtner, den Türsteher, den Stallmeister, all dies in der Mitte und neben dem neuen Tor, das man nun schon so breit gebaut hatte, dass Herr Abády mitsamt seiner Kalesche, dem Vorreiter und dem Herold bequem Einzug halten konnte. Über dem Tor heben aus Stein gemeißelte Titanen Felsen drohend in die Höhe, und mitten unter ihnen trägt Altlas persönlich die Weltkugel auf seinem Rücken. Denn dieser Hufeisenhof ist schon ganz im Zeichen des Rokokos gehalten; er wurde 1748 bis 1751 erbaut, wie dies in den Stein gehauene Inschriften an den Türrahmen verkünden. Draußen, auf dem flachen Mauerkranz des Dachs, sind ornamentverzierte Vasen plaziert, während auf der Innenseite im Abstand von fünf Metern Statuen stehen, mythologische Figuren in verschrobenen Posen, jede mit dem eigenen Attributssymbol, wie es sich für antike Götter gehört. Dénes Abády muss ein großer Bauherr gewesen sein. Er ließ die innere Steintreppe und dazu eine Stuckdecke und eine Balustrade erbauen sowie den vier Ecktürmen zweifach gebrochene Kuppeldächer aufsetzen.
Es sei schade, dass man das Althergebrachte aufgegeben habe, könnte heute ein Gelehrter sagen. Möglich. Aber jedes Zeitalter hat seinen Geschmack, und das 18. Jahrhundert kümmerte sich wenig um die Baugeschichte, sondern drückte allem, was es unternahm, den eigenen Stempel auf. Im Übrigen ging es auch später so zu. Die beiden langen Flügel, die nach dem Verschwinden des Torturms als die zwei Seiten des U-förmigen Schlosses übrig geblieben waren, wurden in den Empire-Zeiten nach neoklassizistischem Stilgefühl renoviert, und Bálint Abádys Großvater mütterlicherseits klebte später
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