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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dass er Tee Bobby nicht mehr bei sich spielen lässt.«
    »Sie ham gefragt, wo er arbeitet. Ich hab’s Ihnen gesagt. Hab ich irgendwas von Musik gesagt?«
    Ich fuhr am Bayou entlang nach St. Martinville und hielt auf dem Parkplatz hinter dem Carousel Club. Der Abfallhaufen auf der Rückseite des Gebäudes wimmelte von Fliegen und stank nach toten Shrimps. Tee Bobby setzte gerade eine breite Schaufel an und stach in die faulige Masse und die Schalen, die aus den übereinander getürmten Plastiksäcken quollen.
    Er schwitzte heftig, und seine Pupillen wirkten wie Stecknadelköpfe, als er mich anschaute.
    »Machen Sie jetzt die Dreckarbeit für Jimmy Sty?«, sagte ich.
    »Kein Club will mich engagieren. Jimmy gibt mir ’nen Job.«
    Er schleuderte eine Schaufel voller Abfall auf die Ladefläche eines Pickup. Seine Augen hatten einen eigenartigen Glanz und flackerten unstet.
    »Sie sehen aus, als ob Sie sich den Kopf voll gedröhnt hätten, Partner«, sagte ich.
    »Können Sie mich nicht in Ruhe lassen, Mann?«
    »Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Ich rollte die Zeichnung seiner Schwester auf, aber er stieß die Schaufel in einen prallvollen Müllsack und ging durch die Seitentür in den Club. Von einem Münztelefon im Lebensmittelladen auf der anderen Straßenseite aus rief ich die Sheriff-Dienststelle des Bezirks St. Martin an, sagte Bescheid, dass ich in ihrem Revier war, und ging dann in den Club. Die Stühle standen auf den Tischen, und eine fette Schwarze wischte den Boden. Tee Bobby saß an der Bar und hatte das Gesicht in den Händen vergraben, sodass der Luftzug der Klimaanlage über seinen Kopf hinwegströmte.
    Ich breitete das Blatt mit dem liegenden Akt auf der Bar aus.
    »Rosebud hat das gezeichnet. Schauen Sie sich die gekreuzten Handgelenke an, die Angst und Verzweiflung in den Augen der Frau, den Mund, der aussieht, als ob sie aufschreit. Woran erinnert Sie das, Tee Bobby?«, sagte ich.
    Er starrte auf die Zeichnung, holte Luft und leckte sich die Lippen. Dann schnäuzte er sich mit einem Taschentuch die Nase, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen.
    »Perry LaSalle sagt, ich soll nicht mit Ihnen reden«, sagte er.
    Ich packte ihn am Unterarm und drückte seine Hand auf das Blatt.
    »Fühlen Sie bloß mal für einen Moment den Schmerz und das Entsetzen, die diese Zeichnung wiedergibt, Tee Bobby. Schauen Sie mich an und erklären Sie mir, dass Sie nicht wissen, worüber wir hier reden«, sagte ich.
    Er drückte die Stirn auf seine Fäuste. Sein T-Shirt war grau vom Schweiß; seine Halsschlagader zuckte.
    »Warum verpassen Sie mir nicht einfach ’ne Kugel?«, sagte er.
    »Sind Sie amphetaminabhängig, Tee Bobby? Gibt Ihnen jemand Speed, damit Sie nicht aus der Spur laufen?«, sagte ich.
    Er wollte etwas sagen, dann nahm er aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Er sah so elend aus, dass es meiner Meinung nicht mehr schlimmer werden konnte, aber ich irrte mich.
    Jimmy Dean Styles kam aus seinem Büro, überquerte den Tanzboden und ging hinter die Bar. Er trug ein bis zur Brust aufgeknöpftes kastanienbraunes Hemd und eine graue Hose, die tief um seinen flachen Bauch saß. Er öffnete einen kleinen Kühlschrank hinter der Bar, nahm eine Schale Kohlsalat heraus und aß ihn dann mit einer Plastikgabel, während sein Blick wie beiläufig zu Rosebuds Zeichnung schweifte. Neugierig reckte er den Kopf.
    »Was ham Sie da, Mann?«, fragte er.
    »Das ist eine polizeiliche Angelegenheit. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich nicht einmischen würden!«, sagte ich.
    Nachdenklich kaute Styles sein Essen, hatte den Blick auf die offene Tür gerichtet.
    »Tee Bobby hat nix gemacht. Lassen Sie ihn in Frieden«, sagte er.
    »Sie sind ein komischer Fürsprecher für jemanden, den Sie draußen auf den Austernschalen zusammengeschlagen haben«, sagte ich.
    »Wir ham vielleicht Meinungsverschiedenheiten, aber er is nach wie vor mein Freund. Schaun Sie, der Mann hat sich ’ne Grippe eingefangen. Geht’s dem nicht schon elend genug?«, sagte Styles.
    Ich rollte Rosebuds Zeichnung zusammen. »Ich komme wieder«, sagte ich.
    »Oh, yeah, ich weiß. Bei mir is ’n Klo kaputt, mit dem isses genauso. Egal, was ich mache, es überschwemmt immer wieder den Fußboden«, sagte Styles.
    Als ich wieder in der Dienststelle war, ging ich ins Büro eines Zivilfahnders, der fürs Drogendezernat tätig war. Er hieß Kevin Dartez, trug stets langärmlige weiße Hemden und schmale Strickkrawatten und hatte einen bleistiftdünnen

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