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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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Spielfeld hinter der örtlichen Middleschool statt. Sie trafen drei Minuten vor Spielbeginn ein. Ryan stürzte aus dem Wagen und rannte zu seinen Mannschaftskameraden, die sich um Ben Branton scharten. Bens Sohn spielte auf der dritten Base, und sein Familienunternehmen, Branton Cleaners, sponserte die Mannschaft.
    Morelli sah, wie Ami ihren Sohn beobachtete und lächelte.
    »Er ist ein richtiger Wildfang.«
    Ami erwiderte sein Lächeln. »So schlimm ist er gar nicht. Er ist einfach nur so aufgeregt.«
    Ben Branton sah Morelli und winkte ihn zu sich. Die beiden Männer hatten sich bei Ryans letztem Spiel kennengelernt.
    »Dan, können Sie mir einen Gefallen tun? Normalerweise hilft mir Rick Stein aus, aber sein Andy ist krank, deshalb kommt er heute nicht. Könnten Sie heute als mein Assistenztrainer einspringen?«
    »Kein Problem. Was soll ich tun?« Brandon reichte Morelli einen Plan auf einem Klemmbrett und einen Kugelschreiber. Er erklärte Morelli gerade seine Aufgabe, als der Schiedsrichter die Trainer auf das Spielfeld rief. Ami setzte sich zwischen zwei andere Mütter.
    Ryans Mannschaft gelang im zweiten Inning ein Homerun. Zwei Innings später glich das andere Team aus. Ami jubelte wie die meisten anderen Eltern, als Ryan ein guter Schlag gelang. Die einzige Ausnahme bildetet Barney Lutz. Lutz war ein schwerer Mann mit einem Bierbauch und breiten Schultern, die er seiner Arbeit auf dem Bau verdankte. Sein schwarzer Bart und seine finstere Miene schüchterten Ryan ein. Barneys Sohn Tony war ebenfalls ein ziemlich Brocken und niemand mochte ihn oder seinen Vater. Sie waren Rowdys und schlechte Verlierer. Ben Branton musste ständig Tonys Attacken gegen seine Gegenspieler und sogar seine eigenen Mannschaftskameraden unterbinden. Bei Spielen stand Barney meistens hinter dem Backstop, verhöhnte die gegnerische Mannschaft oder kommandierte Tony und seine Mitspieler herum. Ben Brantons Versuche, Barney zu mäßigen, verhallten häufig ungehört.
    Der Ärger begann im fünften Inning, als Tony eine Base eroberte und versuchte, eine zweite zu erlaufen. Ben befahl Tony, auf der ersten Base zu bleiben, aber sein Vater blaffte ihn an, er solle es versuchen. Tony war fett und viel zu langsam. Der rechte Feldspieler warf den Ball zum zweiten Basemann, der alle Zeit der Welt hatte, den Wurf zu fangen. Tony sah, dass er beim zweiten Base rausgeworfen werden würde und wusste, dass er es auch nicht mehr rechtzeitig zum ersten zurück schaffen würde. Frustriert wurde er kurz vor der zweiten Base langsamer. Als der zweite Basemann versuchte, ihn abzuschlagen, streckte Tony beide Hände aus. Der Junge war gerade halb so groß wie Tony, und der Stoß schleuderte ihn auf den Rücken. Der Schiedsrichter und beide Trainer liefen auf das Spielfeld, um nachzusehen, ob der Junge verletzt war. Das Kind weinte zwar, aber mehr vor Schreck denn vor Schmerzen. Während sich sein Trainer um den Jungen kümmerte, nahm Ben Tony beiseite und schimpfte ihn aus.
    Zwei Polizisten beobachteten das Spiel. Ami hatte gesehen, dass einer von ihnen den Werfer der gegnerischen Mannschaft angefeuert hatte, und vermutete, dass er der Vater des Jungen war. Die Beamten schlenderten zum Rand des Innenfelds, während Barney Lutz zu Ben stampfte. Morelli stand ein Stück abseits und sah gelassen zu.
    »Das war einfach schrecklich!« sagte Ben Branton zu Tony, als Barney Lutz neben ihm auftauchte. Ben sah ihn über Tony hinweg an.
    »Ich lasse Tony heute nicht mehr spielen«, erklärte er, »und nächste Woche wird er auch nicht aufgestellt.«
    »Unfug! Mein Junge spielt einfach nur aggressiven Baseball. Der zweite Basemann hat unfair blockiert.«
    Ben Branton war ein schlanker, intellektuell wirkender Mann, der gut zehn Zentimeter kleiner war als Barney Lutz, aber er ließ sich nicht einschüchtern.
    »Ich nehme Tony raus.«
    »Nein, das machst du nicht!«
    »Das muss ich, Barney. Er sucht immer nur Streit. Damit gibt er den anderen Kindern ein sehr schlechtes Beispiel.«
    »Hör zu, mein Junge hat einfach nur mehr Mumm als andere. Wenn diese verwöhnten Gören genauso hart spielen würden wie Tony, würden wir auch mal ein paar Spiele gewinnen.«
    »He!« mischte sich Morelli ein. »Könnten Sie sich vielleicht ein bisschen zurückhalten? Hier sind Kinder!«
    Barney Lutz starrte Morelli böse an. »Mit dir rede ich gar nicht, also verpiss dich!«
    »Barney«, fuhr Branton fort, »ich muss Tony für den Rest des Jahres herausnehmen, wenn du nicht

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