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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aushielt.
    Ich besorgte mir einen Streifenwagen und fuhr zum Haus von Amanda Boudreaus Eltern. Ich traf Mr. Boudreau bei dem Bachlauf am hinteren Ende seines Grundstücks an, wo er im Schatten eines Baumes eine Bewässerungspumpe auspackte und zusammenbaute. Es war ein großes, teures Gerät, das modernste, das auf dem Markt war. Aber er hatte weder eine Zisterne noch die nötigen Rohre, keinerlei Gräben, um das Wasser über seinen Grund und Boden zu leiten.
    Er trug ein weißes, kurzärmliges Hemd und eine nagelneue, dunkelblaue Latzhose, die so steif war, als hätte er sie frisch ausgepackt. Sein Gesicht war rot angelaufen, und offenbar war er ein paar Mal mit dem Schraubenzieher abgerutscht und hatte sich die Knöchel abgeschürft.
    »Ich will mich nicht noch mal von der Dürre heimsuchen lassen«, sagte er. »Letztes Jahr ist mir das ganze Zuckerrohr vertrocknet. So weit lass ich’s nicht noch mal kommen. Nein, Sir.«
    »Ich glaube, die Dürre ist so gut wie vorbei«, sagte ich und schaute auf eine schwarze Wolkenbank im Süden.
    »Ich will auf alles vorbereitet sein. Genau das hat mein Vater immer gesagt. ›Ich will auf alles vorbereitet sein‹«, sagte er.
    Ich ging neben ihm in die Hocke.
    »Ich weiß, dass Sie und Mrs. Boudreau nicht viel von mir halten, aber ich habe sowohl meine Mutter als auch meine Frau Annie durch Menschen verloren, die vor keiner Gewalttat zurückschreckten. Ich wollte diese Menschen finden und sie umbringen. Dass einem danach zumute ist, geht in Ordnung. Aber ich möchte nicht, dass ein anständiger Mann wie Sie die Sache selbst in die Hand nimmt. Das haben Sie doch nicht vor, oder, Sir?«
    Er erschlug mit seiner breiten Hand einen Moskito, der sich auf seinem Nacken niedergelassen hatte, und besah sich den blutigen Fleck.
    »Ganz Louisiana ist ausgedörrt. Ich will mir einen Brunnen graben. Gräben und Wasserleitungen quer durch die Felder legen. Meinetwegen kann’s ziegeltrocken werden, aber ich hab dann so viel Wasser, wie ich will«, sagte er. Er widmete sich wieder seiner Arbeit und zog mit seiner abgeschürften, schweißglänzenden Hand eine Schraube fest.
    Ich hielt bei einer Telefonzelle und rief in Cletes Apartment an.
    »Kommen dir manchmal auch noch die Erinnerungen hoch?«, fragte ich.
    »An Vietnam? Kaum noch. Manchmal träume ich davon. Aber nicht oft.«
    »Heute kam ein Typ von der Straße rein. Er sagte, er wäre der Sanitäter, der mich versorgt hat, als es mich erwischt hat.«
    »War er’s?«
    »Er war geistesgestört. Außerdem war er blond. Der Junge, der mich zum Bataillonsverbandsplatz gebracht hat, war ein Italiener aus Staten Island.«
    »Dann pfeif drauf.«
    »Der Obdachlose hat mit New Yorker Akzent gesprochen. Was macht ein Stadtstreicher aus New York hier unten?«, sagte ich.
    »Wo bist du, Großer?«
    Ich fuhr zu Jimmy Dean Styles Bar in New Iberia und erfuhr vom Barkeeper, dass Jimmy Dean in seinem anderen Club in St. Martinville war, dem Laden, der ihm und einem Kautionsadvokaten gehörte. In zwanzig Minuten war ich da. Styles saß an der Bar und las die Zeitung, tunkte nebenbei geröstete Schweineschwarten in eine Schale mit roter Soße, aß sie und wischte sich die Finger an einem feuchten Handtuch ab, ohne auch nur einmal den Blick von der Seite zu wenden.
    »Verfolgen Sie die Börsenkurse?«, fragte ich.
    »Kommunalobligationen sind der Bringer, Chuck. Vierundzwanzig Stunden am Tag machen die sich bezahlt, an sieben Tagen die Woche. Wie ’n Mädchen, das mit den richtigen Leuten anbandelt – so was haut immer hin, wenn Sie wissen, was ich meine. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, erwiderte Styles.
    »Ich weiß nicht, ob Sie das können, aber denken Sie weiter drüber nach. Wo ist hier die Toilette?«, sagte ich.
    Er warf mir einen spöttischen Blick zu, wies mit dem Kopf nach hinten, tunkte ein Stück Schwarte in die Schale und schob es sich in den Mund.
    Sein übliches Gefolge aus Rappern und Huren saß an den Tischen rund um die Tanzfläche. Sie würdigten mich keines Blickes, als ich an ihnen vorbeiging. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und schaute in den Spiegel. Mir klangen die Ohren, wie wenn der Wind durch eine Blechbüchse pfeift, und ich hatte einen Druck auf den Schläfen, als ob ich einen zu engen Hut aufhätte. Auf der Jukebox neben dem Tanzboden lief eine Platte an, und ich hätte schwören können, dass der Gesang auf der Aufnahme von Guitar Slim stammte.
    Ich wusch mir noch einmal das Gesicht. Als ich unter

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