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Die Schrift in Flammen

Titel: Die Schrift in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miklós Bánffy
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Zigarre allein zeugte davon, dass dies hier selbst für ihn ziemlich ernst war. »Sechzehn!« »Bank!« Die anderen holten es sich. »Vierundzwanzig!« »Bank!« Das Gleiche geschah. So ging es fortwährend. Er machte keinen einzigen Stich, und es folgten acht bis zehn Gewinne, die andere machten und zu denen »der schwarze Kakadu« mit seiner Einzahlung stets tüchtig beigetragen hatte.
    »In einer einzigen Runde könntest du deine ganze Lage in Ordnung bringen«, meldete sich in Gyerőffy eine Stimme, doch noch rührte er sich nicht. »Versuch es! Das Geld liegt da vor dir, man muss nur danach greifen. Wenn du zehn- bis fünfzehntausend einsetzt … du hast ja eine große Summe bei dir.« Und für sich zitierte er Napoleon: »La victoire est aux gros bataillons!« László stand immer noch unbeweglich da, nur seine Hand fuhr einige Male über seine Weste. Pray, gerade vor ihm, rechts vom leeren Stuhl, stach jetzt neunmal hintereinander. »Du Idiot!«, flüsterte die innere Stimme, »hättest du mitgemacht, wie ich dir gesagt habe, dann wäre das hier schon deins. So setz dich hin, spiel – und sei es nur mit den viertausend, die dir gehören, das sollte doch erlaubt sein …!«
    Der Butler machte die Runde mit den Zetteln des Drei-Uhr-Kartengelds.
    »Bringen Sie mir einen Kredit«, sagte ihm Gyerőffy, und er nahm endlich den leeren Stuhl zwischen Zénó und Pray ein. Das war der beste Platz: rechts vom Pechvogel. Als die »Taille« vor ihm passierte, sprach er das entscheidende Wort aus: »Passe la main!« Längere Zeit verging, bis das Kartenpäckchen zu ihm zurückkehrte. Es war geraume Zeit auf der anderen Seite des Tisches geblieben. Mittlerweile hatte er Absinth bestellt und neben sich servieren lassen. Er sprach ihm tüchtig zu, um die Angst zu vertreiben, die in ihm jetzt plötzlich aufgestiegen war. Das Kartenpäckchen kam zu ihm. Zénó, sein Nachbar zur Linken, hatte nur einen »Coup« gewonnen. László legte zwei Tausendkronennoten vor sich hin. Er gewann viermal. Beim fünften Mal verlor er, und er hatte zwar nicht geteilt, aber die Einsätze machten seine Bank nicht aus, sodass vor ihm immer noch etwa zwanzigtausend verblieben.
    Nun geriet er auf irgendeine merkwürdige Art außer sich. Ihm war, als trüge ihn eine weite Welle, als rase er schwebend über Tiefen hinweg. Ein Gefühl, der Erlösung ähnlich, überflutete ihn, wie jemanden, dem gegeben ist, nach tagelangem Dürsten in der Wüste endlich bis zum Kinn in einen kühlen Bergbach zu tauchen. In dieser Minute war er fast glücklich. Er dachte an nichts anderes. Das Spiel fesselte seine ganze Aufmerksamkeit, der »Esprit de taille«, es galt, die Wege des Glücks bei der Zuteilung der Karten zu entdecken. Wer gewinnen will, muss sie kennen, dies ist das Wichtigste.
    Er stand schon längst nicht mehr im Ruf eines »schönen Spielers« wie anderthalb Jahre zuvor, als er die Karten zum ersten Mal in die Hand genommen hatte. Damals schien ihm noch alles ganz irreal. Die Jetons bedeuteten nur Zahlen, nicht Geld. Wichtig war allein, dass man ihn anerkennen, akzeptieren, für gleichrangig halten sollte. Doch jetzt – seit dem Bruch des Klára gegebenen Worts und besonders seit dem großen Verlust, als ihn Frau Berédy mit ihren Perlen gerettet hatte – spielte er grimmig auf Gewinn. Gewinnen, um jeden Preis gewinnen! Und wie seine materielle Lage sich immer mehr verschlechterte, so wurde sein Spiel nervös und zielgerichtet. Jeder schwerere Verlust konnte für ihn nun den Ruin bedeuten.
    Das Spiel tobte noch längere Zeit unverändert weiter. Die Perlmuttblättchen vor László nahmen von Zeit zu Zeit ab und vermehrten sich dann wieder. Gegen halb fünf erfolgte dann eine Wende. Die Hand von Ársenovics »verbesserte sich« unerwartet. Zweimal, dreimal, sogar viermal hatte er eine Neun. Gyerőffy als sein unmittelbarer Nachbar hatte nicht allzu viel gesetzt, aber ihn »schwemmte es« trotzdem in seine Bank hinein. Einige Augenblicke nur, und schon stand er stark auf Verlust. Ihm lief es jetzt kalt den Rücken hinunter. Das durfte nicht sein! Das war nicht sein Geld! Er musste es zurückholen, um jeden Preis zurückgewinnen! Nun lagen keine Jetons mehr vor ihm, er spielte vielmehr »auf Borg«. Wie ein Ertrinkender holte er verzweifelt noch zweimal zu Versuchen aus. Er verlor beide Male. »Der schwarze Kakadu« hielt noch immer die Bank. László indessen hatte sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt, und die Welt um ihn verfinsterte sich.
    Er schloss

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