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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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stranguliert, die goldene Eier legte. Als Oscar Mulrooney über das Internet davon erfuhr, schloss er seine Tür. Aufgrund seiner visionären Planung hatte die Kanzlei 2,2 Millionen für Werbung und medizinische Tests ausgegeben. Bis jetzt hatte ihnen das zweihundertfünfzehn legitime Skinny-Ben-Fälle eingebracht. Bei einem Durchschnittsvergleich von hundertachtzigtausend Dollar waren die Fälle mindestens fünfzehn Millionen an Anwaltshonoraren wert, und auf dieser Grundlage errechnete sich auch seine sehnlich erwartete Prämie zum Jahresende.
    In den letzten drei Monaten hatte die Abwicklungsagentur keine seiner Forderungen mehr genehmigt. Gerüchten zufolge war es zu Differenzen zwischen den zahllosen Anwälten und Verbraucherverbänden gekommen. In einigen Fällen gab es Schwierigkeiten, an angeblich verfügbares Geld zu kommen.
    Schwitzend rackerte er sich eine Stunde lang am Telefon ab, rief andere Anwälte an, versuchte, die Abwicklungsagentur und schließlich den Richter zu erreichen. Ein Anwalt in Nashville bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Der Mann betreute mehrere hundert Fälle und hatte in allen vor Oscar Klage eingereicht. »Wir sind angeschmiert«, sagte er. »Die Verbindlichkeiten von Healthy Living sind viermal so hoch wie die Vermögenswerte, und Bargeld ist keins vorhanden. Wir sind richtig angeschmiert.«
    Oscar fasste sich, rückte seine Krawatte zurecht, knöpfte seine Manschetten zu und ging zu Clay, um ihn zu informieren.
    Eine Stunde später setzte er einen Brief an seine zweihundertfünfzehn Mandanten auf. Er machte ihnen keine falschen Hoffnungen. Die Aussichten seien trübe. Die Kanzlei werde den Konkurs und das Unternehmen genau im Auge behalten und sich engagiert um jede nur mögliche Entschädigung bemühen.
    Aber es gebe nicht viel Grund zum Optimismus.
    Zwei Tage später erhielt Nora Tackett ihren Brief. Da der Postbote sie kannte, wusste er, dass, sie umgezogen war. Mittlerweile lebte sie in einem neuen, überbreiten Trailer, der näher an der Stadt stand. Wie immer war sie zu Hause, als er das Schreiben der Anwaltskanzlei, drei Rechnungen und ein paar Werbeprospekte in ihren Briefkasten warf. Wahrscheinlich saß sie vor ihrem neuen Breitbild-Fernseher, sah sich eine Seifenoper an und aß Diätkekse. Sie hatte jede Menge Post von den Anwälten in Washington bekommen, und jeder in Larkin wusste, warum. Zuerst hieß es, sie werde von der Diätpillenfirma eine Entschädigung von einhunderttausend Dollar bekommen, dann steckte sie jemandem von der Bank, dass es wohl eher zweihunderttausend sein würden. Während ganz Larkin darüber sprach, wurde es immer mehr.
    Earl Jeter aus dem südlichen Umland des Ortes verkaufte ihr den Trailer, weil er gehört hatte, dass sie sehr bald fast eine halbe Million bekomme. Außerdem hatte ihre Schwester Mary-Beth einen Schuldschein auf neunzig Tage unterzeichnet.
    Der Postbote wusste, dass das Geld Nora jede Menge Probleme eingebracht hatte. Jeder Tackett im County wandte sich an sie, wenn er eine Kaution brauchte, um aus der Haft freizukommen. Ihre Kinder, besser gesagt: die Kinder, die sie großzog, wurden in der Schule geärgert, weil ihre Mutter so dick und so reich war. Ihr Mann, der seit zwei Jahren nicht mehr in der Gegend gesehen worden war, kam in die Stadt zurück und erzählte beim Friseur, dass Nora die süßeste Frau sei, die er je geheiratet habe. Ihr Vater allerdings hatte gedroht, ihn umzubringen - ein weiterer Grund dafür, dass sie nicht hinausging und die Türe verriegelt hatte.
    Die meisten ihrer Rechnungen waren überfällig. Erst vergangenen Freitag hatte angeblich jemand von der Bank gesagt, dass es keine Anzeichen für irgendeine Entschädigung gebe. Wo blieb Noras Geld? Das war die Frage, die Larkin, Virginia, umtrieb. Vielleicht steckte es in dem Umschlag.
    Nachdem sie sich eine Stunde später vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, watschelte sie vor die Tür. Sie nahm die Post aus dem Kasten und huschte wieder in ihren Trailer.
    Ihre Anrufe bei Mr Mulrooney blieben ohne Reaktion. Seine Sekretärin behauptete, er sei verreist.
     
    Die Besprechung fand spät am Abend statt, als Clay gerade gehen wollte. Sie begann höchst unangenehm und blieb es auch.
    Crittle kam mit saurem Gesicht hereinmarschiert und verkündete: »Unsere Haftpflichtversicherung hat uns soeben den Versicherungsschutz gekündigt.«
    »Was?«, brüllte Clay.
    »Sie haben richtig gehört.«
    »Wieso sagen Sie mir das erst jetzt? Ich

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