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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Haushalt mithelfen. Joe und ich haben getrennte Freundeskreise. Ich treffe Kate inner- und außerhalb der Schule, aber Joe und Guy würden niemals zusammen ein Bier trinken gehen. Nun, da ich darüber nachdenke, frage ich mich, warum. Ich bin irritiert, auch wenn ich den Grund nicht verstehe.
    »Wie gut kennen Sie Mr Riverty?«, fragt DC Aspinall.
    »Wie gut kann man einen Menschen kennen?«, gebe ich zurück und begreife sofort, dass ich bei ihr mit Philosophieren nicht weiterkomme.
    Sie sagt nichts und wartet darauf, dass ich die Frage vernünftig beantworte.
    »Nicht so gut«, sage ich, »aber gut genug, um ihn einschätzen zu können. Wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen.«
    »Wir versuchen nur, uns ein Bild von der Familie zu machen.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, dass er etwas mit der Sache zu tun hat?«, frage ich und fange mir sofort einen strafenden Blick von Joe ein.
    »Lisa«, sagt er streng.
    »Was denn? Das ist doch normal, oder? Als Allererstes nimmt die Polizei die Familie unter die Lupe.«
    DC Aspinall wirft erst Joe und dann mir einen ernsten Blick zu. Sie spricht langsam und mit Nachdruck.
    »Jedes Jahr wird eine große Zahl von Kindern als vermisst gemeldet«, erklärt sie. »Die meisten davon sind Ausreißer, deswegen versuchen wir so schnell wie möglich festzustellen, ob das Kind möglicherweise auf eigene Faust verschwunden ist. Nur deswegen untersuchen wir die Familienbeziehungen so genau. Es ist wichtig, die Dynamik einschätzen zu können, bevor wir ermitteln.«
    »Sie fragen mich also, ob Guy dafür verantwortlich sein könnte, dass Lucinda weggelaufen ist?«
    Sie legt den Kopf schief, als wollte sie fragen: Wäre das denn vorstellbar?
    »Auf gar keinen Fall«, sage ich.
    »Wie können Sie so sicher sein, wenn Sie angeben, ihn eigentlich gar nicht so gut zu kennen?«
    »Weil ich Kate kenne und …« Ich halte inne und frage mich, ob ich das wirklich aussprechen darf. »Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll – nehmen wir mal an, Guy wäre so ein Spinner, der seinen Kindern ein ungutes Gefühl gibt … das hätte Kate nie im Leben zugelassen. Sie wacht Tag und Nacht über diese Kinder, sie kümmert sich um alles, sie kennt den Namen jedes einzelnen Mitschülers von Fergus, sie kennt die Eltern von Lucindas Freundinnen, wo sie wohnen, was sie beruflich machen. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, schlichtweg alles zu wissen. Ihr entgeht nichts. Die Kinder sind ihr Lebensinhalt. Sie stehen an allererster Stelle.«
    »Okay«, sagt DC Aspinall und trinkt einen Schluck Tee. Sie nickt Joe zu. »Lecker.«
    Er lächelt. »Hat meine Frau mir beigebracht.«
    »Noch einmal zurück zu gestern«, sagt sie. »Ist es normal für die Mädchen, sich unter der Woche zur Übernachtung zu verabreden?«
    »Ja«, antworte ich. »Sie sind die besten Freundinnen, sie …« Ich verstumme. »Ehrlich gesagt ist es gar nicht normal.« Verwirrt drehe ich mich zu Joe um. »Ist das jemals vorgekommen, Joe? Dass Lucinda unter der Woche hier übernachtet hat?«
    »Keine Ahnung«, sagt er schulterzuckend. »Sie ist oft hier, ich habe noch nie darauf geachtet.«
    Ich werfe DC Aspinall einen erschöpften Blick zu. »Ich weiß es nicht.«
    »Wer hat die Verabredung getroffen?«, fragt sie, »können Sie sich erinnern?«
    »Ja. Das war Sally. Sie hat gesagt, sie und Lucinda müssten zusammen an einem Referat arbeiten. Offenbar ging es um eine Gruppenarbeit. Kate kann Ihnen sicher mehr dazu sagen. Jedenfalls hat sie gefragt, ob Lucinda hier übernachten darf, damit sie nach der Schule zusammen lernen können. Ehrlich gesagt habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, weil Lucinda – Joe sagte es ja bereits – sehr oft bei uns ist.«
    »Wie sieht es mit dem Schulweg am Morgen aus?«, fragt sie. »Ist Mrs Riverty einfach davon ausgegangen, dass Sie die Mädchen zur Schule fahren?«
    »Wie bitte? Nein. Die Mädchen fahren mit dem Minibus. Er holt alle Schüler aus Troutbeck ab und bringt sie zur Schule.«
    »Wie heißt das Unternehmen?«
    »South Lakes Taxis«, sage ich, was sie sich notiert.
    »Darf ich Sie etwas fragen?«, sage ich vorsichtig.
    »Bitte sehr.«
    »Wann genau ist Lucinda verschwunden? War sie gestern noch in der Schule? Oder wird sie jetzt seit über vierundzwanzig Stunden vermisst?«
    »Wir sind ziemlich sicher, dass sie erst gegen Ende des Tages verschwunden ist. Im Klassenbuch ist sie zu Beginn der letzten Unterrichtsstunde als anwesend eingetragen. Aber wir überprüfen das noch einmal

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