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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ein Gesicht, als ob sie sich in die Hose gemacht hat, und dann isses Sense mit Abendessen. Ich hocke wieder in meinem Zimmer vor dem Fernseher, und LaSalle und Zerelda sind drüben bei ihr und haben die Jalousien runtergelassen.«
    Er trank seinen Whiskey aus, riss eine Bierdose auf, schlug ein rohes Ei in das Glas und goss das Bier darüber. Er trank einen Schluck und starrte mit versonnenem Blick in die Dunkelheit draußen vor dem Fenster.
    »Sei froh drum«, sagte ich.
    »Ich habe mich ein bisschen nach dem Typ erkundigt. Weißt du, warum er das Jesuitenseminar nicht abgeschlossen hat? Weil er seinen Schwanz nicht im Griff hatte.«
    »Was willst du damit sagen, Clete?«
    »Er geht zu den Anonymen Sexsüchtigen. Der Typ ist scharf auf jede Spalte. Wieso hat hier in der Stadt eigentlich jeder irgend ’ne Macke? Ich weiß nicht, warum ich immer wieder hierher komme?«
    Ich schaltete die Strahler draußen aus, worauf der Bayou in Dunkelheit versank und nur mehr der Mondschein auf das raschelnde grüne Laub in den Wipfeln der Zypressen fiel.
    »Wie bist du an das blaue Auge gekommen?«, fragte ich.
    »Ich bin um vier Uhr früh aufgestanden und gegen ’ne Tür gelaufen«, erwiderte er.
    Als ich am nächsten Morgen in meinem Büro den Regionalteil der Times Picayune überflog, fiel mein Blick auf einen Beitrag der Associated Press, in dem es um den Mord an einer Bedienung in der Nähe von Franklin, Louisiana, ging. Sie hieß Ruby Gravano und war eine der typischen halb kriminellen Randexistenzen, die ich in New Orleans über viele Jahre hinweg kennen gelernt hatte, eine der Mühseligen und Beladenen, wie ich sie immer bezeichnete, weil mir ihre Straftaten vorkamen wie eine Art Selbstmord auf Raten, als ob sie Buße tun wollten für die Sünden, die sie in einem früheren Leben begangen hatten. Die Leiche, der man die Kleidung vom Leib gerissen hatte, war unmittelbar neben der Straße gefunden worden, nicht weit vom Ufer des Bayou Teche entfernt. In dem Artikel war von schweren Verletzungen die Rede, was für gewöhnlich hieß, dass man die näheren Einzelheiten nicht in einer Tageszeitung veröffentlichen konnte, die die ganze Familie las.
    Ich wollte gerade zu Helen gehen, als ich im Türrahmen fast mit Clete Purcel zusammenprallte. Er trug einen braunen Anzug, ein taubenblaues Hemd mit hochgeschlagenem Kragen, einen Schlips mit einem aufgemalten Pferd und auf Hochglanz polierte Slipper aus Ziegenleder. Das frisch aufgetragene Aftershave schimmerte auf seinen Wangen.
    »Trink ’ne Tasse Kaffee mit mir. Ich bin momentan ein bisschen aufgedreht«, sagte er.
    »Ich habe viel zu tun, Cletus«, sagte ich.
    »Erzähl mir mal alles, was du über diese Shanahan weißt.«
    »Was?«
    »Ich habe sie zum Mittagessen eingeladen. Ich hab ihr gesagt, dass ich ihr ein paar Auskünfte zu einem bewaffneten Raubüberfall liefern könnte, bei dem sie die Anklage vertritt.«
    »Kannst du nicht mal einen Tag vergehen lassen, ohne irgendeinen Wirbel zu veranstalten?«
    Er schniefte und nickte einem Deputy in Uniform zu, der auf dem Gang an ihm vorbeiging. Der Deputy würdigte ihn keines Blickes.
    »Tut mir Leid. Ich glaube, ich schau lieber ein andermal vorbei«, sagte Clete.
    »Komm rein«, sagte ich.
    Ich zog die Bürotür hinter uns zu. »Kannst du dich noch an Ruby Gravano erinnern?«, sagte ich, bevor er zu Wort kam.
    »Eine Nutte, hat für gewöhnlich in einem Bumsschuppen beim Lee Circle gewohnt?«
    »Sie wurde letzte Nacht umgebracht. Möglicherweise erschlagen.«
    »Meines Wissens ist sie ausgestiegen. Hast du mit ihrem Zuhälter gesprochen?«, sagte er.
    »Beeler Soundso?«
    »Beeler Grissum. Ich glaube, sie hat ihn geheiratet«, sagte Clete.
    »Danke, Cletus.«
    Er öffnete die Tür. »Ich sag dir Bescheid, wie das Essen gelaufen ist. Das ist eine Klasse-Braut.« Er hauchte seinen Handteller an und schnüffelte. »O Mann, ich riech nach Kotze. Ich muss mir die Zähne putzen.«
    Die Gattin des Sheriffs, eine sanftmütige, vornehme Frau, kam zufällig den Flur entlang. Sie schloss die Augen und riss sie dann weit auf, als säße sie in einem Flugzeug, das in ein Luftloch geraten ist.
    Helen Soileau und ich besorgten uns einen Streifenwagen und fuhren dreißig Meilen weit nach Süden, schauten bei der Sheriff-Dienststelle in Franklin vorbei und ließen uns den Weg zu Ruby Gravanos Haus beschreiben, einem einstöckigen, spätviktorianischen Fachwerkbau mit verwitterten Holzjalousien an den hohen Fenstern und einer breiten Galerie,

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