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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dafür geben, dass du Zuhälter geworden bist und Crack vertickerst?«
    Baby Huey füllte eine Schale mit Gumbo, steckte einen Löffel hinein und stellte sie auf einer Serviette vor Joe hin.
    »Das geht auf mich. Hab ich heut Nachmittag gemacht«, sagte Baby Huey. »Wolln Sie ein Bier dazu?«
    »Meinetwegen«, sagte Joe.
    »Ham Sie mit dem Mann, den die Leute Legion nennen, irgendwas zu schaffen?«, sagte Baby Huey.
    »Was meinst du mit dem ›Mann, den die Leute Legion nennen?«
    »Er hat keinen Vornamen. Er hat keinen Nachnamen. Bloß Legion. So nennen ihn alle Schwarzen seit jeher.«
    »Nimmt er die Frauen hart ran?«, sagte Joe.
    »Wenn sie die richtige Hautfarbe ham«, sagte Baby Huey und steckte den Hundert-Dollar-Schein in seine Hemdtasche.
    Sie fuhren mit Joe Zeroskis Auto auf den Uferdamm, unter dem sich eine weite, von überfluteten Zypressen gesäumte Bucht erstreckte. Draußen auf dem Golf tobte sich ein Gewitter aus, und ein heftiger Wind blies von Süden, kräuselte das Wasser und wehte das Laub aus den umliegenden Wäldern. Joe bog auf einen Feldweg ab, der nach unten führte, zwischen Persimonen- und Pekanbäumen, Zwergpalmen und Wassertümpeln, die schlierig wie Ölschlamm schillerten. Baby Huey zeigte auf eine Hütte mitten auf einer Lichtung, aus der der weiße Lichtschein einer Laterne fiel, die drin auf dem Tisch stand. Dahinter befanden sich ein Abort, ein eingefallenes Räucherhaus und Legion Guidrys Pickup, der neben einer Eiche parkte, an deren Stamm abgezogene Waschbärenfelle genagelt waren.
    Einer der Hinterreifen des Pickups hatte einen Platten.
    Joe stellte den Motor ab. Durch die Bäume hörten sie Tee Bobbys Band, die gerade mit Clifton Cheniers »Hey, Tite Fille« loslegte. Sie stiegen aus dem klimatisierten Auto und traten in die Dunkelheit, die Moskitos, die aus den Bäumen anschwirrten, den Wind, der nach Humus und gestrandeten Fischen roch.
    »Du bleibst, wo du bist«, sagte Joe und warf Baby Huey ein Handy zu. »Wenn da drin was schief geht, drückst du auf die Wiederwahltaste und sagst: ›Joe braucht einen Löschtrupp‹. Dann erklärst du, wo wir sind, fährst mit meinem Auto runter zur Straße und wartest, bis jemand kommt.«
    »Da drin is Legion, Mr. Joe«, sagte Baby Huey.
    »Ich glaube, du bist ein netter Junge. Ich glaube, du hast das, was du über meine Tochter gesagt hast, ehrlich gemeint. Aber rede nicht um den heißen Brei rum, sondern sag mir, was du sagen willst. Deswegen werdet ihr auch immer Toiletten putzen. Weil ihr nicht sagen könnt, was ihr meint.«
    Baby Huey schüttelte den Kopf. »Legion is kein gewöhnlicher weißer Mann. Er is überhaupt kein gewöhnlicher Mann.«
    Joe Zeroski öffnete die Fliegendrahttür und ging hinein, ohne vorher anzuklopfen. Während er und Baby Huey draußen miteinander geredet hatten, hatte sich der große, schwarzhaarige Mann in Khakikleidung, der am Tisch saß und einen Sechserpack Bier und eine Flasche Bourbon vor sich stehen hatte, nicht von der Stelle gerührt, so als wären ihm die Autoscheinwerfer und die Leute auf seinem Grundstück völlig gleichgültig.
    Er kippte sich einen Stamper Whiskey hinter die Binde, trank einen Schluck Bier aus einer eingesalzenen Dose und griff zu der brennenden Zigarette, die auf einem umgedrehten Obstglasdeckel lag. Das Zigarettenpapier knisterte in der Stille, als er den Rauch inhalierte.
    »Sie haben zwei meiner Männer fertig gemacht. Aber das lass ich Ihnen vorerst durchgehen, weil sie womöglich patzig waren, oder weil Sie nicht gewusst haben, wer sie sind. Aber irgendjemand hat meine Tochter totgeschlagen, und demjenigen werde ich den Arsch aufreißen. Ich habe gehört, dass Sie einen schlechten Ruf haben, was Frauen angeht«, sagte Joe.
    »Hat Robicheaux Sie hergeschickt?«, fragte Legion.
    »Robicheaux?«
    »Sie sind doch einer von den Itakern, die sich in der Stadt aufhalten, nicht wahr? Die für Dave Robicheaux arbeiten.«
    »Spinnen Sie?«, sagte Joe.
    Dann hörte Joe ein Geräusch im Nebenzimmer, hinter einer Decke, die mit Haken an einer Gleitstange über der Tür befestigt war. Joe zog die Decke zurück und blickte auf ein schwarzes Mädchen, vermutlich nicht älter als achtzehn, das auf dem Bett saß, Shorts und ein unter der Brust abgeschnittenes T-Shirt trug und mit einem zusammengerollten Fünf-Dollar-Schein eine Line von einem zerbrochenen Spiegel schnupfte.
    Joe nahm sie am Arm und brachte sie barfuß und zugedröhnt, wie sie war, zur Tür.
    »Geh heim. Oder geh wieder in

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