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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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St. Martinville beendet. Er zog die Jalousien an seinem Fenster auf und starrte eine ganze Zeit lang zu den Grüften auf dem St. Peter’s Cemetery hinüber, hatte die Schultern hochgezogen, um seinen über den Gürtel hängenden Bauch zu straffen. Sein Gesicht war leicht gerötet, der kleine Mund gespitzt. Er zog seine Anzugjacke aus und hängte sie über die Rückenlehne seines Stuhls, strich dann nachdenklich über den Stoff, setzte sich aber nicht. Seine Wangen waren von blauroten Äderchen durchzogen. Ich konnte ihn in der Stille atmen hören.
    »Sie haben außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs gehandelt und in St. Martinville einen Haufen Leute aufgebracht. Damit kann ich leben. Aber Sie haben Glete Purcel mit Vorsatz in die Angelegenheiten der Dienststelle hineingezogen. So etwas kann ich mir nicht bieten lassen, mein Freund«, sagte er.
    »Clete hat mir einen Hinweis geliefert, den ich nicht hatte.«
    »Vorhin hat mich Joe Zeroski angerufen. Wissen Sie, was er gesagt hat? ›Löst ihr eure Fälle immer so? Indem ihr die Kannibalen aufwiegelt?‹ Mir ist keine passende Antwort dazu eingefallen? Warum folgen Sie Tee Bobby Hulin immer noch überall hin?«
    »Ich bin nicht von seiner Schuld überzeugt.«
    »Wer hat Sie zum Gott ernannt, Dave? Bestellen Sie Purcel, dass er im Bezirk Iberia nicht willkommen ist.«
    Ich schaute mit ausdrucksloser Miene ins Leere.
    »Ihr Jungs von den Anonymen Alkoholikern habt doch einen Grundsatz, nicht wahr, irgendwas darüber, dass man sich die Last eines anderen nicht aufladen soll. Wie lautet er doch gleich? Man bricht sich das eigene Kreuz, ohne dass die Bürde des anderen dadurch leichter wird?«, sagte der Sheriff.
    »So ungefähr.«
    »Warum gehen Sie zu den Versammlungen, wenn Sie nicht darauf hören, was die Leute dort sagen?«, sagte er.
    »Clete meint, dass Jimmy Dean Styles ein Killer sein könnte«, sagte ich.
    »Gehen Sie wieder in Ihr Büro, Dave. Einer von uns ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    Eine Weile später kam ich bei der Bezirksstaatsanwaltschaft vorbei und sah Barbara Shanahan mit dem jungen Vertreter reden, der einen Koffer voller Bibeln, Lexika und »Illustrierten für die ganze Familie«, wie er es bezeichnet hatte, in meinen Köderladen geschleppt hatte. Wie hieß er doch gleich? Oates? Genau, Marvin Oates. Er saß vornübergebeugt auf einem Holzstuhl, hatte die Augenwinkel zusammengekniffen und hörte aufmerksam zu, was Barbara sagte.
    Mittags sah ich ihn wieder, als ich bei einer Ampel an der Kreuzung oben an der Loreauville Road halten musste. Diesmal zog er seinen Koffer auf einem Rollschuh eine Straße entlang, die zu einer Slumsiedlung am Bayou Teche führte. Er klopfte an die Fliegendrahttür einer auf Bimssteinblöcken stehenden Bretterhütte. Eine feiste Schwarze in einem purpurroten Kleid öffnete ihm die Tür, worauf er hineinging und seinen Koffer auf der Galerie stehen ließ. Kurz darauf öffnete er die Tür wieder und nahm den Koffer mit hinein. Ich parkte bei dem Gemischtwarenladen an der Kreuzung und holte mir eine Limonade aus dem Automaten, trank sie im Schatten und wartete darauf, dass Marvin Oates aus der Hütte kam.
    Eine halbe Stunde später trat er wieder hinaus in den Sonnenschein, stülpte sich seinen ausgeblichenen Cowboy-Strohhut auf den Kopf und zog seinen Koffer die Straße entlang. Ich fuhr von hinten auf ihn zu und ließ das Fenster herunter. Trotz der Hitze trug er einen Schlips und ein marineblaues Sportsakko und atmete langsam ein und aus, wie jemand, der im Dampfbad sitzt. Aber noch ehe er wusste, wer in dem Fahrzeug saß, das neben ihm anhielt, rang er sich ein Grinsen ab.
    »Oh, wie geht’s, wie steht’s, Mr. Robicheaux?«, sagte er.
    »Sie und Barbara Shanahan scheinen ja ziemlich gute Freunde zu sein«, sagte ich.
    Er grinste unverwandt weiter, als wäre sein Gesicht zu einer Lehmmaske erstarrt, und schaute mich mit forschendem Blick an. Er nahm den Hut ab und befächelte sich damit. Seine aschblonden Haare waren klatschnass vor Schweiß, an seinen Koteletten sprossen vereinzelte graue Haare, und mit einem Mal wurde mir klar, dass er älter war, als er aussah.
    »Da komm ich nicht ganz mit«, sagte er. Er warf einen kurzen Blick auf die Hütte, die er gerade verlassen hatte.
    »Ich habe Sie heute Morgen in Barbaras Büro gesehen«, erwiderte ich.
    Er nickte zustimmend, als wäre gerade ein komisches Rätsel gelöst worden. Er wischte sich mit einem Taschentuch den Nacken ab, drehte sich um und schaute zum

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