Die Schuld
der Nähe von St. Maarten übernahm Clay das Ruder, während sein Vater sich dem Biervorrat widmete. Seit etwa acht Stunden war Clay nahe daran, sich zu übergeben, und dass er nun Skipper spielen sollte, verschlimmerte sein Unbehagen noch. Das Leben an Bord war nichts für ihn. Die Welt zu umsegeln barg für ihn nicht die geringste Romantik. Er würde nur ständig die Fische im Ozean füttern. Flugzeuge waren ihm lieber.
Zwei Übernachtungen an Land, und Jarrett zog es wieder aufs Meer hinaus. Sie verabschiedeten sich früh am nächsten Morgen, und der Katamaran verließ unter Motor den Hafen von Gustavia, um Kurs auf ein noch unbekanntes Ziel zu nehmen. Während das Schiff auf das offene Wasser zuhielt, hörte Clay, wie sich sein Vater und MacKenzie zankten.
Ihm war schleierhaft, wie die Immobilienmaklerin den Weg auf die Veranda der Villa gefunden hatte. Als er zurückkam, trank sie jedenfalls dort Kaffee und plauderte mit Ridley. Sie war eine charmante Französin, die angeblich nur vorbeigekommen war, um nach dem Rechten zu sehen, weil sie ohnehin in der Gegend war. Das Anwesen gehörte Kunden von ihr, einem kanadischen Ehepaar, das mitten in einer schmutzigen Scheidung steckte. Und wie ging es Clay und Ridley so?
»Ausgezeichnet«, erwiderte Clay, während er sich setzte. »Ein fantastisches Haus.«
»Traumhaft, nicht wahr?«, stimmte die Maklerin begeistert zu. »Eines unserer schönsten Objekte. Ich habe Ridley gerade erzählt, dass es erst vier Jahre alt ist. Diese Kanadier, die es gebaut haben, waren nur zweimal da, wenn ich mich nicht täusche. Seine Firma geriet in Schwierigkeiten, und sie fing eine Affäre mit ihrem Arzt an. Ziemlich hässliche Geschichte da oben in Ottawa… Deswegen steht es jetzt zu einem sehr günstigen Preis zum Verkauf.«
Ein verschwörerischer Blick von Ridley, und Clay sprach die in der Luft hängende Frage aus. »Wie viel?«
»Nur drei Millionen. Zuerst wollten sie fünf haben, aber das gibt der Markt im Augenblick nicht her.«
Nachdem sie gegangen war, schleppte Ridley ihn ins Schlafzimmer. Normalerweise hatte sie für Sex am Vormittag nicht viel übrig, aber für eine Premiere war es ein beeindruckendes Erlebnis. Am Nachmittag wiederholte sich das Ganze. Als sie in einem eleganten Restaurant zu Abend aßen, konnte sie ihre Hände nicht von ihm lassen. Die mitternächtliche Sitzung begann im Schwimmbecken, setzte sich im Whirlpool fort und endete im Schlafzimmer. Nach einer leidenschaftlichen, aber schlaflosen Nacht stand die Maklerin schon vor dem Mittagessen wieder vor der Tür.
Clay war erschöpft und eigentlich nicht in der Stimmung für einen weiteren Immobilienkauf. Aber Ridley wünschte sich das Haus mehr als alles andere bis dahin, also kaufte er es. Der Preis bewegte sich tatsächlich am unteren Ende der Skala, ein Schnäppchen, das er jederzeit mit Gewinn verkaufen konnte, sobald sich der Markt erholt hatte.
Während sie den Papierkram erledigten, fragte Ridley Clay unter vier Augen, ob es aus steuerlichen Gründen nicht günstiger wäre, das Haus auf ihren Namen eintragen zu lassen. Dabei verstand sie von französischen und amerikanischen Steuergesetzen so viel wie er von georgischem Erbschaftsrecht, sofern so etwas überhaupt existierte. Nur über meine Leiche, sagte er sich im Stillen. »Nein, das funktioniert nicht. Aus steuerlichen Gründen«, erklärte er laut.
Sie wirkte verletzt, überwand ihren Schmerz jedoch schnell, als das Haus in seinen Besitz überging. Clay ging allein zu einer Bank in Gustavia und ließ sich das Geld von einem Offshore-Konto überweisen. Auch die Besprechung mit dem Immobilienanwalt fand ohne Ridley statt.
»Ich würde gern eine Weile hier bleiben«, sagte sie an einem der langen Nachmittage, die sie auf der Veranda verbrachten. Er hatte vor, am nächsten Morgen abzureisen, und war davon ausgegangen, dass sie ihn begleiten würde. »Ich möchte das Haus in Ordnung bringen«, erklärte sie. »Mich mit dem Innenarchitekten treffen. Einfach eine Woche oder so ausspannen.«
Warum nicht?, dachte Clay. Wenn mir das Ding schon gehört, kann man es auch nutzen.
Er selbst flog nach Washington zurück und genoss zum ersten Mal seit Wochen die Einsamkeit seines Hauses in Georgetown.
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