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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Bäumen hervorkommen, sah die rauchende Flinte und die Blutspritzer auf seinem Hemd.
    »Sie hat sich gewehrt. Sie hat mir an den Lauf getreten. Ich hatte bloß einen Schuss. Hol die Patronen«, sagte er.
    »Was?«, sagte Tee Bobby.
    »Raff dich auf. Sie lebt noch. Hol die Scheißpatronen.«
    Tee Bobby riss die Beifahrertür auf, holte mit zittriger Hand die Schachtel mit den Schrotpatronen aus dem Jutesack und wollte sie Jimmy Dean geben. Aber Jimmy Dean ging schon wieder auf die Tupelobäume zu, und Tee Bobby lief hinter ihm her, einfach so, ohne es sich jemals erklären zu können, ohne dass ihn jemand dazu aufgefordert hatte. Jimmy Dean bückte sich und las eine ausgeworfene Hülse auf, zog dann zwei Patronen aus der Schachtel, die Tee Bobby in der Hand hielt und schob sie ins Magazin.
    »Bleib zurück, wenn du keine Spritzer abkriegen willst«, sagte Jimmy Dean.
    Amanda warf Tee Bobby nur einen kurzen Blick zu, aber der war so hoffnungslos und vorwurfsvoll, voller Schmerz und Enttäuschung, dass er ihn sein Leben lang im Traum heimsuchen würde.
    Er fuhr herum und prallte mit seiner Schwester zusammen, die mit großen Augen alles verfolgte, was zwischen den Bäumen geschah. Als die Flinte losging, zerrte Rosebud an ihren Kleidern und schlug mit den Fäusten um sich, als würde sie angegriffen, rannte dann wehklagend wie ein verletzter Vogel in das Zuckerrohrfeld.

28
    An diesem Nachmittag stand Tee Bobby, an Händen und Füßen gefesselt, mit mir und Helen auf dem Uferdamm am Rande des Henderson Swamp, während zwei Taucher über die Bordwand eines Motorboots der Staatspolizei stiegen und sich in rund dreieinhalb Meter Tiefe auf die Suche begaben. Schwarze Wolken standen am Himmel, und der Wind peitschte die Wipfel der Weiden und Zypressen, aber die Luft war frisch und für die Jahreszeit ungewöhnlich kühl, mit Regentropfen durchsetzt, die vom Golf heraufgefegt wurden. Tee Bobbys Gesicht wirkte matt und fahl.
    »Ham Sie meine Oma angerufen?«, fragte er.
    »Das ist nicht meine Aufgabe, Tee Bobby«, erwiderte ich.
    Einer der Taucher kam wieder an die Oberfläche. Er hatte einen Schlammklumpen an der Wange und reckte die Flinte mit Pistolengriff über den Kopf.
    »Rufen Sie meine Oma an und sagen Sie ihr, dass ich eine Zeit lang nicht heimkomme, ja? Nicht, bis ich meine Kaution wieder gestellt und mich mit Barbara Shanahan irgendwie geeinigt habe«, sagte Tee Bobby.
    Ich starrte ihn an. »Kaution gestellt?«, sagte ich.
    »Yeah, ich bin doch Kronzeuge, stimmt’s? Jimmy Dean is derjenige, der die Spritze kriegt. Er bleibt auch hinter Gittern. Kann uns nix mehr tun. Außerdem will ich zusehn, dass ich bei einer von den Entwöhnungstherapien unterkomme, von denen Sie gesprochen haben, Sie wissen schon«, sagte Tee Bobby.
    Der Taucher, der die Schrotflinte geborgen hatte, watete ans Ufer und reichte sie mir. Er hatte gehört, was Tee Bobby gesagt hatte.
    »Ist der Typ noch ganz bei sich?«, fragte er.
    Später, als draußen der Donner grollte, Zeitungsfetzen hoch durch die Luft gewirbelt wurden und ein Güterzug über die Bahngleise rollte, die jetzt im Regen glänzten, rief ich von der Dienststelle aus Ladice an und teilte ihr mit, was aus Tee Bobby geworden war und wo sie ihn an diesem Abend besuchen konnte. Ich dachte, ich hätte ein schlechtes Gewissen, weil ich sie getäuscht hatte, tatsächlich aber empfand ich überhaupt nichts. Tee Bobbys Bericht hatte mich regelrecht betäubt und erneut davon überzeugt, dass die schlimmsten Taten, die Menschen begehen, durch das zufällige Zusammentreffen von Personen und Ereignissen ausgelöst werden, die, wenn man nur ein paar kleine Veränderungen vornehmen würde, keinerlei Spuren in unserer Geschichte hinterließen.
    Ich machte an diesem Nachmittag früh Schluss und fuhr nach Hause, durch ein sonderbar grünes Licht, das aus den dunklen Bäumen und Feldern zum Himmel aufzusteigen schien. Es fing gerade an zu regnen, als ich mit Bootsie und Alafair zum Abendessen ins Patio in Loreauville ging, ohne auch nur mit einem Wort zu erwähnen, was an diesem Tag vorgefallen war.
    Es ist nie vorbei.
    Am Dienstagmorgen, als der Regen die Straßen überflutete, stellte Perry LaSalle seine Gazelle im Parkverbot ab und rannte über den Gehweg zum Gerichtsgebäude. Er machte sich auch nicht die Mühe, anzuklopfen, bevor er in mein Büro kam.
    »Sie haben Tee Bobby in die Falle gelockt«, sagte er.
    »Schön, dass Sie vorbeischauen, Perry. Ich hole den Sheriff her und vielleicht ein,

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