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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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einer Bar in Morgan City umgebracht.«
    »Sie leiden unter Zwangsvorstellungen, Dave. Anscheinend ist das jedem außer Ihnen klar«, sagte Perry.
    »Warum leisten Sie uns nicht Gesellschaft und lassen die Sache eine Zeit lang auf sich beruhen?«, sagte Barbara und legte die Hand unter die Lehne eines leeren Stuhls.
    »Sie haben gewusst, dass Legion diesen Mann ermordet hat, Perry. Und Sie wussten auch, warum«, sagte ich.
    »Sie irren sich«, sagte Perry.
    »Nachdem Sie das Jesuitenseminar verlassen haben, waren Sie freiwilliger Mitarbeiter bei einer katholischen Arbeitermission in der Bowery. Es handelt sich um die gleiche Mission, bei der auch William O’Reilly tätig war. Ich glaube, Sie wollten dort Buße tun für die Sünden Ihrer Familie. Warum stehen Sie nicht dazu? Es gibt Schlimmeres auf der Welt.«
    Perry richtete sich auf. »Wollen Sie’s hier austragen oder draußen auf der Straße?«
    »Um mich müssen Sie sich die allerwenigsten Gedanken machen. Ich komme gerade aus Ihrer Kanzlei. Legion Guidry hat nicht nur Ihre Sekretärin in Angst und Schrecken versetzt, er hat sich außerdem mit Ihrer konföderierten Kriegsflagge die Nase geputzt.«
    Ich drehte mich um und wollte weggehen. Er packte mich am Arm und wirbelte mich herum, holte gleichzeitig mit der Faust aus. Ich fing den Schlag mit dem Unterarm ab und spürte, wie er mich am Kopf streifte. Ich hätte weggehen können, tat es aber nicht. Stattdessen ließ ich dem alten Feind seinen Willen, verpasste ihm einen Kinnhaken und schickte ihn zwischen den Stühlen zu Böden.
    Rundum herrschte mit einem Mal Stille. Barbara Shanahan kniete sich neben Perry, der sich mit glasigem Blick auf den Ellbogen stützte und sich aufzurichten versuchte.
    »Jetzt weiß ich, woher Clete das hat. Sie sind unmöglich. Sie gehören in eine Höhle, mit einer Keule in der Hand«, sagte Barbara zu mir.
    »Hör nicht auf sie! Weiter so, Robicheaux!«, rief einer der Polizisten aus der Stadt. Dann klatschten die anderen Cops.
    Ich kehrte in die Dienststelle zurück, ließ mir kaltes Wasser über die Hand laufen, schluckte dann zwei Aspirin aus meinem Schreibtisch und presste mir die Fäuste an die Schläfen. Mein Gesicht glühte immer noch vor Scham, und ich fragte mich, wann ich jemals lernen würde, dass man niemanden in die Ecke drängen durfte, schon gar nicht einen innerlich so zerrissenen Mann wie Perry LaSalle, der alle Merkmale eines nicht behandelten Sexsüchtigen aufwies, weder Ehrgefühl besaß noch zu einer tieferen Bindung mit einem anderen Menschen fähig war.
    Drei Deputys nacheinander öffneten meine Tür und winkten mir mit hoch gerecktem Daumen zu, weil ich Perry niedergeschlagen hatte. Ich nickte ihnen dankbar zu, schluckte noch ein Aspirin und versuchte mich in meine Arbeit zu versenken.
    Ich zog die Schublade meines Aktenschranks auf und ging ein paar offene Fälle durch, um die ich mich seit dem Mord an Amanda Boudreau und Linda Zeroski nicht mehr gekümmert hatte. Bei vielen dieser Fälle ging es um Straftaten, die von Mitgliedern der Menagerie begangen wurden, wie ich das Heer von Kleinganoven bezeichnete, die sich allenfalls noch durch eine Stirnlappenlobotomie oder schwere Elektroschocks ändern lassen. Manche Fälle waren das reinste Vergnügen.
    Seit sechs Monaten war unsere Dienststelle hinter einem Einbrecher her, den wir den Osterhasen nannten, weil Zeugen, die ihn gesehen hatten, sagten, er wäre ein Albino mit rosa Augen und silbernen Haaren. Aber nicht nur sein Aussehen war ungewöhnlich. Sein Verhalten und seine Vorgehensweise waren so unerhört, dass wir keine Ahnung hatten, was wir von ihm halten sollten.
    In einem der Häuser, in die er eingebrochen war, hatte er eine handschriftliche Nachricht an der Kühlschranktür hinterlassen. Sie lautete:
    Liebe Besitzer dieses Hauses,
    ich raube nur deshalb Häuser in dieser Gegend aus, weil die meisten Leute, die hier wohnen, einen halbwegs anständigen Lebensstil pflegen. Aber nachdem ich in Ihr Haus eingebrochen bin, bin ich der Meinung, Sie sollten vielleicht in eine billigere Wohngegend ziehen. Sie haben kein Kabelfernsehen, weder Bier noch etwas zu naschen im Kühlschrank, und der Großteil Ihrer Möbel ist es nicht wert, dass man sie klaut.
    Mit anderen Worten: Es stinkt mir, wenn ich den ganzen Tag lang ein Haus ausspähe, nur um hinterher festzustellen, dass die Leute, die darin wohnen, keine Selbstachtung haben. Leute wie Sie sind es, die jemandem wie mir das Leben schwer

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