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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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er.
    Gemeinsam gingen wir unter dem Regenschirm den Bootssteg entlang, während rundum Blitze zuckten und der Donner am Himmel grollte, wie Mitteilungen von einem Krieg in einem fernen Land.
    Das Motel draußen an der Vierspurigen war ein heruntergekommener zweistöckiger Bau, der einst zu einer Hotelkette gehört hatte, aber jetzt vom Besitzer der Fernfahrerkneipe nebenan bewirtschaftet wurde. Ich parkte den Streifenwagen neben einem Gehweg und bat meinen Freund, den ehemaligen Soldaten, dort auf mich zu warten. Ich entdeckte Marie Guilbeau im Waschraum, wo sie gerade Bettzeug in eine Waschmaschine stopfte. Ihre dunklen Haare waren hinten hochgesteckt, und die Dienstmädchenuniform spannte sich um ihren dicken Körper, als sie sich über die Waschmaschine beugte.
    »Ich möchte, dass Sie sich einen Mann anschauen, Ms. Guilbeau«, sagte ich.
    »Denjenigen, der im Motel gewohnt hat?«, sagte sie mit starrer Miene.
    »Mal sehen«, erwiderte ich. »Kommen Sie mit zum Streifenwagen.«
    Sie zögerte, stellte dann den Wäschekorb ab und folgte mir durch einen Gang zu dem Fußweg draußen. Ich trat in den Regen hinaus, hielt meinen Schirm über die Beifahrertür und klopfte ans Fenster.
    »Hey, Doc, ich möchte, dass Sie jemanden kennen lernen«, sagte ich und machte eine Kreisbewegung mit dem Finger.
    Er ließ das Fenster herunter und schaute mich an.
    »Das ist ein Freund von mir, Miss Guilbeau«, sagte ich.
    »Hi«, sagte er.
    Sie faltete die Hände, senkte den Blick und sagte kein Wort.
    Der ehemalige Soldat blickte mich an, wusste nicht recht, was vor sich ging.
    »Ich bin gleich wieder da, Doc«, sagte ich und trat dann mit Marie Guilbeau wieder in den Gang.
    »Kennen Sie den Burschen?«, fragte ich.
    »Yeah, wieso haben Sie den hergebracht?«
    »Ist das der Mann, der eine unanständige Bemerkung zu Ihnen gemacht hat?«
    »Nein. Das is ein Obdachloser. Er zieht in ganz New Iberia rum. Schleppt seine Sachen auf dem Rücken durch die Gegend. Ich hab ihn schon öfter gesehn«, erwiderte sie.
    »Okay, werfen Sie mal einen Blick auf diese Bilder«, sagte ich und zog den Kartonrahmen aus einem braunen Din-A4-Umschlag. Sechs Fotos steckten in zwei Dreierreihen in den ausgeschnittenen Fächern, eins über dem anderen.
    Es dauerte keine fünf Sekunden, dann zeigte sie auf ein bestimmtes Bild. »Das isser«, sagte sie. »Er war erst nett. Dann is er auf dumme Gedanken gekommen und hat was Garstiges gesagt. Als ob er gedacht hat, ich wär eine Prostituierte.« Vielleicht lag es lediglich am Licht, aber ich hatte den Eindruck, dass ihr beim bloßen Gedanken an den Vorfall die Farbe ins Gesicht stieg, als wäre sie geschlagen worden.
    »Sind Sie sicher, dass es dieser Kerl war?«, fragte ich.
    »Das is der Kerl. Das können Sie mir ruhig glauben«, sagte sie und tippte wieder auf das Bild, musterte es jetzt mit wütendem Blick. »Wie heißt er?«
    »Marvin Oates. Er verkauft Bibeln«, sagte ich.
    »Den Namen merk ich mir. Den werd ich mir eine ganze Zeit lang merken. Er war es, der in mein Haus eingebrochen is, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Doch, ich glaub schon«, erwiderte sie.
    Ich stieg in den Streifenwagen, wendete auf dem Parkplatz und fuhr nach New Iberia zurück. Ein abgerissener Palmwedel wirbelte durch die Luft und prallte an die Windschutzscheibe.
    Als wir unter den Eichen dahinfuhren und das Ortsschild am Stadtrand von New Iberia passierten, warf ich einen Blick zu dem ehemaligen Soldaten. Er wirkte nachdenklich, versonnen, hatte die eine Backe aufgeblasen.
    »Sie haben mir noch gar nicht gesagt, worüber Sie mit mir reden wollten«, sagte ich.
    »Dass ich mir ’nen Job besorgen will. Ich kann alles Mögliche. Gabelstapler fahren, Buchführung, kochen und braten, Ihren Köderladen rauswischen«, sagte er.
    »Irgendwas wird uns schon einfallen.«
    »Ich habe die Downer verkauft, die ich noch übrig hatte. Wahrscheinlich hätte ich sie lieber wegschmeißen sollen, aber ich hab das Geld gebraucht.«
    »Die Veteranenverwaltung hat keine Unterlagen über Sie. Wie erklären Sie sich das?«
    »Einige Unterlagen von mir sind bei einem Brand verloren gegangen. Jedenfalls hat man mir das bei der Veteranenverwaltung gesagt.«
    »Sie sind ein rätselhafter Mann, Doc.«
    »Nein, bin ich nicht. Wenn ich richtig im Leben stehe, werde ich eine Zeit lang die Sachen los, die ich sonst ständig im Kopf habe. Für manch einen ist das schon viel wert«, sagte er.
    Er zerknackte einen Pfefferminzdrops zwischen den

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