Die Schriften von Accra (German Edition)
auch wenn wir es mit bloßem Auge nicht wahrnehmen können.
Die Berge verändern sich und frohlocken: ›Wie gut, dass wir nicht ewig dieselben bleiben.‹
Wer glaubt, dass Bäume sich nicht verändern, irrt ebenfalls. Sie müssen hinnehmen, dass sie im Winter nackt und im Sommer bekleidet sind. Und sie wachsen ständig über sich hinaus – denn die Vögel und der Wind tragen ihre Samen in die ganze Welt.
Und die Bäume frohlocken ebenfalls: ›Ich dachte, ich sei ein Einziger, und heute habe ich herausgefunden, dass ich viele bin‹, sagen sie zu den jungen Bäumen, die ringsum zu sprießen beginnen.
Die Natur sagt uns: ›Ändere dich!‹
Und diejenigen, die den Engel des Herrn nicht fürchten, haben begriffen, dass man voranschreiten muss. Trotz aller Ängste. Trotz aller Zweifel. Trotz aller Vorhaltungen. Trotz aller Drohungen.
Sie stellen sich ihren Werten und Vorurteilen. Hören sich die Warnungen ihrer Freunde und Verwandten an, die sie anflehen: ›Tu’s nicht! Hier hast du alles, was du brauchst: deine Eltern und deine Ehefrau und deine Kinder, die dich lieben, eine sichere Anstellung, für die du so lange kämpfenmusstest. Gehe das Risiko nicht ein, ein Fremder in einem fremden Land zu sein.‹
Dennoch wagen sie den ersten Schritt – manchmal aus Neugier, manchmal aus Ehrgeiz, meist aber wegen einer unbezwinglichen Abenteuerlust.
Und mit jeder neuen Wegbiegung steigt die Angst. Und gleichzeitig stellen sie überrascht fest, dass sie stärker und fröhlicher sind, als sie erwartet hatten.
Freude. Das ist eine der größten Segnungen des Allmächtigen. Wenn wir fröhlich und glücklich sind, sind wir auf dem richtigen Weg.
Und allmählich verschwindet die Angst, weil ihr nicht die gebührende Aufmerksamkeit zuteil wird.
Eine Frage taucht jedoch am Anfang des Weges beharrlich immer wieder auf: ›Führt mein Entschluss, mich zu verändern, dazu, dass andere meinetwegen leiden?‹
Doch wer liebt, möchte den geliebten Menschen glücklich sehen. Und auch wenn wir uns anfangs sorgen, mischt sich in die Sorge bald auch Stolz, dass der andere das tut, was er mag, und dass er dorthin geht, wohin zu gehen er geträumt hat.
Später aber mag zuweilen ein Gefühl von Hilflosigkeit aufkommen.
Doch die Reisenden begegnen auf ihrem Weg auch Leuten, die fühlen wie sie. Im Gespräch miteinanderwird ihnen klar, dass sie nicht allein sind. Sie werden zu Reisegefährten, lassen sich gegenseitig an den Lösungen teilhaben, die sie für die Überwindung von Hindernissen auf dem Weg gefunden haben. Und gemeinsam stellen sie fest, dass sie klüger und lebendiger sind, als sie gedacht hatten.
Wenn sie dann in ihren Zelten liegen und vor lauter Sorgen und Zweifeln nicht schlafen können, sagen sie sich: ›Morgen, und erst morgen, mache ich den nächsten Schritt. Denn inzwischen kenne ich den Weg und kann jederzeit umkehren. Ein Schritt mehr ist noch nicht die Welt.‹
Bis die Hindernisse weniger werden, mit denen der Weg den Reisenden auf die Probe stellt. Worauf seine Sorgen verfliegen und er sich an der Landschaft und den Herausforderungen, die sie an ihn stellt, zu erfreuen beginnt.
Und während er bisher gedankenlos immer weiter gegangen ist, so macht er jetzt jeden Schritt ganz bewusst. Und statt Sicherheit und Bequemlichkeit vorzugaukeln, lehrt ihn der Weg, Herausforderungen freudig anzunehmen.
Unterwegs ist ihm nie langweilig, doch irgendwann wird er müde. Dann macht er Rast, genießt die Landschaft und macht sich danach gestärkt wieder auf den Weg.
Und während er früher die Wege schlechtmachte, die er zu gehen fürchtete, beginnt er, sie jetzt zu lieben.
Selbst wenn er nicht weiß, wohin ihn diese letztlich führen. Sogar auf die Gefahr hin, manchmal eine falsche Entscheidung zu treffen. Gott, der seinen Mut sieht, wird ihm die Lösung eingeben, wie er seine Entscheidung korrigieren kann.
Was ihn jetzt noch beunruhigt, sind nicht die Ereignisse, sondern die Angst, nicht zu wissen, wie er damit umgehen soll. Hat er sich erst unwiderruflich für einen Weg entschieden, wächst in ihm auch der Wille, ihn durchzusetzen.
›Schwierigkeiten‹: Sie zeigen uns, wer wir wirklich sind.
Die religiösen Traditionen lehren, dass wir uns Gott nur durch den Glauben und durch Verwandlung nähern können.
Der Glaube zeigt uns, dass wir in keinem Augenblick allein sind.
Die Verwandlung lässt uns das Unbekannte und das Mysterium lieben.
Und wenn alles düster aussieht und wir uns hilflos fühlen, dann lasst
Weitere Kostenlose Bücher