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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
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ein Sweatshirt für Carl von einer Liege, zwei große Flanellhandtücher und ein großes Strandtuch.
    »Ab ins Meer!« Sie ging zum anderen Ende des Rasens und führte ihn über eine verwitterte Holztreppe von den zerklüfteten Klippen hinab zu einem schmalen Strand hundert Meter tiefer. Es herrschte Flut, so dass große Wellen an den Strand brandeten. Vanessa breitete das Badetuch auf dem Sand aus, warf alles darauf, was sie in der Hand hatte, und rannte ins Wasser. Dann stürzte sie sich kopfüber in eine Welle und kraulte routiniert in die Brandung. Carl tauchte in eine Welle und machte einige kräftige Schwimmzüge, um sich aufzuwärmen. Als er auf der anderen Seite der Welle herauskam, war von Vanessa nichts mehr zu sehen. Er drehte sich suchend um, während er mit einer plötzlichen Panik kämpfte. Plötzlich tauchte Vanessa graziös wie ein Delphin unmittelbar vor ihm aus dem Wasser auf, schlang ihre Arme um seinen Hals und zog ihn an sich. Ihr Kuss überraschte Carl, aber er überwand seinen Schreck sehr schnell, als sie ihn noch einmal küsste.
    Carl hatte Vanessa begehrt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Er konnte einfach nicht glauben, dass sie ihn auch wollte, aber wie sonst sollte er erklären, dass sie sich an ihn klammerte, ihre langen Beine um seine Taille schlang und ihre wunderschönen Brüste an seine Brust drückte?
    Vanessa unterbrach den Kuss und tauchte ab. Carl blieb benommen vor Begehren zurück. Als sie wieder auftauchte, war sie fast schon am Ufer. Carl schwamm ihr nach. Als er aus der Brandung stieg, trug sie bereits ihr T-Shirt.
    »Ich friere«, sagte sie und warf ihm Handtuch und Sweatshirt zu. »Gehen wir hinein!«
    Carl folgte ihr. Er fürchtete sich davor zu sprechen. Der Anblick, wie sich Vanessas Po unter dem T-Shirt rhythmisch bewegte, als sie die Treppen hinaufging, überwältigte ihn beinahe. Er konnte vor Verlangen kaum noch klar denken. Er riss den Blick von Vanessa los, weil er Angst hatte, zu stürzen, wenn er sich nicht auf die schmalen Stufen konzentrierte.
    Sie gingen ins Haus. Vanessa führte ihn die geschwungene Treppe hinauf in den zweiten Stock.
    »Das ist dein Zimmer«, sagte sie und öffnete die Tür zu einem Gästezimmer. Carl ging hinein, und Vanessa folgte ihm. Der Raum war mit einer Kommode, zwei Couchtischen, einer Bodenlampe und einem breiten Bett möbliert
    »Wir essen frühestens in einer Stunde.« Vanessa schloss die Tür und streifte sich das T-Shirt über den Kopf. »Was fangen wir bis dahin nur an?«
    Carl wachte lange vor Tagesanbruch auf. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren und um sich zu vergewissern, dass er gestern nicht geträumt hatte. Der Beweis dafür lag neben ihm; nackt, mit zerwühltem Haar und so schön, dass es fast weh tat. Carl kroch aus dem Bett und streifte sich die Badehose und das Sweatshirt über, die Vanessa ihm geliehen hatte. Während Vanessa weiter schlief, ging Carl über die Treppe der steilen Klippe hinab zum Strand. Er brauchte Zeit, um zu sortieren, was da zwischen ihm und Vanessa passiert war. Dafür benötigte er einen klaren Kopf.
    In wenigen Stunden würde die Sonne Kaliforniens alles in ihr glühendes Licht tauchen, aber um diese frühe Zeit ging sie gerade erst auf. Die Klippen warfen ihren kühlenden Schatten auf den Strand. Carl dehnte sich zwanzig Minuten, bevor er seine Katas übte, Karateübungen, die eher an einen Tanz erinnerten. Jede Kata war ein ritueller Kampf gegen einen imaginären Gegner. Die einzelnen Bewegungen einer Kata mussten in einer besonderen Reihenfolge ausgeführt werden. Carl mochte diese Übungen fast noch lieber als einen echten Kampf. Für ihn waren sie mehr als eine Übung. Sie waren ein Ritual, das eine gewisse formale Sicherheit in sein Leben brachte, das von seiner Geburt an durch Unsicherheiten geprägt war.
    Carl bewegte sich knapp außerhalb der Wellen über den Sand. Jede Kata war komplexer als die davor, und er absolvierte sie dreimal, wobei er die Geschwindigkeit allmählich steigerte. In Zeitlupe und bei halber Geschwindigkeit flössen die Katas sanft dahin, und ihre Bewegungen gingen elegant ineinander über. In voller Geschwindigkeit jedoch schienen Carls Arme und Beine zu verschwimmen, doch er selbst sah jeden Schlag, jeden Tritt und jeden Block ganz deutlich vor sich. Als er übte, verblassten das Meer, der Strand und die aufgehende Sonne, bis nur noch der Schlag existierte, den er gerade ausführte.
    Carl schwitzte am ganzen Körper, als er seine letzte

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