Die Schuld
Überlebensplan für das Unternehmen vorstellte, schließlich hatte er ihn sich ausgedacht.
Aber Babcock, der Anwalt der Versicherungsgesellschaft, hatte darauf bestanden, dabei zu sein. Nachdem es für seine Mandantin um fünf Millionen Dollar ging, konnte Joel ihn nicht daran hindern.
Gemeinsam betraten sie das Gebäude an der Connecticut Avenue. Im vierten Stock entließ sie der Aufzug in die üppig ausgestatteten, eindrucksvollen Räume der Kanzlei J. Clay Carter II. »JCC« verkündete das große Bronze-Logo, das an einer Wand prangte, die aus Kirschbaum- oder gar Mahagoniholz zu bestehen schien. Die italienischen Designermöbel im Empfangsbereich waren von pfiffiger Eleganz. Hinter einem Glas-Chrom-Schreibtisch saß eine attraktive, effizient wirkende junge Blondine, die sie mit einem Lächeln begrüßte und auf einen Raum hinten im Gang deutete. Ein Anwalt namens Wyatt empfing sie an der Tür, führte sie hinein und übernahm die Vorstellung der Gegenseite. Während Joel und Babcock ihre Aktentaschen auspackten, tauchte scheinbar aus dem Nichts eine weitere höchst ansehnliche junge Dame auf und nahm ihre Kaffeebestellung entgegen. Serviert wurde in silbernem Geschirr. Auf der Kanne und den feinen Porzellantassen war das JCC-Logo eingraviert. »Sagen Sie Mr Carter, dass wir vollzählig versammelt sind«, blaffte Wyatt einen Assistenten an, als sich alle niedergelassen hatten.
Eine peinliche Minute verstrich, während Mr JCC die Versammelten warten ließ. Schließlich hastete er ohne Jackett herein, wobei er über die Schulter noch mit einer Sekretärin sprach. Eindeutig ein sehr beschäftigter Mann. Er ging direkt auf Joel Hanna und Babcock zu und stellte sich vor, als wären sie alle freiwillig und im allgemeinen Interesse zusammengekommen. Dann fegte er um den zweieinhalb Meter breiten Tisch herum und nahm seinen Thron inmitten seines Teams ein.
Der Kerl hat letztes Jahr einhundert Millionen Dollar verdient, dachte Joel Hanna unwillkürlich.
Babcock kam der gleiche Gedanke, aber er erinnerte sich an die Gerüchte, dass der Junge keinerlei Erfahrung mit Zivilverfahren habe. Er hatte fünf Jahre mit Drogensüchtigen am Strafgericht hinter sich, aber nie versucht, vor einem Geschworenengericht auch nur einen Cent zu erstreiten. Hinter der großen Pose entdeckte Babcock Anzeichen von Nervosität.
»Sie sagten, Sie hätten einen Plan«, begann Mr JCC. »Lassen Sie hören.«
Der Überlebensplan war relativ einfach. Die Firma war bereit, ausschließlich für die Zwecke dieser Besprechung zuzugeben, dass sie eine fehlerhafte Charge Portlandzement hergestellt hatte und dass aus diesem Grund bei einer Reihe neuer Häuser im Raum Baltimore die Ziegelverblendungen frisch gemauert werden mussten. Wenn die Hauseigentümer entschädigt werden sollten, ohne dass dies die Firma in den Ruin trieb, brauchte man einen Zahlungsfonds. So schlicht der Plan auch war, Joel benötigte für seine Erläuterungen eine halbe Stunde.
Dann sprach Babcock im Namen der Versicherungsgesellschaft. Er räumte ein, dass bis zu einer Höhe von fünf Millionen Versicherungsschutz bestand, obwohl er solche Informationen in diesem frühen Stadium eines Verfahrens normalerweise für sich behielt. Seine Mandantin und Hannas Firma würden einen gemeinsamen Entschädigungsfonds gründen.
Joel Hanna erklärte, dass sein Unternehmen zwar nicht über ausreichende Barmittel verfüge, jedoch bereit sei, sich hoch zu verschulden, um die Opfer zu entschädigen. »Es war unser Fehler, und wir werden alles tun, um es wieder gutzumachen«, verkündete er mehrmals.
»Wissen Sie genau, wie viele Häuser betroffen sind?«, wollte JCC wissen, und jeder seiner Speichellecker schrieb die Frage mit.
»Neunhundertzweiundzwanzig«, antwortete Joel. »Wir haben uns an die Großhändler gewandt, um die Hauptunternehmer und über diese die für die Maurerarbeiten zuständigen Subunternehmer ausfindig zu machen. Die Zahl dürfte bis auf fünf Prozent genau sein.«
JCC kritzelte etwas auf ein Blatt Papier. »Wenn wir also davon ausgehen«, sagte er, als er damit fertig war, »dass es fünfundzwanzigtausend Dollar kostet, jeden unserer Mandanten angemessen zu entschädigen, kommen wir auf etwas über dreiundzwanzig Millionen Dollar.«
»Wir sind davon überzeugt, dass die Nachbesserung keine zwanzigtausend Dollar pro Haus kosten wird«, wandte Joel ein.
Ein Assistent reichte JCC ein Dokument. »Uns liegen Erklärungen von vier Subunternehmern aus Howard County
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