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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dem kalten Wasser die Augen schloss, sah ich die Gesichter der Jungs aus meinem Trupp vor mir, Jungs, die zu lange draußen gewesen waren, die Beine von Dschungelgeschwüren zerfressen, faulig stinkende Socken an den Füßen, voller Schiss vor Tretminen, Stolperdrähten und Sprengfallen auf dem dunklen Pfad, Jungs, von denen keiner mehr wusste, wer er mal gewesen war. Ein Hot-Rod-Fahrer aus San Bernardino, der einen Juju-Beutel um den Hals hängen und eine Skalplocke an sein Gewehr gebunden hatte. Ein schwarzer Junge aus West-Memphis, Arkansas, der außer sich vor Aufputschmitteln und zu vielen Feuergefechten war, ein grünes Schweißtuch über den Kopf hängen hatte, das wie eine Mönchskutte aussah, und den Stutzen seines Granatwerfers mit Tigerstreifen bemalt hatte. Ich konnte förmlich hören, wie sie mit ihren Stiefeln über eine Holzbrücke marschierten, sah die schmalen Gesichter vor mir, die Uniformen, die steif vom Salz waren.
    Ich spuckte in die Toilette und trocknete mir das Gesicht lieber mit dem Hemd ab, statt die Handtuchrolle anzurühren, und ging hinaus. Aber mein Herz raste immer noch, als mir der kühle Luftzug eines Ventilators über die Haut strich.
    Jimmy Dean Styles schlug seine Zeitung zu, griff zu einer Espressotasse und trank einen Schluck.
    »Is Massa Charlie heut nicht dabei?«, sagte er.
    »Sie wollten Rosebud Hulin vom Zeichenunterricht abholen. Ab sofort haben Sie dort nichts mehr verloren. Wenn Sie eine Fahrgelegenheit braucht, sorge ich dafür«, sagte ich.
    »Ich kenn Sie nicht, ich hab Ihnen nie was getan, bin Ihnen nie an den Karren gefahren, aber Sie fegen mich ständig an und rücken mir auf die Pelle. Was is mit Ihnen los, Chuck?«
    »Ich glaube, Sie haben mich nicht recht verstanden. Halten Sie sich von Rosebud Hulin fern. Sind wir uns da einig?«
    »Sie sind zu verbissen, Mann. Ich hab da drüben ein Mädchen, das sich um Sie kümmern kann, damit Sie ein bisschen Dampf ablassen, Sie wissen schon. Aber fuchteln Sie mir nicht ständig mit dem Finger unter der Nase rum.«
    »Bloß noch eins, damit Sie hinterher Bescheid wissen, warum Sie Mist gebaut haben. Reden Sie niemanden mit ›Chuck‹ an, es sei denn, Sie haben Ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, dreißig Kilo Marschgepäck zwanzig Meilen durch den Regen geschleppt, sich von Victor Charlie die Hucke vollhauen lassen und zusehen müssen, wie Ihre Freunde zu Hackfleisch zerfetzt werden, und dergleichen mehr. Haben Sie mich verstanden, Partner?«
    »Sie stehn schwer unter Strom, Louisiana Chuck. Und nun schwingen Sie sich gefälligst davon, bevor ich Sie aufgreifen lasse«, sagte er.
    Ich erwischte ihn mit einem satten rechten Schwinger am Kinn, der seinen Kopf zur Seite riss, dass ihm der Speichel aus dem Mund tropfte, verpasste ihm dann einen Haken ans Auge, setzte mit einer weiteren Rechten nach, noch ehe er vom Barhocker kam, und erwischte ihn diesmal an der Kehle. Er teilte zwei rasche Schläge aus, noch ehe er richtig stand. Dem einen wich ich aus, der andere streifte mich am Ohr, dann drosch ich mit aller Kraft auf ihn ein.
    Ich schlug mit voller Wucht zu, brach ihm die Nase, spaltete seine Lippe, verpasste ihm eine Platzwunde über dem einen Auge. Er rollte sich vom Barhocker weg und richtete sich wieder auf, brachte sogar die Deckung hoch und traf mich einmal hart an der Brust, aber ich rammte ihm meine Faust in die Rippen, genau unters Herz, und sah ihm am Gesicht an, dass er sich nicht mehr wehren konnte, alle Kraft verloren hatte, so als hätte man den Boden eines Bottichs zerschlagen. Ich verpasste ihm einen Nierenhaken, traf ihn dann am Bauch, sodass er sich vornüber krümmte und sich am Barhocker festhalten musste.
    Aber ich konnte nicht von ihm ablassen. Ich packte ihn am Hinterkopf und rammte sein Gesicht an die Kante der Bar, schmetterte ihn immer wieder auf das knorrige Holz, während hinter mir die Frauen kreischten und ein großer Schwarzer mit orange-roten Haaren, der Ringe an den Augenbrauen trug, die Arme um mich schlingen und sich zwischen Jimmy Dean Styles und mich drängen wollte.
    Ich zückte meine 45er, zog dem Mann mit den orangeroten Haaren den Lauf übers Gesicht und schlug ihn zu Boden, lud dann durch, schlang die zitternden, mit Jimmy Stys Blut verschmierten Hände um den Griff und setzte ihm das Korn zwischen die Augen.
    »Ich hau von hier ab. Ich versprech’s. Mach es nicht, Mann. Bitte«, sagte der Mann, der am Boden lag und drehte das Gesicht zur Seite.
    Ein dunkler Fleck breitete sich

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