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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vor, die den Schaden vor Ort besichtigt und dann einen Kostenvoranschlag unterbreitet haben. Der billigste beläuft sich auf achtzehnneun, der teuerste auf einundzwanzigfünf. Der Durchschnitt aller vier Angebote liegt bei zwanzigtausend Dollar.«
    »Die Angebote würde ich mir gern ansehen«, meinte Joel.
    »Vielleicht später. Außerdem gibt es weitere Schäden. Die Hausbesitzer haben Anspruch auf Entschädigung für Frustration, Unannehmlichkeiten, Beeinträchtigung der Lebensqualität und seelische Leiden. Einer unser Mandanten leidet mittlerweile unter schwerer Migräne, einem anderen ist wegen der heruntergefallenen Ziegel ein Gewinn bringender Verkauf entgangen.«
    »Uns liegen Angebote vor, die sich um die Zwölftausend Dollar bewegen«, sagte Joel.
    »Ein Vergleich in dieser Höhe kommt für uns nicht infrage«, erklärte JCC unter allgemeinem Kopfschütteln auf seiner Seite des Tisches.
    Fünfzehntausend Dollar wären ein fairer Kompromiss gewesen. Allerdings wären davon für die Mandaten nur zehntausend übrig geblieben, nachdem JCC sein Drittel abgezogen hätte. Zehntausend Dollar hätten gereicht, um die alten Ziegel zu entfernen und neue liefern zu lassen, aber nicht, um die Maurer zu bezahlen. Zehntausend Dollar hätten die Situation nur verschlimmert: die Mauern bis auf die Rigipsplatten frei gelegt, der Vorgarten eine Schlammwüste und Stapel neuer Ziegel in der Einfahrt, die niemand verbauen wollte.
    Neunhundertzweiundzwanzig Fälle zu je fünftausend Dollar, das bedeutete, rechnete JCC schnell, Honorare in Höhe von 4,6 Millionen Dollar. Neunzig Prozent der Fälle gehörten ihm, auch wenn er einige mit ein paar Anwälten teilen musste, die sich erst später an das Verfahren angehängt hatten. Kein schlechter Verdienst. Das reichte für die neue Villa auf St. Barth, in der Ridley immer noch residierte, die offenbar nicht die geringste Lust verspürte, nach Hause zu kommen. Nachdem er seine Steuern bezahlt hatte, würde nicht mehr viel übrig bleiben.
    Bei fünfzehntausend Dollar pro Anspruch konnte Hanna überleben. Zusätzlich zu den fünf Millionen von Babcocks Mandantin besaß die Firma zwei Millionen Barmittel, die eigentlich für Betriebs- und Geschäftsausstattung eingeplant gewesen waren. Um alle potenziellen Forderungen abzudecken, war ein Entschädigungsfonds von fünfzehn Millionen erforderlich. Die fehlenden acht Millionen konnten bei Banken in Pittsburgh geliehen werden. Aber das waren Informationen, die Hanna und Babcock für sich behielten. Schließlich handelte es sich um das erste Treffen, und es war nicht der richtige Zeitpunkt, alle Karten auf den Tisch zu legen.
    Im Grunde lief alles auf die Frage hinaus, wie viel Mr JCC für seine Bemühungen verlangte. Er konnte einen fairen Vergleich vermitteln, vielleicht seinen eigenen Anteil reduzieren, seine Mandanten schützen, das Überleben einer renommierten alten Firma sichern und das Ganze als Sieg verbuchen.
    Oder er konnte sich für die harte Linie entscheiden, bei der am Ende alle draufzahlten.
32
    M iss Glick klang ein wenig verstört, als sie Clay über die Gegensprechanlage Besucher ankündigte. »Sie sind zu zweit, Mr Carter«, sagte sie praktisch im Flüsterton. »FBI!«
    Neulinge im Schadenersatzgeschäft blicken sich immer wieder verstohlen um, als wären ihre Praktiken irgendwie illegal oder sollten es zumindest sein. Mit der Zeit legen sie sich dann eine Haut zu, die so unempfindlich ist wie Teflon. Clay fuhr schon bei den Buchstaben »FBI« zusammen, musste aber selbst über seine Feigheit lachen. Schließlich hatte er nichts Unrechtes getan.
    Die beiden frisch gestriegelten jungen Beamten, die ihre FBI-Ausweise schwenkten, um eventuelle Beobachter zu beeindrucken, wirkten wie einem Film entsprungen. Der Schwarze hieß Spooner, der Weiße Lohse. »LUSCH« ausgesprochen, nicht »lose« wie »verlieren«. Mit synchronen Bewegungen knöpften sie ihre Jacketts auf, während sie sich in der wichtigen Mandanten vorbehaltenen Besprechungsecke von Clays Büro niederließen.
    »Kennen Sie jemand namens Martin Grace?«, fing Spooner an.
    »Nein.«
    »Mike Packer?«, übernahm Lohse.
    »Nein.«
    »Nelson Martin?«
    »Nein.«
    »Max Pace?«
    »Ja.«
    »Das ist ein und dieselbe Person«, erklärte Spooner.
    »Irgendeine Ahnung, wo er sein könnte?«
    »Nein.«
    »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
    Clay ging zu seinem Schreibtisch, nahm seinen Kalender und setzte sich wieder. Er versuchte, Zeit zu gewinnen, um seine

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