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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Mund und Fingernägel blutrot angemalt. Ich klappte meine Dienstmarke auf und hielt sie ins Licht, damit sie sie sehen konnte. Auf dem Vordersitz, zwischen ihr und Joe Zeroski, lag ein im Holster steckender Revolver.
    »Sie müssen Ihren Wagen hier wegfahren«, sagte ich.
    »Wichs jemand anders an«, sagte sie. Ich hörte Clete hinter mir kichern.
    »Wie bitte?«, sagte ich.
    »Sie haben hier gar nichts zu melden. Sie können mich mal«, sagte sie.
    »Haben Sie einen Waffenschein für den Revolver?«
    »Ich brauche keinen. In Louisiana darf ich in den eigenen vier Wänden jederzeit eine Waffe besitzen, und das Auto zählt dazu. Aber um Ihre Frage zu beantworten – ja, ich habe einen Waffenschein. Wie wär’s, wenn Sie mir jetzt aus den Augen gehen?«
    Ich schaute Joe Zeroski an, der auf der anderen Seite saß. Er verzog keine Miene, starrte mit seinen weit auseinander stehenden Augen so unbeweglich wie ein Bimssteinblock vor sich hin.
    »Sie macht ihre Arbeit«, sagte er.
    »Tee Bobby hat Ihre Tochter nicht umgebracht, Joe«, sagte ich.
    »Und warum erkundigen Sie sich dann an der Ecke, an der sie entführt wurde, nach ihm?«, erwiderte er.
    Ich stieß den Atem aus und ging mit Clete wieder auf die andere Straßenseite.
    »Freu dich des Lebens, Streak. Ich glaube, Zerelda mag dich. Hast du bemerkt, wie sie ihren 357er geknetet hat, als sie dir gesagt hat, dass du sie mal kannst?«, sagte er und strahlte mich an.
    Wir gingen durch den Seiteneingang in den Nachtclub. Drinnen war es laut und heiß, und dichter Zigarettenqualm hing in der Luft, die nach Whiskey, gekochten Krabben und Bierdunst roch. Tee Bobby, dessen langärmliges lavendelfarbenes Hemd auf der Haut klebte, stand am Mikrophon und hatte eine elektrische Gitarre um den Hals hängen. Er setzte eine Flasche Dixie-Bier an, trank einen Schluck, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus den Augen und torkelte leicht gegen das Mikrophon, stimmte dann »Breaking Up Is Hard to Do« an. Er hatte die Augen geschlossen und sang mit so hingebungsvoller Miene, dass es auf den ersten Blick vielleicht gekünstelt wirkte, bis man die Stimme hörte, voller Schmerz über den unwiederbringlichen Verlust.
    »Guitar Slim war keinen Deut besser als dieser Typ. Ein Jammer, dass er ’ne Rotznase ist«, sagte Clete.
    »Woher willst du das wissen?«, fragte ich.
    »Er hat sich auf dem Wasserkasten im Klo ein paar Lines reingezogen. Meiner Meinung nach deutet das darauf hin.«
    Wir trafen Jimmy Dean Styles in seinem Büro im hinteren Teil des Clubs an. Er saß an einem mit allerlei Papieren übersäten Schreibtisch, über dem ein gerahmtes Foto von Sugar Ray Robinson mit dessen Autogramm hing, zählte Geld ab und tippte mit zwei Fingern auf eine Rechenmaschine ein. Dann blickte er zu mir auf.
    »Schaun Sie, ich hab meine Strafe in Angola bis zum letzten Tag abgebrummt. Das heißt, dass ich nicht mit der Nabelschnur an den Schreibtisch von irgendeinem Bewährungshelfer angenagelt bin. Wie wär’s, wenn Sie das respektieren«, sagte er.
    »Woher haben Sie das Foto mit dem Autogramm von Sugar Ray?«, sagte ich.
    »Mein Großvater war sein Sparringspartner. Das wissen Sie wahrscheinlich nicht, weil zu der Zeit, als Sie groß geworden sind, die meisten Nigger hier in der Gegend bloß Pfefferschoten gepflückt oder Zuckerrohr geschnitten ham«, erwiderte er.
    »Sie haben mir erzählt, Sie hätten Tee Bobby ausgemustert. Jetzt sehe ich ihn vorn bei Ihnen auf der Bühne«, sagte ich.
    »Little Albert Babineau gehört die Hälfte von dem Club. Tee Bobby tut ihm Leid. Mir nicht. Tee Bobby hat die Angewohnheit, sich alles, was er zu greifen kriegt, in die Nase zu stopfen. Deshalb kann er seinen Scheiß zusammenpacken, wenn er heut Abend mit seinem Gig fertig is.« Sein Blick wanderte zu Clete. »Setzen Sie sich nicht auf meinen Schreibtisch, Massa Charlie.«
    »Da draußen ist ein Typ namens Joe Zeroski. Ich kann bloß hoffen, dass der hier reinkommt«, sagte Clete.
    »Wieso das, Massa Charlie?«, sagte Styles.
    »Er war Killer für die Giacanos. Hat etwa neun Mann erledigt. Genau der Richtige für dich«, sagte Clete.
    »Ich mach mir bestimmt die ganze Nacht lang Sorgen«, erwiderte Styles.
    Clete schob sich ein Streichholz in den Mundwinkel und starrte Styles an, der wieder einen Stapel Geldscheine zählte und die Finger über die Rechenmaschine tanzen ließ.
    Ich fasste Clete am Arm und ging mit ihm durch das Gedränge zur Seitentür und wieder hinaus. Der Parkplatz roch nach Staub

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