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Die Schuld einer Mutter

Die Schuld einer Mutter

Titel: Die Schuld einer Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Daly
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Vergleich zu ihr bin ich dumm.«
    Er küsste mich wieder und flüsterte: »Da irrst du gewaltig.«
    Und jetzt kommt der Teil, für den ich mich am meisten schäme. Jetzt kommt der Teil, für den ich mich hasse. Ich hasse die Frau, die ich in jenem Moment war.
    Denn ich habe es zugelassen.
    Ich ließ mich küssen. Ich ließ zu, dass er mein Kleid hochschob und mein Höschen über meine halterlosen Strümpfe bis an die Knöchel herunterzog. Ich könnte mich herausreden und behaupten, ich hätte mich nur wegen seiner Frau nicht gewehrt, die ich nicht leiden konnte und die mir das Gefühl gab, eine Versagerin zu sein. Das wäre nicht einmal gelogen. Aber es war nicht der einzige Grund. Eigentlich war es, weil ich Joe gesehen hatte, wie er strunzbesoffen in der Ecke lag, während Adam und Guy sich gepflegt unterhielten; ich konnte nicht glauben, dass ein Mann wie Adam sich für mich interessieren könnte. Dass er mich begehrte und sogar das Risiko in Kauf nahm, erwischt zu werden. Er war gebildet, lustig und attraktiv, und er hatte – Herr im Himmel! – jede Menge Geld. Er hatte alles, was ich nicht hatte. Was ich nie, niemals im Leben erreichen würde.
    Noch bevor ich wusste, wie mir geschah, war er in mich eingedrungen. Er bewegte sich, und ich keuchte. Das Ganze war dreckig und aufregend und gehetzt. Und als ich unter den süßen Qualen für einen Augenblick die Augen öffnete, sah ich ein Gesicht im Türrahmen, das mich, das uns betrachtete.
    Und dann war es weg.

9
    E s ist schon fast neun Uhr. Ich habe im Tierheim angerufen und gesagt, dass ich erst um … Eigentlich habe ich mich nicht festgelegt. Heute bleibt meine Bürotür geschlossen, heute wird es keine Tiervermittlung geben.
    Ich muss alle Adoptionen genehmigen. Ich führe Hausbesuche durch, um sicherzustellen, dass wir unsere Katzen und Hunde nicht in irgendwelche Dreckslöcher abgeben. Und ich habe eine persönliche Regel, derzufolge niemand von uns einen Hund bekommt, der mehr als einen Hund bei uns abgeliefert hat. Mir ist egal, ob seine persönlichen Lebensumstände sich geändert haben, mir ist egal, dass er jetzt wieder mehr Zeit hat und dass es ihm aufrichtig leidtut, sein letztes Tier abgegeben zu haben. Nach dem zweiten Versuch ist bei uns Schluss.
    Joe stellt eine Tasse Tee auf den Nachttisch und küsst mich schnell auf den Scheitel. Ich setze mich auf und führe den Tassenrand an meine Lippen, aber meine Hände zittern zu stark, als dass ich trinken könnte.
    Eben hat er einen Anruf erhalten und erfahren, dass ein Polizist auf dem Weg zu uns ist, um uns zu vernehmen. Ich habe protestiert. Ich habe zu Joe gesagt, dass wir rein gar nichts wissen und dass wir eher behilflich sein können, indem wir uns an der Suche nach Lucinda beteiligen.
    Aber Joe strich über meine Wange und sagte: »Die müssen mit uns reden. Mach dir keine Sorgen, das wird halb so schlimm.« Wie immer hatte er verstanden, was ich eigentlich meinte. Er wusste, was ich eigentlich sagen wollte: Ich möchte nicht verhört und beschuldigt werden. Bitte gebt nicht schon wieder mir die Schuld.
    »Ach, komm«, sagt Joe. »Am besten, du gehst jetzt nach unten. Die werden sich kaum mit dir unterhalten wollen, wenn du im Bett liegst.«
    Wir gehen hinunter in die Küche, und sofort geht die Klingel.
    Joe öffnet die Tür, und ich höre eine Frauenstimme.
    »Mr Kallisto? Hallo, ich bin Detective Constable Aspinall.« Joe murmelt etwas, und Sekunden später steht eine fremde Frau in meiner Küche. Die drei Hunde kommen sofort angelaufen, schnüffeln und bedrängen sie. Ich entschuldige mich, aber noch bevor ich die Tiere verscheuchen kann, sagt sie: »Das ist schon in Ordnung. Ich mag Hunde.«
    Joe sagt, das Wasser für den Tee sei bereits aufgesetzt, ob sie eine Tasse wolle? Sie nimmt die Einladung an. Stark, bitte, mit eineinhalb Löffeln Zucker.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragt sie, denn sie kann mir vom Gesicht ablesen, dass ich am Boden zerstört bin. Ich weine, ohne es zu merken. »Wie ich hörte, sind Mr und Mrs Riverty davon ausgegangen, dass ihre Tochter die Nacht hier verbracht hat. Ist das richtig?«
    Ich nicke bekümmert, setze mich und bedeute ihr mit einer Geste, es mir gleichzutun. Auf dem Tisch aus gebürstetem Kiefernholz sind immer noch die Überreste vom Frühstück zu sehen, Zuckerkörner und Ringe von Tassen und Gläsern. Als mein Ellenbogen eine klebrige Stelle berührt, hebe ich ihn an und stütze mich woanders auf.
    »Es ist meine Schuld«, sage ich, und sie schweigt.

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