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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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sieht man, dass es lauter Papierfetzen sind …« Leise und bitter lachte er dazu.
    Fannys leichte Hand drückte mit Zuneigung den Arm des Jünglings: »Kommen Sie, Liebster … gehen wir zusammen.«
    Beinahe schwesterliches Mitleid lag in ihrer Stimme. Sie gingen hinaus. Das dichte Laub der Rosskastanien fing das Licht der Bogenlampen auf, es hüllte den Gehsteig in Schatten. Zum Schützenhaus-Platz waren es nur ein paar Schritte. Einspänner, geschlossene nächtliche Fiaker, warteten dort beim Stand. Gut so, dachte Frau Berédy, diesen Leuten bin ich unbekannt. Und sie schritt zur ersten Kutsche, öffnete die Tür und stieg ein.
    »Kommen Sie«, wandte sie sich zurück zu László. Er gehorchte wortlos. Nachdem er neben ihr Platz genommen und die Tür zugeschlagen hatte, lehnte sich die Frau zum Fenster hinaus.
    »Museumstraße 1B«, rief sie dem Kutscher zu.
    Hatte László gehört, dass sie seine Adresse angegeben hatte? Er ließ es nicht erkennen, er sagte nichts, weder jetzt noch später. Der Einspänner knatterte langsam durch das dunkle Viertel, er durchfuhr die vielen verwinkelten, engen und kleinen Gassen der Elisabethstadt. Mit ihrer Hand suchte Fanny unter dem Kragen des Raglanmantels die Hand des jungen Mannes und legte sich voller Verständnis darauf. Sie berührte ihn nur mit und an der Hand, sonst nirgends. Erst viel später, als sie sich bereits dem Ziel näherten, sagte sie einmal: »Ich bleibe heute Nacht bei Ihnen …«
    Der Hausknecht öffnete schläfrig das Tor, und sie beide, als spazierten sie auf dem Korso, stiegen nebeneinander in den dritten Stock hinauf. Wortlos betraten sie die Wohnung. Sie zündeten keine Lampe an; durch die offenen Fenster drang genug Licht herein. Ihre nachtgewohnten Augen brauchten nicht mehr, um zu sehen.
    László sprach immer noch nicht, wie wenn er im Zimmer allein wäre. Er setzte sich auf den abgenützten Diwan an der Wand und barg das Gesicht in seine Hände. Unendliche Müdigkeit kam über ihn. Lange saß er so unbeweglich. Sein Herz schlug langsam, in großen Abständen, als wollte es jeden Augenblick stillstehen. Ach, wie gut wär’s, wenn es von sich aus aufhörte weiterzuschlagen …
    Was um ihn geschah, wer bei ihm war und vor ihm stand, von all dem wusste er nichts. Und die Zeit verging. Nach langer, langer Zeit umschlangen ihn vorsichtig zwei kühle Arme, ein geschmeidiger Frauenkörper schmiegte sich an seine Achseln, heiße Lippen streiften küssend seinen Hals, anfänglich mit kleinen, tröstenden Küssen, weiche Hände liebkosten ihm den Kopf, zogen ihn zu sich, hinein in die seidene Schmiegsamkeit nackter Schultern, und ein Mund suchte seinen Mund, er heftete sich lange an ihn, saugte mit duftendem Hauch seinen Atem ein, und allmählich vertrieb die Purpurdunkelheit des Begehrens den Schmerz, sie überschwemmte alles und ergoss sich über ihn, einem betäubenden Getränk gleich, Wollust, Tod und Liebe in sich vermischend …

    Matte Dämmerung breitete sich um sie bereits aus. Die schöne Fanny, die Augen geschlossen und von Dankbarkeit trunken, bedeckte die neben ihr aufgestützte Hand des Mannes mit ihren Küssen. Voller Glück spürte sie, dass die andere Hand über ihre Haut, über den ruhend gestreckten Körper strich, vom Knie hinauf bis zur entblößten Brust. Nach einer Weile schaute sie auf. László lag neben ihr; er drehte, den Oberkörper auf dem Ellbogen, den hoch erhobenen Kopf dem Fenster zu.
    Er blickte in den grau dämmernden Morgen hinaus. Mit weit geöffneten, verzweifelten Augen und schmerzlich verzogenem Mund starrte er zum Fenster. Seine Hand streichelte nur mechanisch, einer unbewussten Regung gehorchend. Seine Seele weilte anderswo, weit … weit von ihr … dort in der Ferne bei jenem Mädchen …

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Fünfter Teil

I.
    »Dénestornya. Klein-Gemeinde, Komitat Torda-Aranyos. Kreis Ar.-Gyéres. 1737 Seelen. Ev. Ref.: 1731; Röm. kath.: 5; Isr.: 2; Schloss der Grafen Abády. Post, Telegraf am Ort.«
    So viel liest man darüber im Lexikon.
    Das Schloss steht am Rand des Keresztes-Felds, oberhalb des größten flachen Gebiets von Mittelsiebenbürgen, auf einem der Hügel, die diesen Landesteil gegen Süden abschließen und sich, an Höhe langsam zunehmend, von Torda bis Kocsárd hinziehen. Es ist ein niedriger Hügel, der die Ebene des Aranyos nur zwanzig bis fünfundzwanzig Meter überragt. Man hatte einst hier eine Burg

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