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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Er warf es dem Jungen ins Gesicht.
    »Bind ihre Hände an dem Baum fest«, sagte Jimmy Dean.
    »Ich will aber nicht«, sagte der Junge.
    »Wie kommst du drauf, dass dir was andres übrig bleibt?«, sagte Jimmy Dean und trat ihm in die Rippen.
    Der Junge verzog das Gesicht. »Okay«, sagte er und hob die Hände.
    Jimmy Dean schaute zur Straße, dann zu dem Heißluftballon, der unter der Sonne vorbeitrieb, schloss immer wieder die Hände um die Pumpgun. Als der Junge das Seil um Amandas Handgelenke geschlungen und am Baumstamm verknotet hatte, bückte sich Jimmy Dean und prüfte die Spannung.
    »Jetzt gehst du ein Stück mit mir spazieren und überlegst dir, ob du weiterleben oder lieber den Klugscheißer markieren willst«, sagte Jimmy Dean. »Hast du mich gehört, Weißarsch? Bewegung! Und deinen Gürtel kannst du auch gleich abnehmen.«
    Der Junge ging vor Jimmy Dean her und zuckte jedes Mal zusammen, wenn ihn der Lauf der Flinte berührte.
    Tee Bobby starrte Amanda durch die Maschen der Strickmutze an. Sie trug eine Jeans mit Gummibund, rote Tennisschuhe mit staubigen Socken und eine rote Bluse, die mit kleinen Kaninchen bedruckt war. Ihre Wangen wirkten im Schatten fahl und eingesunken, ihre Lippen waren trocken und krustig, aber sie ließ sich keinerlei Angst anmerken, schaute ihn nur wütend und voller Verachtung an. Ihre Handgelenke waren so stramm gebunden, dass das Seil die Haut zusammenschob und die Adern abdrückte, die prall hervortraten. Er kniete sich hin und wollte das Seil weiter nach vorn schieben, wo der Arm schmaler war, aber stattdessen verhedderte es sich und schnitt nur noch tiefer ein.
    »Du Drecksack, nimm die Hände weg!«, sagte sie und rammte ihm die Stirn an die Wange.
    Er spürte den Stoß bis ins Mark. Er wollte aufschreien, biss aber die Zähne zusammen, damit sie nichts hörte, seine Stimme nicht wiedererkannte. Dann verlor er das Gleichgewicht und fiel an sie, traf sie aus Versehen mit dem Ellbogen an der Brust.
    Er stützte sich auf, blickte auf sie hinab, wollte sich entschuldigen, nahm den eigenen Gestank war, seinen fauligen Mundgeruch, spürte jeden Schweißtropfen unter der Mütze, als liefen ihm tausend Ameisen über den Kopf. Dann sah er ihren Blick, voller Ekel und Verachtung, und im nächsten Moment sammelte sie sämtlichen Speichel im Mund und spie ihm mitten ins Gesicht.
    Er rappelte sich auf, war wie benommen, während der Speichel durch die Strickmütze sickerte, auf seiner Haut brannte wie ein Schandmal. Er schob den Daumen unter die Mütze und zog sie hoch, fuhr dann herum und wandte sich ab, als er ihre Miene sah, den erschrockenen Blick, als sie ihn erkannte.
    Plötzlich sah er Jimmy Dean vor sich, der gerade wieder in das Wäldchen zurückkehrte, nachdem er mit dem Jungen zum Bachlauf gegangen war, wo er ihn mit seinem Gürtel und dem T-Shirt gefesselt hatte.
    »Jetzt hast du alles klargemacht«, sagte Jimmy Dean.
    »Nein, sie hat nix gesehen«, sagte Tee Bobby und zog sich die Mütze wieder über das Gesicht.
    »Darüber reden wir gleich. Aber jetzt is erst mal was geboten«, sagte Jimmy Dean, während ihm die schwarzen Schalzipfel um den Hals wehten, und zog seinen Hosenstall auf. »Bist du dabei oder nicht?«
    »So was bring ich nicht.«
    »Sie hat dich abblitzen lassen, weil du schwarz bist.«
    »Lass es sein, Jimmy Dean.«
    »Du bist ’n hoffnungsloser Fall, Mann. Geh zum Auto und sieh zu, dass du wieder zur Besinnung kommst.«
    Tee Bobby ging weg, trat aus dem Schatten der Bäume ins grelle Sonnenlicht und betrachtete die Staubwirbel über dem Zuckerrohrfeld. Der Wind schmeckte salzig, roch nach modrigem Wasser, den Dieselabgasen von der Staatsstraße und nach einem toten Tier, das irgendwo im Bachbett verweste. Er hörte Amanda aufschreien, hörte Jimmy Deans scharfe Atemzüge, das Grunzen, das aus seiner Kehle drang, lauter wurde, bis er heiser aufbrüllte, so als hätte er einen Nierenstein ausgeschieden.
    Danach war es still zwischen den Bäumen, aber Tee Bobby stand vor seinem Spritschlucker, schaute auf Rosebud, die auf dem Rücksitz saß, und hielt sich beide Ohren zu, wusste, dass es noch nicht vorbei war, dass das Schlimmste erst noch kam.
    Der Schuss klang eher dumpf, war nicht so laut, wie er gedacht hatte, aber vielleicht lag das nur daran, dass er die Hände so fest auf die Ohren drückte. Vielleicht ist aber auch irgendwas schief gegangen und die Flinte hat nicht richtig funktioniert, sagte er sich.
    Er drehte sich um und sah Jimmy Dean unter den

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