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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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machen.
    Hochachtungsvoll
    Jemand, der solche Scherereien nicht gebrauchen kann
    In einem der Häuser duschte er und rasierte sich, zu einem anderen ließ er sich eine Pizza liefern, und manchmal ging er auch ans Telefon, nahm Nachrichten für die Hausbesitzer entgegen und hinterließ ihnen die entsprechenden Notizen.
    Vor zwei Nächten war er in das Haus eines Stadtrats unweit vom City Park eingebrochen. Offenbar hatte der Stadtrat aus Versehen seinen Pudel in der Speisekammer eingeschlossen, und das Tier musste dringend Gassi gehen. Der Osterhase leinte ihn an und führte ihn am Bayou spazieren, kehrte dann zum Haus zurück, gab ihm frisches Wasser und fütterte ihn.
    Das Telefon auf meinem Schreibtisch klingelte.
    »Was treibst du, Streak?«, sagte Bootsie.
    »Den Osterhasen suchen«, erwiderte ich.
    »Wenn das ein Witz sein soll, ist er nicht komisch. Ich habe grade gehört, dass du Perry LaSalle in Victor’s Cafeteria niedergeschlagen hast.«
    »Ich glaube, das kann man sagen«, erwiderte ich.
    Ich rechnete mit einer heftigen Erwiderung, doch als sie schwieg, wurde mir klar, dass sie aus einem anderen Grund angerufen hatte.
    »Dieser Obdachlose, der ehemalige Soldat, von dem du mir erzählt hast, der ist unten beim Köderladen«, sagte sie.
    »Was will er?«
    »Er sagt, er hätte gedacht, du kommst zum Mittagessen immer nach Hause. Er wollte mit dir reden.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Liest die Zeitung. Ist er gefährlich, Dave?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ist Batist da?«
    »Ja.«
    »Ich rufe im Laden an. Danach melde ich mich wieder«, sagte ich.
    Das Telefon im Köderladen war besetzt. Fünf Minuten später hatte ich Batist am Apparat.
    »Es geht um diesen Obdachlosen im Laden. Er ist nicht ganz bei Trost. Ist bei dir alles okay?«, sagte ich.
    »All unsere Boote sind voll Wasser. Das is alles«, erwiderte er.
    »Ruf mich an, wenn du mich brauchst.«
    »Hier is alles in Ordnung, Dave«, sagte er.
    Sobald ich aufgelegt hatte, rief ich Bootsie an und legte dann die Ordner zurück, die ich aus meinem Aktenschrank geholt hatte. Ein linierter gelber Zettel, auf dem ich mir mit einem Filzstift etliche Notizen gemacht hatte, löste sich von einem der Kartondeckel und segelte zu Boden.
    Die Notizen bezogen sich auf den Telefonanruf, den ich von Marie Guilbeau erhalten hatte, der Putzfrau aus dem Bezirk St. Mary, die von einem Eindringling in ihrem Haus belästigt worden war und gemeint hatte, sie müsste mir mitteilen, dass sie am gleichen Tag mit einem Gast geflirtet hatte, der in dem Motel abgestiegen war, in dem sie arbeitete.
    Es dauerte etwa zehn Minuten bis ich sechs erkennungsdienstliche Fotos, die ich mir aus den Akten der Dienststelle besorgte, zu einem so genannten Bildvergleich zusammengestellt hatte. Im Grunde genommen nützte es wenig, wenn sie den Mann aus dem Motel anhand der Fotos wieder erkannte, weil sich dadurch noch lange nicht nachweisen ließ, dass er auch der Eindringling war. Aber die Anzeige, die sie erstattet hatte, war sowohl von den zuständigen Behörden im Bezirk St. Mary als auch von mir nicht ernst genommen worden, und vielleicht bot sich jetzt die Gelegenheit, es wieder gutzumachen. Ich rief bei Marie Guilbeau an und erfuhr von einer Nichte, dass ihre Tante in dem Motel war, in dem sie arbeitete.
    Aber ich fuhr nicht gleich dorthin. Erst rief ich Batist im Köderladen an. »Ist der Kerl noch da?«, fragte ich.
    »Es regnet zu heftig, als dass er irgendwo hin kann. Ich nehm ihn später in die Stadt mit«, erwiderte Batist.
    »Sag ihm, er soll dableiben. Ich komme in ein paar Minuten vorbei«, sagte ich.
    Der Sumpf wirkte trostlos, als ich zum Köderladen kam, als hätte der Regen sämtliche Farbe ausgewaschen, vom Laub der Zypressen einmal abgesehen, das sich stumpfgrün vor dem endlos grauen Himmel abzeichnete. Der Großteil der Bootsrampe stand unter Wasser, und unter dem Anlegesteg hatte eine Schar Stock- und Spießenten Schutz gesucht. Ich klappte einen Regenschirm auf und rannte zum Köderladen.
    Der Mann, der behauptete, er wäre Sanitäter in meiner Einheit gewesen, schaute aus dem Fenster und betrachtete die Regentropfen, die auf dem Bayou tanzten. Er trug saubere Jeans, hatte die Ärmel seines Hemdes hochgekrempelt und die mit Stahlkappen bewehrten Ölarbeiterschuhe an seinen Füßen ordentlich gebunden.
    »Kommen Sie mit, Doc, wir fahren in den Bezirk St. Mary«, sagte ich.
    »Wozu?«
    »Nichts Besonderes. Haben Sie irgendwas anderes vor?«, sagte ich.
    »Nein«, sagte

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