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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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und Teer, und die Sterne standen heiß und hell über den Bäumen. Clete starrte mit verdutzter Miene in den Club zurück.
    »Der Typ hat Dreck am Stecken. Ich weiß nicht, weswegen, aber er hat Dreck am Stecken.« Dann sagte er: »Glaubst du, sein Großvater hat wirklich mit Sugar Ray Robinson gesparrt?«
    »Ich kann mich erinnern, dass er Boxer war.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Er wurde in Mississippi gelyncht«, sagte ich.
    Doch unser abendlicher Abstecher zu Jimmy Deans und Little Albert Babineaus Club war noch nicht vorüber. Als Clete und ich auf meinen Pickup zugingen, hörten wir zwei wütende Männerstimmen hinter uns, dazu andere, die sie zurückhalten oder besänftigen wollten. Dann stürmten Tee Bobby und Jimmy Dean Styles durch die Hintertür auf den Parkplatz, gefolgt von einer Menschentraube.
    Tee Bobbys Mund war mit Blut und Speichel verschmiert. Er schlug nach Styles Gesicht und verfehlte ihn, worauf Styles ihn in die Austernschalen stieß.
    »Wenn du mich noch mal anfasst, misch ich dich auf. Und jetzt schwing dich davon«, sagte Styles.
    Tee Bobby rappelte sich auf. Mit rudernden Armen ging er auf Styles los. Styles ging in Stellung, verpasste Tee Bobby einen Kinnhaken und fällte ihn, als hätte er einen Baseballschläger benutzt.
    Tee Bobby rappelte sich erneut auf, torkelte auf die Menschenmenge zu und schlug nach jedem, der ihm helfen wollte. Er hatte einen Schuh verloren, und sein Gürtel war aufgegangen, sodass der Gummizug seiner Unterhose zu sehen war.
    »Du bist ein jämmerlicher, nichtsnutziger Nigger«, sagte Styles, drückte Tee Bobby die Hand ins Gesicht und schubste ihn rückwärts in die Menschenmenge.
    Tee Bobby griff in seine Hosentasche und klappte ein Schnappmesser auf, aber ich bezweifelte, dass er irgendeine Ahnung hatte, wen er sich vornehmen wollte oder wer er überhaupt war. Ich ging auf ihn zu.
    »Falsch, Dave«, hörte ich Clete sagen.
    Ich trat hinter Tee Bobby, packte ihn am Hals und verdrehte ihm das Handgelenk. Er war nicht allzu kräftig und ließ das Messer los, das klirrend auf die Austernschalen fiel. Dann aber setzte er sich mit Ellbogen, Fingernägeln und Füßen zur Wehr wie ein Mädchen. Ich schlang die Arme um ihn und schleppte ihn hinunter zum Ufer, auf einen Bootssteg, und schleuderte ihn so weit ich konnte in den Bayou.
    Er ging unter, tauchte dann inmitten einer Schlammwolke prustend wieder auf und schlug mit beiden Händen auf das Wasser ein, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Abgestorbene Wasserpflanzen hingen an seinem Körper, als er schlitternd und rudernd durchs seichte Wasser planschte und Halt suchend nach den Stängeln der Elefantenohren griff.
    Dann, als die Menschenmenge aus dem Nachtclub zum Ufer hinabströmte, schaltete jemand einen Strahler in den Bäumen ein, der in der Dunkelheit aufflammte wie eine Phosphorfackel und mich und Tee Bobby Hulin in Licht tauchte, wie zwei Gestalten auf einem Foto von einer Flusstaufe.
    Am Rand der Menschentraube sah ich Joe Zeroski und seine Nichte Zerelda stehen. Joe schaute mit ungläubiger Miene zu, als wäre er gerade in eine Freiluftirrenanstalt geraten. Clete zündete sich eine Zigarette an und rieb sich mit dem Handballen die Schläfe.
    »Ich höre also nicht auf dich? Dave, du hast gerade einen Schwarzen in den Bayou geschmissen, während zweihundert von seinen Brüdern und Schwestern zugeschaut haben. Nichts wie weg, Großer«, sagte er.
    Am nächsten Morgen saß ich in aller Frühe im Büro des Sheriffs. Im Allgemeinen war er ein ruhiger, umgänglicher Mann, der sich auf die Pensionierung und die freie Zeit freute, die er mit seinen Enkeln verbringen konnte. Er haderte weder mit der Welt noch mit seiner eigenen Sterblichkeit, grämte sich nicht über die Fehler seiner Mitmenschen, vertrat den typischen Standpunkt eines Rotariers, was Nächstenliebe und Geschäftssinn anging, und betrachtete das eine als natürliche Fortsetzung des anderen. Aber an Wintertagen ertappte ich ihn manchmal dabei, wie er mit feucht schimmernden Augen aus dem Fenster blickte, und ich wusste, dass er wieder in seiner Jugend weilte, auf einer langen weißen Straße, die sich zwischen weißen Hügeln hindurchschlängelte, die rund wie die Brüste einer Frau waren, einer Straße, die von Halbkettenfahrzeugen des Marineinfanteriekorps und marschierenden Männern gesäumt war, deren Mäntel, Stiefel und Stahlhelme mit Schnee verkrustet waren.
    Er hatte gerade ein Telefongespräch mit dem Polizeichef von

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