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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Gedanken zu ordnen. Er war nicht verpflichtet, ihre Fragen zu beantworten, und konnte sie jederzeit auffordern, zu gehen und erst wieder zu kommen, wenn sein Anwalt zugegen war. Sollten sie Tarvan erwähnen, war das Gespräch für ihn beendet. »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte er, während er durch die Seiten blätterte. »Das ist schon einige Monate her. Irgendwann Mitte Februar.«
    Lohse führte Protokoll, Spooner stellte die Fragen. »Wo war das?«
    »Beim Abendessen in seinem Hotel.«
    »In welchem Hotel?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Warum interessieren Sie sich für Max Pace?«
    Die beiden wechselten einen raschen Blick. »Es geht um eine Untersuchung der Börsenaufsichtsbehörde«, antwortete Spooner. »Pace hat sich mehrfach des Wertpapierbetrugs und des Insiderhandels schuldig gemacht. Kennen Sie seinen Hintergrund?«
    »Nicht genau. Seine Äußerungen klangen ziemlich vage.«
    »Wie und warum haben Sie sich mit ihm getroffen?«
    Clay warf den Kalender auf den Couchtisch. »Sagen wir, es ging um Geschäfte.«
    »Die meisten seiner Geschäftspartner landen im Gefängnis. Sie lassen sich besser was anderes einfallen.«
    »Das reicht. Warum sind Sie hier?«
    »Zeugenbefragung. Wir wissen, dass er einige Zeit in Washington verbracht und Sie Weihnachten letztes Jahr auf Mustique besucht hat. Wir wissen auch, dass er im Januar, am Tag bevor Sie in Ihrem Verfahren Klage eingereicht haben, Goffman-Aktien leer verkauft hat, und zwar für zweiundsechzig Dollar und fünfundzwanzig Cent. Zurückgekauft hat er sie dann für neunundvierzig und dabei einige Millionen verdient. Wir glauben, dass er Zugang zu einem vertraulichen Bericht der Regierung über ein Medikament von Goffman namens Maxatil hatte und diese Informationen für einen Wertpapierbetrug genutzt hat.«
    »Sonst noch etwas?«
    Lohse hörte auf zu schreiben. »Haben Sie Goffman-Aktien leer verkauft, bevor Sie Klage einreichten?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Haben Sie jemals Goffman-Aktien besessen?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Angehörigen, Kanzlei-Partnern, Mantelfirmen oder Offshore-Fonds, die von Ihnen kontrolliert werden?«
    »Nein.«
    Lohse steckte seinen Stift in die Tasche. Gute Polizisten hielten die erste Begegnung kurz. Sollte der Zeuge/die Zielperson/der Verdächtige im eigenen Saft schmoren, vielleicht unterlief ihm/ihr dann ein Fehler. Die zweite Befragung würde wesentlich länger ausfallen.
    Sie erhoben sich und gingen zur Tür. »Falls Sie von Pace hören, würden wir es gern erfahren«, sagte Spooner.
    »Darauf würde ich an Ihrer Stelle nicht zählen«, entgegnete Clay. Niemals würde er Pace verraten, dafür teilten sie zu viele Geheimnisse.
    »Doch, wir zählen darauf, Mr Carter. Bei unserem nächsten Besuch unterhalten wir uns über Ackerman Labs.«
     
    Nachdem Healthy Living innerhalb von zwei Jahren acht Milliarden Dollar in bar als Entschädigung ausgezahlt hatte, warf die Firma das Handtuch. Das Management war der Ansicht, dass das Unternehmen in gutem Glauben alles getan hatte, um die Katastrophe mit den Skinny-Ben-Diätpillen wieder gutzumachen. Tapfer hatte man sich bemüht, die rund eine halbe Million Betroffenen zu entschädigen. Geduldig hatte man die wilden Attacken gieriger Anwälte durchgestanden, die sich auf Schadenersatzklagen spezialisiert hatten und auf Kosten der Firma reich geworden waren.
    Immer wieder fielen diese Anwälte über das angeschlagene, zusammengeschrumpfte Unternehmen her, das bereits in den letzten Zügen lag. Den Gnadenstoß versetzten ihm zwei nicht abgesprochene Sammelklagen, die von besonders zwielichtigen Anwälten eingereicht wurden. Sie vertraten mehrere tausend »Patienten«, die Skinny Bens genommen hatten, aber nicht unter Nebenwirkungen litten. Diese Leute verlangten Entschädigungen in Millionenhöhe, nur weil sie das Medikament genommen hatten, deswegen jetzt beunruhigt waren und das möglicherweise auch in Zukunft sein würden, was ihre ohnehin angeschlagene emotionale Gesundheit ruinieren konnte.
    Healthy Living beantragte Gläubigerschutz und verabschiedete sich aus dem ganzen Schlamassel. Angesichts der Tatsache, dass drei Unternehmensbereiche bereits vor dem Aus standen und es in Kürze auch die Firma selbst nicht mehr geben würde, konnten ihnen die Rechtsanwälte und deren Mandanten den Buckel herunterrutschen.
    Die Finanzwelt reagierte überrascht, aber niemand war so entsetzt wie die Anwälte, die sich auf Schadenersatzklagen spezialisiert hatten. Nun hatten sie die Gans

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