Die Schuld wird nie vergehen
dass er mich in ein Irrenhaus schaffen würde, wenn ich nicht aufhörte, solche böswilligen Verleumdungen zu verbreiten. Er sagte, er würde mich unter Beruhigungsmittel setzen und in eine Zwangsjacke stecken und ich würde den Rest meines Lebens in der Gummizelle verbringen.«
»Dein Vater ist General?«
Vanessa nickte.
»Damit käme er aber doch ganz sicher nicht durch, ich meine, wenn er dich ohne Grund einsperren ließe?«
»Du hast keine Ahnung, wie mächtig mein Vater ist. Also habe ich aufgegeben, und er hat mich nicht weiter beachtet. Er ist ohnehin nicht viel zu Hause. Die meiste Zeit verbringt er in Washington, und ich kann hier tun und lassen, was ich will. Solange ich ihn nicht in Verlegenheit bringe oder ihn verärgere.«
Vanessa bog von der Hauptstraße ab und blieb vor einem hohen schmiedeeisernen Tor stehen. Sie tippte einen Code in eine Tastatur, und die Flügel schwangen auf. Hinter dem Tor verlief der Weg durch eine von Bäumen gesäumte Wiese bis zu einem Hügel. Von dort aus hatte man einen wundervollen Blick auf den Ozean und die riesige Villa im Spanischen Stil mit einem roten Ziegeldach. Carl war einem solchen Anwesen noch nie so nahe gekommen. Das Haus war so weiß wie Schnee und größer als sein Apartmenthaus. Die Balkone vor den Fenstern im ersten und zweiten Stock waren mit frischen Blumen geschmückt. Rechts vom Haus befand sich ein Stall. Carl hatte oft davon geträumt, wie es wäre, reich zu sein, aber so etwas hätte er sich niemals ausmalen können
»Hier lebst du?« fragte er fast ehrfürchtig. »Das ist dein Haus?«
»Süßes Heim, Glück allein«, sang Vanessa, als sie auf eine kreisförmige Zufahrt einbog und vor einer riesigen, geschnitzten Tür bremste, die von einem Patio beschattet wurde. Als sie anhielt, schwang die Tür auf, und ein Mann mit einer weißen Jacke und einer schwarzen Hose begrüßte sie. Vanessa warf ihm die Wagenschlüssel zu.
»Ich bleibe heute Abend hier, Enrique«, erklärte sie und führte Carl ins Haus. Die Tür schloss sich und schnitt das mächtige Dröhnen des Motors der Corvette ab, als Enrique den Wagen in die Garage chauffierte.
»Darf ich mal telefonieren? Meine Mom macht sich bestimmt Sorgen, wenn ich nicht anrufe.«
In der riesigen Eingangshalle stand ein Telefon auf einem von Intarsien geschmückten Tischchen. Carl rief im Büro seiner Mutter an und erwischte sie, als sie im Gehen begriffen war. Vanessa hörte zu, wie er erklärte, dass er im Haus einer Freundin war, die ihn später nach Hause fahren würde. Sie tippte ihm auf den Arm. Er bat seine Mutter, einen Moment zu warten, und brach in Schweiß aus, als Vanessa ihm etwas ins Ohr flüsterte.
»Ich ... Ich bin eingeladen worden, hier zu übernachten. Ist das für dich in Ordnung?«
Nachdem er sich ein paar ernste Worte über Benehmen und Pünktlichkeit angehört hatte, legte Carl auf.
»Bleibst du?«
»Mom ist begeistert, dass ich mich endlich mit jemanden aus St. Martins angefreundet habe.«
»Ich wünschte, mein Vater würde sich einen Deut darum scheren, mit wem ich zu tun habe.« Carl sah sich in der Eingangshalle um. Sie war mit rötlichen Fliesen ausgelegt. Die Hauptattraktion waren jedoch der gewaltige Kristalllüster und die geschwungene Marmortreppe.
»Es ist noch zu früh zum Dinner«, erklärte Vanessa. »Hast du Lust zu schwimmen?«
»Ich habe keine Badehose dabei.«
Vanessa warf ihm einen anzüglichen Blick zu. »Mach dir darüber keine Gedanken.«
Als Carl errötete, lachte sie. »Wir haben Badehosen im Poolhaus. Lass deine Schultasche einfach hier und komm mit.«
Sie ging voran durch ein großes, sonnendurchflutetes Wohnzimmer zu mehreren großen, gläsernen Flügeltüren. Vanessa öffnete eine, und Carl trat auf eine geflieste Terrasse hinaus, die an einen Rasen grenzte, der sie von einem fünfundzwanzig Meter Becken trennte. Auf der anderen Seite des Beckens befanden sich zwei Umkleidekabinen. Vanessa zeigte ihm die für Männer und verschwand in der anderen. Zehn Minuten später kam Carl in schwarzen Boxershorts heraus. Vanessa räkelte sich auf einer Liege. Sie trug einen winzigen, gelben Bikini. Beim Anblick ihres schlanken, gebräunten Körpers verschlug es Carl fast den Atem. Ihr Bauch war flach, leicht muskulös, und ihre langen Beine waren wundervoll glatt. Er fühlte, wie er eine Erektion bekam, und kämpfte mit aller Macht dagegen an. Vanessa ließ sich nicht anmerken, ob sie seinen Zustand bemerkt hatte. Sie stand auf und nahm ein T-Shirt und
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