Die Schuld wird nie vergehen
Sie klang erschöpft. »Und Randolph hat auch recht.«
Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf in den Nacken
»Ich bin eine ehemalige Psychiatriepatientin und habe nicht den geringsten Beweis dafür, dass diese Einheit jemals existierte. Es gab ohnehin nie viele Beweise, weißt du? Nur ein paar Seiten, und selbst die sind verschwunden.«
»Du siehst vollkommen fertig aus. Gehen wir schlafen! Morgen früh denkst du klarer. Du wirst herausfinden, was du tun musst, wenn du dich erholt hast.«
»Er wird gewinnen, Sam. Er gewinnt immer, und das wird er auch diesmal. Ich kann ihn nicht aufhalten. Das konnte ich noch nie. Keiner kann das.«
Vanessa ballte die Fäuste und riss die Augen auf. Ihr Blick kochte vor Wut. »Weißt du, wie mein Vater sich seine ersten Sporen bei den Geheimdiensten verdient hat?«
»Nein.«
»Daddy wurde sehr rasch befördert, und zwar seit Anfang 1964, kurz nach dem Attentat auf Kennedy.«
Sam sah sie fassungslos an. »Du glaubst doch nicht...?«
»Ich glaube, dass meine Mutter es wusste. Außerdem glaube ich, dass er sie deshalb umgebracht hat. Er wollte verhindern, dass sie jemals die Wahrheit über das erzählte, was damals in Dallas passiert ist.«
»Hat deine Mutter dir gesagt, sie glaube, dein Vater hätte ... ?« Sam brachte den Satz nicht zu Ende.
»Am Todestag von Kennedy war sie immer sehr aufgewühlt. Wenn ich wissen wollte, was sie habe, weigerte sie sich, es mir zu sagen. Und sie schien eine Todesangst zu bekommen, wenn ich die Frage in Gegenwart meines Vaters stellte.«
»Ach, Vanessa.« Sam ließ sich neben sie auf das Sofa fallen und legte ihr den Arm um die Schultern. »Du redest dir da etwas ein. Und du denkst nicht klar.« Vanessas Wut verrauchte ebenso rasch, wie sie gekommen war. Sie legte ihren Kopf auf Sams Schulter und begann zu weinen.
»Ich hasse ihn, Sam. Ich wünschte, er wäre tot.«
3. KAPITEL
Ami Vergano nahm sich ihre Handtasche und schloss die Haustür ab. Ryan stopfte den Baseball in seinen Handschuh und lief zu ihrem Kombi voraus. Ami blieb mit der Hand auf dem Türknauf stehen, als sie überlegte, ob sie das Licht im Wohnzimmer ausgeschaltet hatte. Dann fiel ihr der Beutel mit Ryans Essen ein. Sie schloss die Tür wieder auf und lief in die Küche.
»Wir kommen zu spät, Moni!« rief Ryan besorgt. Das wusste Ami bereits. Sie trug immer noch den blauen Hosenanzug und die graublaue Bluse, die sie auf der Arbeit getragen hatte, weil sie keine Zeit gehabt hatte, sich umzuziehen. Ein Klient hatte sie endlos am Telefon festgehalten, und sie war wie eine Verrückte nach Hause gerast, um Ryan noch rechtzeitig zu seinem Baseballspiel zu bringen. Der Job einer berufstätigen, alleinerziehenden Mutter war nicht leicht. Ryan entschädigte sie jedoch für all die Hetzerei und den Stress. Jedes Mal, wenn sie anfing, sich zu bemitleiden, schaute Ami ihren Sohn an, und ihr wurde wieder bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatte, trotz allem, was passiert war.
Nach ihrem Juraexamen hätte sich Ami niemals träumen lassen, dass sie jemals in so eine schwierige Lage kommen würde. Sie war mit Chad Vergano verheiratet, der Liebe ihres Lebens, und gerade von einer kleinen Kanzlei in Portland eingestellt worden. Als Ryan geboren wurde, sah ihre Zukunft rosig aus. Doch das Leben versteht es, böse Streiche zu spielen. Als Ryan fünf war, starb Chad bei einem Motorradunfall. Sie hatten nur eine kleine Lebensversicherung abgeschlossen, und weder ihre noch seine Eltern waren finanziell sonderlich gut gestellt. Also musste Ami von ihrem kleinen Gehalt bei der Kanzlei leben. Wenig später wurde die Kanzlei aufgelöst. Ami fand wegen der angespannten Wirtschaftslage keinen Job in einer neuen Kanzlei und war gezwungen, sich selbständig zu machen. Gute Freunde vermittelten ihr ab und zu Fälle, so dass sie sich allmählich einen Stamm von Klienten aufbauen konnte. Als alleinerziehende Mutter konnte sie jedoch nur selten Mandanten oder Fälle annehmen, die zu viel von ihrer Zeit in Beschlag nahmen. Deshalb musste sie mit einem schmalen Budget haushalten und beten, dass sie niemals ernstlich krank wurde.
Ami stieg in den Wagen. »Fahr endlich los!« rief Ryan ungeduldig, während sie den Sicherheitsgurt anlegte. Daniel Morelli sprang auf den Rücksitz. Eigentlich hätte der Erwachsene neben Ami sitzen sollen, aber Daniel war ein gutmütiger, einfühlsamer Mensch. Er wusste, wie gern Ryan vorn saß und tat, als wäre er der Mann im Haus.
Das Baseballspiel fand auf dem
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