Die Schuld wird nie vergehen
erzählt hatte, wie einfach sie zu Carl vorgelassen worden war
Der Aufzug hielt. Vanessa ließ Ganett vorausgehen. Ihr war schwindlig, und sie hoffte, dass der Arzt nicht merkte, wie sie schwitzte.
»Hallo, James«, begrüßte Ganett den schlanken Schwarzen hinter dem Empfangstresen.
»Guten Abend, Dr. Ganett.«
»Das ist Sheryl Neidig. Sie arbeitet bei einer Produktionsfirma in Hollywood. Die wollen einen Film über diese Little-League-Sache drehen.«
»Im Ernst?«
»Dr. Ganett wird unser technischer Berater.« Vanessa warf James ihr strahlendstes Lächeln zu.
»Lassen Sie uns bitte hinein?« bat Ganett. »Sheryl muss für den Drehbuchautor ein paar Fotos von der Station machen.«
Vanessa fragte sich, ob der Pfleger ihre Tasche durchsuchen würde. Sie war überzeugt, dass sie zu ihrer Waffe greifen konnte, bevor er reagieren konnte.
»Klar doch.« James grinste Vanessa an. »Wenn Sie noch ein paar Statisten brauchen - ich stehe jederzeit zur Verfügung.«
»Ich werde daran denken«, antwortete sie, während James in sein Funkgerät sprach. Einen Moment später öffnete ein anderer Pfleger die Tür von innen. Er war groß und blond und hatte die Statur eines Gewichthebers.
»Wie kommt man eigentlich hier wieder heraus?« fragte Vanessa lachend. »Ich würde hier nur ungern übernachten.«
»Mack hat die Schlüssel zu unserem Himmelreich, stimmt's, Mack?« fragte Dr. Ganett.
»Keine Sorge«, antwortete Mack grinsend. »Wir lassen Sie schon wieder raus. Vielleicht.«
Vanessa lachte und stellte Ganett eine weitere Frage, die er beantwortete. Anschließend schilderte er ihr, welche Art von Patienten sie auf der geschlossenen Abteilung behandelten, während Mack sie über den Korridor zum Zimmer von Carl Rice führte.
»Wie öffnen Sie diese Türen?« fragte Vanessa, als sie den Polizisten vor Carls Tür beinahe erreicht hatten. Es kostete sie ungeheure Mühe, gelassen zu klingen.
Der Pfleger zog einen Schlüsselbund heraus. »Wie der Doktor schon sagte: Ich habe die Schlüssel zum Himmelreich.«
»Öffnen diese Schlüssel alle Zimmer?«
»Es gibt einen Hauptschlüssel«, erwiderte Mack und zeigte ihn ihr.
Mittlerweile standen sie vor Carls Zimmer. Ganett stellte Vanessa als »Dame vom Film« dem Beamten vor und erklärte ihm, was sie auf der Station wollten. Der Polizist war sichtlich beeindruckt.
»Darf ich einen Blick in das Zimmer werfen?« fragte Vanessa den Polizisten.
»Klar.«
Vanessa schaute durch das kleine Fenster im oberen Drittel der Tür. Carl lag in seinem Bett und starrte sie an, ließ sich jedoch nicht anmerken, ob er sie erkannte. Sie trat von der Tür zurück.
»Könnte ich jetzt einen Blick in eines der leeren Krankenzimmer werfen?« fragte Vanessa. Mack sah Ganett an, und der nickte. Der Pfleger schloss die dicke Metalltür des angrenzenden Zimmers auf. Es war mit dem von Carl identisch, bis auf das Bett, auf dem nur eine blanke Matratze lag. Als sie hineingingen, stellte Vanessa Ganett und dem Pfleger ein paar Fragen. Dann hielt sie inne, als wäre ihr gerade eine interessante Idee gekommen.
»Officer!« rief sie dem Polizisten zu. »Könnten Sie kurz hereinkommen? Dann mache ich ein Foto für den Drehbuchautor. Er will sicher den Kostümbildnern Morellis Pfleger und Wächter beschreiben.« »Klar«, gab der Polizist zurück. Er war zu allem bereit, was ihn, wenn auch nur kurz, von der monotonen Aufgabe erlöste, ein verschlossenes Krankenzimmer zu bewachen.
Vanessa atmete so schnell, dass sie überzeugt war, der Polizist müsste es hören, als er an ihr vorbei ging. Als die drei Männer in dem Zimmer standen, schloss Vanessa einen Moment die Augen, um sich zu sammeln, aber sie zitterte immer noch, als sie die Pistole aus ihrer Tasche zog.
Die Männer starrten sie verständnislos an. Dann griff der Cop nach seiner Waffe.
»Ich schieße, wenn Sie Ihre Waffe anfassen.« Es überraschte Vanessa, wie ruhig sie klang. »Wenn Sie kooperieren, passiert keinem etwas!«
Die Zeit schien stillzustehen, während die drei Männer überlegten. Vanessa betete, dass sie nicht angreifen würden. Sie wusste nicht, ob sie wirklich fähig war, den Abzug zu betätigen.
Der Beamte erstarrte, aber Mack sah aus, als wollte er sie gleich anspringen.
»Tun Sie's nicht, Mack.« Vanessa richtete die Mündung ihrer Waffe auf seinen Bauch. »Ich möchte Sie nicht töten.«
Mack zögerte, und Vanessa wusste, dass sie gewonnen hatte.
»Legen Sie sich auf den Bauch und spreizen Sie Arme und
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