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Die Schuld

Titel: Die Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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komme zu spät zu meiner Verabredung.«
    »Weil ich den ganzen Tag mit denen verhandelt habe.« Nach einer kurzen Denkpause warf Clay sein Jackett auf das Sofa und ging zum Fenster. »Warum?«
    »Die Bewertung Ihres Geschäftsgebarens ist nicht gut ausgefallen. Vierundzwanzigtausend Maxatil-Fälle sind ihnen zu viel. Falls etwas schief geht, ist das Risiko zu groß. Nachdem ihre zehn Millionen möglicherweise nur ein Tropfen auf den heißen Stein wären, steigen sie lieber aus.«
    »Können sie das?«
    »Natürlich können sie das. Eine Versicherung kann den Versicherungsschutz jederzeit kündigen. Sie müssen uns eine Erstattung zahlen, aber das sind Peanuts. Wir haben nicht die geringste Deckung.«
    »Die werden wir auch nicht brauchen.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr, aber Sorgen mache ich mir trotzdem.«
    »Bei Dyloft haben Sie sich auch Sorgen gemacht, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Da habe ich mich getäuscht.«
    »Und bei Maxatil auch, Crittle, alter Junge. Wenn Mr Mooneyham in Flagstaff mit Goffman fertig ist, werden sie sich unbedingt vergleichen wollen. Sie stellen jetzt schon Milliarden für Schadenersatz zurück. Haben Sie eine Ahnung, was diese Vierundzwanzigtausend Fälle wert sein könnten? Was schätzen Sie?«
    »Sagen Sie's mir.«
    »Fast eine Milliarde Dollar. Und Goffman kann sich das leisten.«
    »Ich mache mir trotzdem Sorgen. Was, wenn es schiefgeht?«
    »Haben Sie Vertrauen. Solche Dinge brauchen Zeit. Das Verfahren da unten ist für September angesetzt. Danach fließen die Einnahmen wieder.«
    »Wir haben acht Millionen für Werbung und Tests ausgegeben. Können wir nicht wenigstens das Tempo reduzieren? Warum sind Vierundzwanzigtausend Fälle für Sie nicht genug?«
    »Weil sie nicht genug sind.« Lächelnd griff Clay nach seinem Jackett, klopfte Crittle auf die Schulter und ging zum Essen.
     
    Er hatte sich für halb neun mit einem früheren Zimmerkollegen vom College im Old Ebbitt Grill in der Fifteenth Street verabredet. Als sein Handy klingelte, hatte er bereits fast eine Stunde an der Bar gewartet. Sein Bekannter entschuldigte sich: Er sitze in einer Besprechung fest, die ewig zu dauern scheine. Es folgten die üblichen Entschuldigungen.
    Auf dem Weg nach draußen warf Clay einen Blick ins Restaurant und entdeckte Rebecca, die dort mit zwei anderen Frauen zu Abend aß. Er kehrte um, setzte sich wieder auf seinen Barhocker und bestellte noch ein Bier. Erneut hatte sie seine Pläne durchkreuzt. Obwohl er unbedingt mit ihr reden wollte, hatte er nicht vor, sich ihr aufzudrängen. Ein Gang zur Toilette war am unauffälligsten.
    Als er ihren Tisch passierte, blickte sie auf und lächelte sofort. Sie stellte ihn ihren beiden Freundinnen vor, und er erklärte, dass er in der Bar auf einen alten Freund vom College warte, der spät dran sei. Es kann noch eine Weile dauern, tut mir Leid, wenn ich störe. Na, ich muss weiter. Schön, dich zu sehen.
    Eine Viertelstunde später tauchte Rebecca in der überfüllten Bar auf und stellte sich neben ihn. Sehr dicht neben ihn. »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte sie. Sie zeigte mit dem Kopf in Richtung Restaurant. »Die anderen warten auf mich.«
    »Du siehst fantastisch aus«, meinte Clay. Er musste unbedingt herausfinden, wie es ihr wirklich ging.
    »Du auch.«
    »Wo ist Myers?«
    Desinteressiert zuckte sie die Achseln. »Bei der Arbeit. Er arbeitet immer.«
    »Wie ist das Eheleben?«
    »Sehr einsam.« Sie wandte den Blick ab.
    Clay trank einen Schluck. Hätten sie nicht in einer überfüllten Bar gestanden und hätten ihre Freundinnen nicht im Nebenraum auf sie gewartet, dann hätte sie ihm das Herz ausgeschüttet. Es gab so vieles, das sie ihm sagen wollte.
    Mit ihrer Ehe klappt es nicht! Nur mit Mühe konnte Clay ein Lächeln unterdrücken. »Ich warte immer noch auf dich«, sagte er.
    Ihre Augen waren feucht, als sie sich vorbeugte und ihn auf die Wange küsste. Dann war sie ohne ein weiteres Wort verschwunden.
33
    A ls die Orioles ausgerechnet gegen die Devil Rays schier aussichtslos zurücklagen, erwachte Ted Worley aus seinem Nickerchen und überlegte, ob er sofort zur Toilette gehen oder bis zum siebten Inning warten sollte. Er hatte eine Stunde geschlafen, was für ihn sehr ungewöhnlich war, weil er eigentlich jeden Nachmittag pünktlich um zwei ein Nickerchen hielt. Die Orioles waren vielleicht langweilig, aber eingeschläfert hatten sie ihn bis jetzt noch nie.
    Nach dem Dyloft-Alptraum wollte er seine Blase nicht überfordern. Nicht zu

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